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AIDS in den GUS-Staaten auf dem Vormarsch

18. Mai 2006

Russland hat begonnen, mit internationalen Organisationen die Verbreitung von AIDS zu bekämpfen. Moskau fordert alle GUS-Staaten zum Handeln auf. Besondere Schwierigkeiten gibt es im zentralasiatischen Usbekistan.

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Die GUS-Staaten gehören weltweit zu den Ländern, in denen AIDS-Erkrankungen am stärkten zunehmen. Zu diesem Ergebnis kamen Teilnehmer einer regionalen Konferenz über AIDS in Osteuropa und Zentralasien. Die meisten AIDS-Fälle gibt es in der Ukraine und in Russland. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist jeder Hundertste Russe im Alter zwischen 18 und 24 Jahren Träger des tödlichen Virus. Die Anzahl infizierter Frauen ist den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Auffallend ist, dass die meisten Erkrankungen in den sogenannten wohlhabenden Regionen vorkommen – in Moskau, Sankt Petersburg und Samara. Die Mediziner sind aber auch über die Lage in Zentralasien besorgt. Die Anzahl der Erkrankungen ist dort vergleichsweise gering. Ärzte vermuten jedoch, dass wegen des dort schwach entwickelten Gesundheitswesens bei weitem nicht alle AIDS-Fälle registriert werden können.

Politische Impulse notwendig

Der Leiter der russischen Hygieneinspektion, Gennadij Onischtschenko, ist überzeugt, dass man in Russland wie auch in den anderen GUS-Staaten einheitlich an das Problem herangehen müsse: "Man muss den Mut finden, zu sagen, dass die Hauptprobleme, die wir in der Russischen Föderation antreffen, in vielerlei Hinsicht denen in Osteuropa und Zentralasien ähneln. Man muss versuchen, die Hauptaufgaben zu formulieren, die wir gemeinsam zu bewältigen haben. Unsere Entscheidungen und Diskussionen werden dazu beitragen, dass die Entschlossenheit der Oberhäupter unserer Staaten einen entsprechenden politischen Impuls erhält, um die Probleme zu lösen, mit denen wir heute konfrontiert werden."

Dank an WHO, UNAIDS und Weltbank

Die Teilnehmer der Moskauer Konferenz schlugen allen GUS-Staaten vor, dem Beispiel Russlands zu folgen, das erfolgreich mit internationalen Organisationen im Gesundheitsschutz zusammenarbeitet. Dieses Jahr begann Russland erstmals internationale Programme zur AIDS-Bekämpfung zu finanzieren. Das teilte der russische Gesundheitsminister Michail Surabow mit. Er betonte ferner: "Wir unternehmen diesen ersten Schritt und ich möchte unseren Kollegen in internationalen Organisationen danken – den Kollegen von der WHO, von UNAIDS und von der Weltbank, die organisatorische und finanzielle Hilfe leisteten, in einer Zeit, als die Russische Föderation erst begann, AIDS-Infektionen adäquat, aber auf unzureichendem Niveau zu bekämpfen. Die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen ist aus unserer Sicht fruchtbar."

Offizielle usbekische Statistik

Im Vergleich zu Russland, wo es mehr als 350.000 AIDS-Infizierte gibt, meldet Usbekistan vergleichsweise wenige Fälle. Nach Angaben des Koordinators des UNAIDS-Programms in Usbekistan, Asis Chudojberdijew, gibt es im Lande etwa 8.000 Infizierte. Auf einem Seminar für junge Journalisten in Taschkent sagte er, allein im vergangenen Jahr seien aber mehr als 2.000 neue Fälle registriert worden. Derzeit lebten AIDS-Infizierte in allen Regionen des Landes, die meisten von ihnen seien Häftlinge. Fast ein Drittel aller Erkrankungen, 28 Prozent, konzentrierten sich auf die Hauptstadt Taschkent. Chudojberdijew unterstrich, dies sei die offizielle Statistik. Der Zugang zu den Daten sei in Usbekistan begrenzt, deswegen könnte die tatsächliche Anzahl der AIDS-Fälle deutlich höher liegen.

Homosexuelle schwer zu erreichen

Ojsara Anakulowa vom Global Fund zur Bekämpfung von Aids führt den Anstieg der AIDS-Infektionen unter anderem auf zunehmenden Drogenkonsum zurück. Sie sagte in diesem Zusammenhang: "Derzeit setzen wir ein Programm um, mit dem das Infektionsrisiko unter Drogenabhängigen reduziert werden soll." Sie machte ferner auf ein weiteres Problem aufmerksam: "Wir haben es mit einer verwundbaren Gruppe zu tun – den homosexuellen Männern. Diese Gruppe ist schwierig zu erreichen, obwohl wir im Rahmen des Global Fund Projekte für Homosexuelle in Taschkent erfolgreich umgesetzt haben. Das einzige Problem ist Artikel 120 des Strafgesetzbuches der Republik Usbekistan, der immer noch nicht abgeschafft ist." Artikel 120 des usbekischen Strafgesetzbuches besagt, dass die "gewaltlose Befriedigung geschlechtlicher Bedürfnisse von Mann zu Mann" mit einer Freiheitsstrafe von drei Jahren bestraft wird. Anakulowa betonte, dass aufgrund der Gesetzeslage homosexuelle Männer dem Global Fund gegenüber verschlossen seien. Aber gerade diese Gruppe könnte auf die Verbreitung von AIDS in Usbekistan besonders Einfluss nehmen.

Jekaterina Abramowa, Margarita Kalz
DW-RADIO/Russisch, 15.5.2006, Fokus Ost-Südost