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Arbeitslosigkeit belastet Hollande

6. Dezember 2012

In der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas ist die Arbeitslosenquote auf die höchste Rate seit der Euro-Einführung gestiegen. Das verstärkt den Druck auf die sozialistische Regierung von Präsident Hollande.

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Eine Arbeitsagentur in Frankreich (Foto: AFP)
Arbeitslosigkeit Frankreich 2012Bild: Fred Tanneau/AFP/GettyImages

Die Arbeitslosigkeit in Frankreich ist auf den höchsten Stand seit 13 Jahren gestiegen. Im dritten Quartal kletterte die Arbeitslosenquote auf 10,3 Prozent, teilte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Paris mit. Im zweiten Quartal waren es 10,2 Prozent. Damit ist die Quote fast doppelt so hoch wie in Deutschland mit aktuell 5,3 Prozent. Besonders stark betroffen sind Frankreichs Jugendliche. Fast jeder Vierte hat keinen Job: Diese Arbeitslosenquote stieg merklich von 23,6 auf 24,9 Prozent. Die Daten werden nach international einheitlichen Standards berechnet.

Die Krise auf dem Arbeitsmarkt ist mittlerweile eine erhebliche Belastung für die neue sozialistische Regierung unter Präsident François Hollande. Sie verlor in Umfragen zuletzt deutlich an Zustimmung und steht unter Druck, möglichst schnell tiefgreifende Reformen des Arbeitsmarktes durchzuführen.

Starrer Arbeitsmarkt steigert Arbeitslosigkeit

Die kurze Arbeitszeit und der hohe Mindestlohn werden von Wirtschaftsexperten als wichtige Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich angesehen. Jedoch gilt die Wochenarbeitszeit von 35 Stunden sowohl für die Gewerkschaften als auch für Hollande als unantastbar. Zudem greift in der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas ein strenger Kündigungsschutz für Firmen ab 50 Angestellten. Das ist ein Grund dafür, dass in Frankreich so etwas wie der deutsche Mittelstand fehlt. Da kleinere Firmen anfälliger für Krisen sind, ist die Zahl der Insolvenzen in Frankreich doppelt so groß wie in Deutschland.

Magazin: Frankreich "Tickende Zeitbombe"

Der seit einem halben Jahr amtierende Präsident Hollande will Industriejobs erhalten, muss aber gleichzeitig Ausgaben kürzen und Steuern erhöhen, um das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen. Noch hält Hollande an dem Versprechen fest, 2013 das Haushaltsloch von 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf drei Prozent zu senken. Doch das Ziel wird kaum erreichbar sein, wenn die Wirtschaft weiter stagniert.

An den Finanzmärkten wird Frankreich bisher als sicherer Hafen in der Eurozone wahrgenommen. Trotz schlechter Konjunkturaussichten fielen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen erstmals unter die Marke von zwei Prozent.

zdh/uh (dpa, rtr)