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Berlin-Marathon: Von 0 auf 3,5 Stunden?!

Marcel Fürstenau27. September 2014

DW-Reporter Marcel Fürstenau ist leidenschaftlicher Läufer und fiebert dem Berlin-Marathon entgegen. 42,195 Kilometer laufend durch seine Stadt - die Vorfreude bei ihm könnte nicht größer sein.

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Marcel Fürstenau beim Berlin-Marathon
Bild: P. Baumeister

Blauer Himmel, Sonnenschein, 13 Grad - so beginnt der Tag vor dem großen Lauf. Eine letzte lockere Trainingseinheit über die Stolper Heide am nördlichen Stadtrand. Nach knapp zehn Minuten treffe ich meinen Kollegen Dag, der nur ein paar Straßenecken von mir entfernt wohnt "Willst Du einen persönlichen Rekord aufstellen?", fragt er mich. So kurz vor dem Marathon müsse ich doch regenerieren, meint er. Genau deshalb würde ich jetzt diese kleine Runde drehen, entgegne ich. Mehr muss ich dazu nicht sagen, Dag versteht das. Auch er ist Marathoni, wie wir Spezies uns nennen.

Den 41. Berlin-Marathon werden wir beide laufen. Uns verbindet eine langjährige Läufer-Freundschaft. Auch in Leipzig sind wir schon gemeinsam die klassische Distanz über 42,195 Kilometer gelaufen. Es waren aber auch exotische Sachen dabei. Vor rund zehn Jahren haben wir am Funkturm-Lauf teilgenommen. Mehrere hundert Stufen in luftige 147 Meter hoch zu rennen, war ein besonderer Reiz. Zuvor war der Teufelsberg zu bewältigen, mit 120 Metern die höchste Erhebung Berlins. Unter dem üppigen Grün liegt Ruinen-Schutt aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs. So wie diese Gegend Geschichte ist, gehört auch der Funkturm-Lauf der Vergangenheit an. Es gibt ihn leider nicht mehr.

Mit DW-Kollegen durchs Regierungsviertel

Aber uns bleibt ja noch der jährliche Firmen-Lauf, an dem wir mit einem Team der Deutschen Welle teilnehmen. Dag kümmert sich immer um die Organisation. So um die 20 Leute kriegt er jedes Mal für die sechs Kilometer durchs Berliner Regierungsviertel zusammen. Start und Ziel befinden sich dort, wo auch der Berlin-Marathon losgeht und endet: am Brandenburger Tor. Das Gefühl, nach 42 Kilometern durch das berühmte Wahrzeichen der Stadt zu laufen, hat wirklich etwas Erhabenes. Von diesem Gefühl trennen mich jetzt nur noch wenige Stunden.

Lieber mit langärmeligen T-Shirt (l.) laufen oder mit kurzem?
Gar nicht so leicht, sich angesichts großer Temperatur-Unterschiede für das richtige Outfit zu entscheiden...Bild: DW/Marcel Fürstenau

Um 8:45 Uhr fällt am Sonntag der Startschuss. Dann soll der Himmel wieder blau sein und die Sonne scheinen. Frische sieben bis acht Grad sind für diesen Zeitpunkt angekündigt. Bis zur Mittagstunde wird das Thermometer dann aber auf knapp 20 Grad ansteigen. Mir ist das ehrlich gesagt zu warm, für die erwarteten eine Million Zuschauer an der Strecke hingegen ideal. Entsprechend ausgelassen wird unterwegs wieder die Stimmung sein. Das hat etwas Mitreißendes und Aufmunterndes, besonders wenn die Beine immer schwerer werden.

Kopfrechnen für die Endzeit

Hoffentlich macht sich dieses Gefühl nicht allzu früh bemerkbar. Dass es ganz ausbleibt, ist absolut ausgeschlossen. Wenn kurz vor dem Startschuss jeweils zwei Nullen für Stunden, Minuten und Sekunden aufleuchten, sind solche Gedanken noch ganz weit weg. Spätestens nach zehn Kilometern fange ich an, meine mögliche Endzeit hochzurechnen. Besonders gut eignet sich auch die 14-Kilometer-Marke. Dann multipliziere ich die Zeit mit drei. Um die angestrebte Zeit von knapp drei Stunden und 30 Minuten zu erreichen, sollte ich also für das erste Drittel der Strecke nicht länger als 70 Minuten benötigen. Und ich müsste das Tempo halten…

Die Qual der Wahl beim Marathon: Lange Hose und Kniestrümpfe (i.) oder kurze Hose und Socken
...ich tendiere trotz sieben, acht Grad beim Start zur rechten Variante oder einem Mix aus beidem.Bild: DW/Marcel Fürstenau

Die richtige Zeiteinteilung spielt übrigens auch schon vor dem Start eine wichtige Rolle. Zu knapp sollte man nicht im provisorischen Läuferdorf vor dem Reichstag eintreffen, denn das Gedränge ist bei 40.000 Teilnehmern groß. Also rechtzeitig mit der S-Bahn losfahren. Ich werde den Zug kurz vor sieben Uhr nehmen. Knapp 30 Minuten wird die Fahrt dauern. Vielleicht höre ich zur Entspannung noch ein paar Takte Musik. Auf meinem Ipod habe ich die Auswahl zwischen über 1000 Titeln. An Tagen wie diesen tendiere ich zu Songs wie "Pushed again" von den "Toten Hosen" oder "Highway to Hell" von "AC/DC".

Startnummer 3176 gehört zu Marcel Fürstenau.
Die Nummer zum Namen.Bild: DW/Marcel Fürstenau

Unterwegs ist Musik mit Stöpsel im Ohr für mich allerdings tabu. Dann will ich die sagenhafte Atmosphäre an der Strecke genießen. Und da gibt's auch jede Menge Live-Musik, von Spielmannszügen über Samba-Gruppen bis zu Jazz-Formationen. Und mal sehen, welche fetzigen Rhythmen sich die Veranstalter dieses Mal für die Zeit unmittelbar vor dem Start einfallen lassen. Dann stehen wir Läufer erwartungsvoll in den nach Zielzeiten aufgeteilten Blöcken. Meiner hat den Buchstaben E. "The final Countdown" von "Europe" ist so ein typischer Song am Start eines Marathons. Ist natürlich passend und einpeitschend. Ich hoffe trotzdem auf etwas Neues, Überraschendes. Wie wär's mit "Start me up!" von den "Rolling Stones"?