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Botschafterin Indiens

Gaby Reucher21. Januar 2014

Als Botschafterin Indiens in Deutschland hat sich die Politikwissenschaftlerin Ummu Salma Bava schon während ihres Studiums gefühlt. Ihr Engagement für die binationalen Beziehungen wurde von höchster Stelle gewürdigt.

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Ummu Salma Bava Jawaharlal wird das Bundesverdienstkreuz überreicht
Bild: DW/N. Pritam

Auf die Frage, wie sie als Inderin den eher ungewöhnlichen Weg zur Expertin für internationale Außen- und Sicherheitspolitik geschafft hat, lächelt Ummu Salma Bava wissend. Diese Frage, sagt sie, würde ihr öfter gestellt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Indien. "Für mich als Frau war das keine Frage. Immer diese Diskussion bei uns, was machbar ist. Man muss für sich selbst überlegen, was man will und es dann einfach tun", sagt sie energisch. Die sogenannten "weichen Themen" waren dabei von Anfang an nicht ihr Ding. "Ich mag lieber die ‚hard topics' wie Militär oder NATO-Strategien, und damit beschäftigen sich tatsächlich insgesamt gesehen nicht so viele Frauen." Unterstützt wurde sie bei ihrem Vorhaben von ihren Eltern. Schon ihre Mutter lehrte als Politikprofessorin, was zur damaligen Zeit noch weit exotischer war als heutzutage.

An der Geschichte Deutschlands interessiert

Ummu Salma Bava ist mittlerweile selbst Professorin für Europäische Studien an der Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi. Hier hat die 50-jährige Politikwissenschaftlerin auch promoviert - und zwar über Deutschland. Bereits im Masterstudium waren die deutsche Innen- und Außenpolitik ihr Schwerpunkt. Dann suchte sie ein Thema für ihre Doktorarbeit. "Das war 1990. Ein Jahr vorher war die Mauer gefallen, und da stand für mich fest, dass es um die deutsche Außenpolitik gehen sollte."

Gebäude der Jawaharlal Nehru Universität
Kritische Plakate zum westlichen Kapitalismus an der Jawaharlal Nehru Universität in Neu-DelhiBild: cc-by-sa-3.0/Psubhashish

Ummu Salma Bava wollte bewusst einen anderen Weg einschlagen als viele ihrer Kommilitonen, die sich mit indischer Außenpolitik oder mit der Politik in England oder in den USA beschäftigten. Das wäre schon allein wegen der englischen Sprache viel einfacher gewesen. Aber die Geschichte Deutschlands mit zwei Weltkriegen, dem Wiederaufbau nach 1949 und dann die Wiedervereinigung, all das fand Ummu Salma Bava wesentlich spannender. Heute ist sie eine international gefragte Expertin - gerade auch was die politischen Beziehungen zwischen Indien, Deutschland und der EU anbelangt. Zu ihren zahlreichen Veröffentlichungen gehört auch ein Buch über die Realpolitik Westdeutschlands.

Gegen Vorurteile auf beiden Seiten kämpfen

Während ihres Magisterstudiums, als sie mit einem Kurzzeitstipendium des DAAD in Deutschland war, hat sie das Land kennen und lieben gelernt. "Natürlich hat jedes Land seine Geschichte, auch eine negative Geschichte, aber das ist lange her und entspricht nicht dem heutigen Deutschland." Da gäbe es immer Vorurteile, sagt sie, sowohl in Indien als auch in Deutschland. "Wenn man mit jemandem in Deutschland über Indien redet merkt man, dass die Leute denken: ‚Na ja, das ist ein Entwicklungsland, dort herrscht Armut'." Ummu Salma Bava will den Leuten zeigen, dass das nicht stimmt, dass es auch andere Seiten gibt. Deshalb hat sie sich schon damals als Botschafterin ihres Landes gesehen.

Nahrung für Leib und Seele

An der Universität in Delhi will sie den Studenten ihre positiven Erfahrungen aus Deutschland vermitteln. "Wenn man Deutschland an die Tafel schreibt, denken viele Studenten gleich an Fußball und Bier. Ich sage Ihnen: ‚Liebe Leute, da gibt es aber noch einiges mehr!'" Gerade bei den Studenten, meint sie, könne man noch viel erreichen. In die Studierenden müsse man investieren, denn sie seien die Hoffnung für die Zukunft. "In der heutigen globalisierten Welt müssen wir zusammen arbeiten. Es geht nicht, das man nur an sich denkt: Das machen wir, und das macht ihr."

Geehrt in mehreren Ländern

Deshalb liegt ihr auch der Studentenaustausch zwischen ihrer Universität und der Freien Universität Berlin am Herzen. Für ihre Bemühungen um die deutsch-indischen Beziehungen erhielt Ummu Salma Bava 2012 das Bundesverdienstkreuz. "Der Orden war wirklich eine große Überraschung, aber auch ein Schock. Jemand aus der Botschaft hat dann gesagt: ‚Es ist aber doch ein angenehmer Schock'."

Die indische Politikwissenschaftlerin Ummu Salma Bava mit Bundesverdienstkreuz
Ummu Salma Bava, Mittlerin zwischen zwei KulturenBild: DW/N. Pritam

Die Politikwissenschaftlerin hat zwar auch ein Diplom in Friedens- und Konfliktforschung der Universität Uppsala in Schweden und ein Diplom der Internationalen Studien an der Universität Wien, doch nach Deutschland zieht es sie immer wieder. Sie schätzt das, was auch vielen anderen an Deutschland gefällt: "Allein schon wie der Alltag organisiert ist, die öffentlichen Verkehrsmittel, die rechtzeitig da sind. Es gibt auch in Deutschland Bürokratie, aber man weiß, dass die Sachen erledigt werden." An den deutschen Universitäten bekäme man viel leichter Informationen zum Studium. "Man erfährt dort aber auch, wie man hier lebt und was man am Wochenende unternehmen kann."

Nächster Besuch schon geplant

Das Sommersemester 2013 hat Umma Salma Bava in Würzburg verbracht. Im Rahmen der DAAD-Förderinitiative "A New Passage to India" kam sie als Gastprofessorin, um am Institut für Politikwissenschaft und Soziologie der Universität zu lehren und zu forschen.

Doch schon bald wird sie wiederkommen, denn sie liebt die alten Universitäten, die Warmherzigkeit und die Intensität der Freundschaften. Mit ihrem deutschen Professor pflegt sie noch immer Kontakt, und mit ihrer ehemaligen Mitbewohnerin verbindet sie eine 20 Jahre lange Freundschaft. "Die Beziehungen zu Deutschland sind sehr tief und persönlich. Städte wie Heidelberg, Berlin oder Bonn: Ich kenne die Straßennamen, und es kommt mir immer vor, als sei ich erst gestern dort gewesen."

Universität Heidelberg
Altehrwürdige Universitäten wie Heidelberg haben es Ummu Salma Bava angetanBild: picture-alliance/dpa