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Bald auch Fracking in Deutschland?

25. Februar 2013

Bisher fehlte eine klare Handhabe: Nun will die Bundesregierung die umstrittene Gas- und Ölförderung aus tiefen Gesteinsschichten auch in Deutschland zulassen. Der vorliegende Gesetzentwurf setzt allerdings enge Grenzen.

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Arbeiter an Gasförderanlage (Foto: AP)
Bild: AP

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) haben sich auf einen Verordnungsentwurf für das umstrittene Gas-Fracking verständigt. Eine Erschließung von Erdgas-Quellen in Trinkwasserschutzgebieten soll danach ausgeschlossen und eine Umweltverträglichkeitsprüfung bei allen Vorhaben zur Pflicht werden, wie aus einem Schreiben der Minister an Fraktionsexperten hervorgeht. Dazu soll es eine Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes geben. Die Verordnung zur neuen Gasförderung soll noch vor der Sommerpause in Kraft treten.

Altmaier sieht nur begrenztes Fracking

Gas wird bereits seit Jahren in Deutschland gefördert. Bisher fehlte jedoch eine klare Regelung zur Ausbeutung von Gasvorkommen in tiefen Schiefergesteinsschichten. Das Fracking wurde bislang nicht angewandt, seit Jahren gibt es allerdings Testbohrungen. Bei der neuen Fördertechnik wird mit hohem Druck unter Einsatz von Wasser, Sand und Chemikalien das Gestein so aufgebrochen, dass das Gas entweichen kann.

Altmaier hatte zuletzt immer wieder betont, er sehe nur sehr begrenzte Chancen für das Fracking in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich skeptisch. Der Bundesrat hat gefordert, den Einsatz umweltgefährdender Substanzen beim Fracking solange komplett zu verbieten, bis die Risiken restlos geklärt sind. 

Das Umweltbundesamt schätzte in einer Studie 2012, dass sich allein mit den vermuteten Schiefergasvorkommen der deutsche Gasbedarf für 13 Jahre decken ließe. Da aber 14 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiete ausgewiesen sind, dürfte das Potenzial weit geringer sein.

Die Auswirkungen auf die Umwelt durch diese Art der Gasgewinnung gelten als noch wenig erforscht. Umweltexperten, aber auch Bürger befürchten durch den Einsatz von Chemikalien beim Aufbrechen des Gesteins eine Verseuchung des Trinkwassers.

Fracking in den USA

In den USA boomt das Fracking seit Jahren. Präsident Barack Obama hatte im Wahlkampf offen für diese Methode der Gasgewinnung geworben, um die Vereinigten Staaten unabhängiger vom Öl zu machen. Die Öl-Importe aus Saudi-Arabien sollen bis 2020 halbiert werden. Tatsächlich hat das Fracking die Abhängigkeit von Öl und Kohle schon jetzt reduziert.

Allerdings gibt es in den USA auch eine große Protestbewegung. Umweltschutz-Organisationen warnen vor unvorhersehbaren Gefahren. Die giftigen und zum Teil radioaktiven Stoffe, die in den Boden gejagt werden, könnten Erdreich und Grundwasser kontaminieren. In Pennsylvania und Wyoming soll das Fracking bereits Grundwasser verunreinigt haben. Anwohner sollen über Kopfschmerzen, Atemnot und Halsschmerzen sowie hohe Ozonwerte geklagt haben.

USA im Schiefergasrausch

In Deutschland wittert unter anderen der US-Konzern ExxonMobil ein lukratives Geschäft. Der Bundesumweltminister versicherte nochmals, wegen der nun geplanten Restriktionen könne hierzulande von einem Boom wie in den USA auf absehbare Zeit keine Rede sein.

se/sti (rtr, dpa)