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Almuth Schult: Mutterschaft wichtiger als WM

Matt Pearson
15. Februar 2023

DFB-Torhüterin Almuth Schult fährt im Sommer nicht mit den DFB-Frauen zur Fußball-WM. Sie erwartet ihr drittes Kind. Mit der DW spricht Schult über die Herausforderung, Profifußballerin und Mutter zu sein.

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DFB-Torhüterin Almuth Schult beim Aufwärmen vor einem Länderspiel
DFB-Torhüterin Almuth Schult passt ihre Familienplanung nicht an wichtige Fußballturniere anBild: Memmler/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist normalerweise der Höhepunkt in der Karriere einer Fußballerspielerin. Aber nicht unbedingt auch ihr Leben. "Die Familie stand für mich schon immer an erster Stelle. Das war mein ganzes Leben lang so", sagt Torhüterin Almuth Schult der DW. "Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass dies das Wichtigste auf der Welt ist."

Die Olympiasiegerin, Champions-League-Gewinnerin und mehrfache deutsche Meisterin hat kürzlich bekanntgegeben, dass sie im August ein weiteres Kind erwartet. Für die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland fällt sie daher aus. Schult ist bereits zweifache Mutter. Sie brachte 2020 Zwillinge zur Welt und war rechtzeitig wieder voll einsatzfähig, um im Sommer 2022 bei der wegen der Corona-Pandemie verschobenen EURO 2021 im deutschen Kader zu stehen.

Sie habe es genossen, dass ihre Zwillinge während der EURO dabei gewesen und mit ihr und der deutschen Mannschaft durch England gereist seien, sagt Schult. Bei ihrer Familienplanung habe sie jedoch keine Rücksicht auf wichtige Turniere oder andere große Ereignisse im Fußballkalender genommen: "Man kann seine Karriere auch mal unterbrechen. Und ich weiß schließlich, aus welchem Grund ich das tue. Ich habe zwei gesunde und glückliche Kinder. Das ist das Beste, und es geht mir gut dabei." 

Mütter müssen für ihre Rechte kämpfen

Schult räumt aber auch ein, dass ihr die Entscheidung wegen ihrer schon langen und erfolgreichen Karriere nicht so schwer gefallen sei. "Ich habe jedes große Turnier im Frauenfußball gespielt, und ich bin dankbar dafür. Deshalb ist es vielleicht ein bisschen leichter, eine Weltmeisterschaft zu verpassen."

Zwar kommt es häufiger vor, dass Profifußballerinnen Kinder bekommen und ihre Karriere danach fortsetzen, doch war Schult - damals Spielerin beim VfL Wolfsburg - bei ihrer ersten Schwangerschaft eine Vorreiterin. "Ich bin die erste Spielerin seit etwa 20 Jahren in Deutschland, die nach ihrer Schwangerschaft zurückkam und wieder für die Nationalmannschaft gespielt hat", sagt die Torfrau. "Normalerweise herrschte die Meinung vor, dass die Karriere vorbei ist, wenn man schwanger und dann Mutter wird. Im Verein und Verband war man nicht darauf vorbereitet, dass es Spielerinnen mit Kindern gibt."

Almuth Schult trainiert beim Angel City FC
Andere Erfahrungen in den USA: Zuletzt stand Almuth Schult beim Angel City FC unter VertragBild: Maximilian Haupt/dpa/picture alliance

"Als ich meine Kinder zum Beispiel zum ersten Mal zu einem Auswärtsspiel oder ins Trainingslager mitnehmen wollte, musste ich fast darum kämpfen", erinnert sich Schult. "Danach waren alle überrascht, wie gut sich die Kinder benommen hatten, dass sie niemanden gestört und sogar eine positive Wirkung hatten. Es hieß dann: 'Bringst du sie wieder mit?'"

Bei ihrem neuen Verein, dem Angel City FC in Los Angeles, fand sie von Beginn an mehr Unterstützung. "Sie waren sehr aufgeschlossen. Ich konnte die Kinder überallhin mitnehmen, wenn ich wollte", sagt Schult. " Auch mein Mann gehörte immer dazu. Das war ein gutes Gefühl. In Europa ist es nicht normal, Kinder dabei zu haben. In den USA ist es viel üblicher."

