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Arbeitskonflikt bei Amazon verschärft sich

Matthias Inverardi / Emma Thomasson (Reuters) 16. Dezember 2013

Beim Versandhändler Amazon läuten statt der Weihnachts- die Alarmglocken. Die Gewerkschaft Verdi verschärft ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit die Streiks an deutschen Standorten.

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Verdi-Mitglieder übergeben im Februar 2013 36.000 Unterschriften für bessere Arbeitsbedingungen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Vorweihnachtlicher Unfrieden bei Amazon: Im Tarifstreit mit dem Versandhändler verschärft die Gewerkschaft Verdi ihre Gangart. Bis kurz vor Weihnachten sollen Streiks Amazon in der umsatzstarken Zeit treffen, kündigten Verdi-Vertreter in den Verteilzentren Leipzig und Bad Hersfeld am Montag (16.12.2013) an. Amazon betonte, die Proteste hätten bislang "keinerlei Auswirkungen auf den Versand an Kunden". Diese könnten sich "selbstverständlich weiterhin auf die rechtzeitige Zustellung ihrer Weihnachtsgeschenke verlassen".

Im vergangenen Jahr war der 16. Dezember in Deutschland der geschäftigste Tag im Weihnachtsgeschäft für Amazon, Kunden hatten damals fast vier Millionen Artikel bestellt - 45 Produkte in der Sekunde.

Streik bei Amazon Deutschland

Gewerkschaft weitet Streiks aus

Die Arbeitnehmervertretung hatte am Montag erstmals auch die Mitarbeiter am Amazon-Standort Graben bei Augsburg zum Streik aufgerufen. Nach Verdi-Angaben werden zudem mehrere amerikanische Gewerkschaften vor der Amazon-Firmenzentrale in Seattle eine Solidaritätsaktion veranstalten, an der auch eine Streik-Delegation aus Deutschland teilnehmen soll. Darüber hinaus soll am Dienstag am Amazon-Standort in Werne protestiert werden.

"Das System Amazon ist geprägt von niedrigen Löhnen, permanentem Leistungsdruck und befristeten Arbeitsverhältnissen", erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Umso wichtiger sei es, dass die Beschäftigten sich gegen diese Methoden zur Wehr setzten. Die Gewerkschaft fordert von dem weltgrößten Internet-Versandhändler höhere Löhne und tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Der US-Konzern nimmt aber die Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden. Nach Worten eines Amazon-Sprechers liegen die Mitarbeiter der deutschen Amazon-Logistikzentren mit ihren Einkommen am oberen Ende dessen, was in der Logistikindustrie üblich ist.

Amazon bleibt hart

Im Verteilzentrum Bad Hersfeld legten Verdi-Vertreter Heiner Reimann zufolge bis zum Mittag rund 650 Mitarbeiter die Arbeit nieder. Der Ausstand solle bis Mittwoch andauern, fügte er hinzu. Dann solle über weitere Streiks entschieden werden. "Es gibt Forderungen, bis Weihnachten durchzumachen", sagte Reimann. Amazon versuche, die Folgen des Streiks wettzumachen, indem die Warenströme auf andere Verteilzentren umgeleitet würden. Aber auch in Leipzig legten Verdi-Streikleiter Thomas Schneider zufolge über 200 Beschäftigte mit Beginn der Frühschicht die Arbeit nieder. Vor allem langjährige und erfahrene Mitarbeiter seien im Ausstand, betonte Schneider: "Das geht nicht spurlos am Ablauf vorüber, das zeigt Wirkung." Und in Leipzig solle es bis zum Wochenende Protestaktionen geben, kündigte er an.

Am Amazon-Standort Graben vermeldete Verdi eine "extrem gute Beteiligung". Hier würden weitere Aktionen von der Reaktion des Arbeitgebers abhängig gemacht, sagte ein örtlicher Verdi-Sprecher. Amazon blieb hart: "Bei den Aufgaben der Mitarbeiter handelt es sich um typische Aufgaben aus dem Logistikbereich, wie Lagerung, Verpackung und Versand von Artikeln", unterstrich der Versandhändler. Verzögerungen durch die Streiks seien "nicht zu erwarten". Dem Verdi-Aufruf seien auch bis zum Mittag nur weniger als 640 Mitarbeiter an allen Standorten gefolgt. Insgesamt arbeiten Amazon zufolge derzeit an den deutschen Logistikstandorten rund 9.000 festangestellte Mitarbeiter, unterstützt würden sie von 14.000 Saisonarbeitern.