Unsicherheit trotz FIFA-Regeln

Dass es in Europa Nachholbedarf gibt, zeigte auch der Fall von Schults früherer Wolfsburger Teamkollegin Sara Björk Gunnarsdottir. Die Isländerin, die mittlerweile für Juventus Turin spielt, ging erfolgreich juristisch gegen ihren französischen Ex-Klub Olympique Lyon vor. Der Champions-League-Rekordsieger hatte ihr Gehaltszahlungen und eine Vertragsverlängerung verweigert, als sie schwanger wurde und schließlich ihr Kind bekam. Laut FIFA-Regeln haben Profifußballerinnen mindestens 14 Wochen lang Anspruch auf Mutterschaftsurlaub, bei zwei Dritteln ihres Gehalts. Außerdem dürfen die Vereine Spielerinnen nicht wegen ihrer Schwangerschaft diskriminieren oder entlassen und müssen sie nach der Geburt weiterbeschäftigen.

Sara Björk Gunnarsdottir im Trikot von Juventus Turin
Die Isländerin Sara Björk Gunnarsdottir wurde wegen ihrer Schwangerschaft benachteiligtBild: Jonathan Moscrop/ZUMAPRESS/picture alliance

Schult freut sich über den Erfolg der ehemaligen Mitspielerin, weiß aber auch, dass Schutzmaßnahmen wie die Regelungen der FIFA nicht immer helfen. Die Verträge sind oft befristet, was die finanzielle und arbeitsrechtliche Situation der Spielerinnen prekär macht. "Es ist nicht leicht, wenn man an Nachwuchs denkt und an das Risiko. Vielleicht erfährst du im Februar, dass du schwanger bist, und du weißt, dass dein Vertrag nur noch vier Monate bis zum Sommer läuft", sagt Schult. Schließlich müsse man irgendwann dem Verein gegenüber Klarheit schaffen und sagen, dass man schwanger sei und einige Zeit nicht spielen könne. "Dann wollen sie vielleicht nicht verlängern, und du bist raus. Dann hast du deinen Job in einem sehr ungünstigen Moment verloren."

Vorbild für andere

Schult sieht es als ihre Pflicht an, ihre Stimme zu erheben und dafür zu sorgen, dass der Fußball keine Spielerin verliert, bloß weil diese sich entscheidet, Mutter zu werden. Schult verweist auf ihre ehemaligen Teamkolleginnen in der Nationalmannschaft, Celia Sasic und Fatmire Alushi, die beide früh ihre Karrieren beendeten, um Familien zu gründen. 

Celia Sasic vom 1. FFC Frankfurt jubelt mit Fatmire Bajramaj
Celia Sasic (2.v.r.) und Fatmire Alushi (r.) beendeten wegen ihrer Schwangerschaft die ProfikarriereBild: bild pressehaus/picture alliance

Ihre Nationalmannschaftskollegin Melanie Leupolz ist dagegen nach der Geburt ihres Sohnes Ende 2022 beim FC Chelsea in den Spielbetrieb zurückgekehrt. Schult steht in Kontakt mit ihr und sieht positive Veränderungen im Umgang des Fußballs mit Mutterschaft. Aber es sei noch ein weiter Weg, bis es für eine Fußballerin ganz normal sei, gleichzeitig Mutter zu sein.

"Wir müssen mehr darüber reden. Nicht nur die Spielerinnen, auch Verbände und Vereine müssen sich damit beschäftigen", fordert Schult. "Die Spielerinnen sind oft neugierig: Wie ist es mit Sport in der Schwangerschaft? Was passiert nach der Geburt? Was verändert sich für Mütter oder schwangere Sportlerinnen im Alltag?"

Obwohl sie sich darauf freut, sich Zeit für ihre Familie zu nehmen, plant Schult, wieder in den Fußball zurückzukehren, "um vielleicht für ein neues Team und in einer anderen Liga zu spielen". Wie die DFB-Frauen bei der WM im Juli abschneiden, wird sie in der Endphase ihrer Schwangerschaft aus der Ferne mitverfolgen. Momentan aber sei sie "voller Vorfreude", sagt Schult. "Denn ich spüre jetzt jeden Tag, dass mein Bauch wächst."

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.