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Neue Konkurrenz für den ANC

Maja Braun / Thuso Kamalo20. Februar 2013

Die angesehene und bekannte Oppositionelle Mamphela Ramphele hat eine neue Partei vorgestellt, mit der sie Südafrika reformieren will. Sie tritt damit in Konkurrenz zum Afrikanischen Nationalkongress (ANC).

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Mamphela Ramphele (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Als Mamphela Ramphele über ihre neue politische Plattform in Johannesburg berichtete, war der Raum bis zum letzten Stuhl besetzt von Journalisten, politischen Analysten, Vertretern von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akademikern. "Agang" soll die neue Partei heißen, ein Wort aus der südafrikanischen Sprache Sesotho, das auf Deutsch "Lass uns aufbauen" bedeutet. Sie sei noch in der beratenden Phase, so die Initiatorin Ramphele, aber sobald die Partei formell gegründet sei, wolle sie mit ihr in den Wahlkampf für die nächsten Wahlen im Jahr 2014 ziehen. Ihr größter Gegner: Der seit Ende der Apartheid regierende ANC, dem sie Korruption, Vetternwirtschaft und Patronage vorwirft.

Geschichte einer Freiheitskämpferin

Mamphela Ramphele ist eine der bekanntesten Intellektuellen des Landes - und hat sich mit ihrer Kritik an der Regierung des ANC bereits einen Namen gemacht. Dabei stand die 65-Jährige lange Zeit Seite an Seite mit den Freiheitskämpfern. Die Ärztin ist Mitbegründerin der Bewegung des Schwarzen Selbstbewusstseins (Black Consciousness Movement). Mit dessen berühmtestem Vertreter Steve Biko, der 1977 in Polizeigewahrsam starb, hat sie einen gemeinsamen Sohn.

Ramphele selbst wurde wegen ihrer politischen Arbeit gegen das Apartheid-Regime für sieben Jahre unter Hausarrest gestellt. Von der Regierung des ANC nach dem Ende der Apartheid war sie jedoch schnell enttäuscht. Als Vizekanzlerin der Universität von Kapstadt, später als Direktorin bei der Weltbank und Aufsichtsratsmitglied bei mehreren südafrikanischen Bergbauunternehmen kritisierte sie regelmäßig die ehemalige Freiheitsbewegung.

Jacob Zuma (Foto: WEF)
Muss sein ANC die Partei "Agang" fürchten? Südafrikas Präsident Jacob ZumaBild: WEF

Nun also tritt sie selbst gegen den ANC an, der bei den letzten Wahlen noch fast 66 Prozent der Stimmen erhielt. Ihr Ziel: "Das Südafrika unserer Träume" bauen. Bei der offiziellen Vorstellung ihrer politischen Plattform versprach sie einen Neuanfang, der allen Südafrikanern Zugang zur wirtschaftlichen Entwicklung ermöglichen soll. "Ich begebe mich auf eine Reise als Suchende, die den Traum auf bessere Zukunft nie aufgibt. Leider ist das Bild vom Land unserer Träume für viele Südafrikaner verblichen", sagte sie.

"Die Hoffnungen der ganzen Welt enttäuscht"

Der politische Analyst Moeletsi Mbeki versteht den Schritt auch als Weckruf für die internationale Gemeinschaft. Die neue politische Initiative von Mamphela Ramphele sei eine "schlagkräftige Anmahnung und Erinnerung" an die Hoffnungen, die die Südafrikaner und die ganze Welt mit dem Land nach dem Ende der Apartheid verbunden hätten. "Das ist auf jeden Fall eine Bedrohung für den ANC", sagte der Bruder von Ex-Präsident Thabo Mbeki der Deutschen Welle. Ramphele hat unter anderem eine Kehrtwende in der Bildungspolitik angekündigt. Sie sei entsetzt, dass nur 30 Prozent der Jugend die Schule schaffe. Moletsi Mbeki führt das Versagen des Bildungssystems direkt auf die ANC-Regierung zurück. Aber auch für die größte Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA), könnte die neue Agang-Partei zur Gefahr werden. Die DA sei vor allem in der Provinz Western Cape stark, wo Ramphele die schlechten Bedingungen für Arbeiter in der Landwirtschaft angeprangert hatte.

Straßenszene im Alexandra-Township in Johannesburg (Foto: AFP/GettyImages)
Vielerorts in Südafrika sichtbar: ArmutBild: ALEXANDER JOE/AFP/Getty Images

Kein Entgegenkommen aus dem ANC

Während die DA laut Medienberichten schon mit Ramphele Möglichkeiten einer Allianz sondiert, weist der ANC die Kritik zurück. "Egal welche Partei die Wahlen gewonnen hätte, sie hätten die gleichen Herausforderungen gehabt", entgegnete ANC-Sprecher Keith Khoza dem Vorwurf, seine Partei habe nicht genug für die Entwicklung Südafrikas getan. Zuletzt hatte sich im Jahr 2008 eine Gruppe von namhaften Politikern vom ANC abgespalten und den Volkskongress (COPE) gegründet. Die Partei hatte bei den Wahlen 2009 einen Achtungserfolg erzielt, sich seither aber in internen Streitigkeiten zerrieben..

Unklar ist vor allem, ob Mamphela Ramphele Sympathien in der Masse gewinnen kann. So zog sie sich den Zorn der mit dem ANC verbündeten Nationalen Gewerkschaft der Minenarbeiter (NUM) zu, als sie Bergbaukonzerne verteidigte, die nach langen und gewaltsamen Streiks Arbeitsplätze abbauen wollten: Es sei besser, so hatte Ramphele argumentiert, jetzt Stellen zu verlieren und daran zu arbeiten, neue Arbeitsplätze in der High-Tech-Branche zu schaffen. Südafrikas Gold- und Platinbranche steckt in einer schweren Krise und droht die gesamte Wirtschaft mitzureißen. Wegfallende Arbeitsplätze werden nicht ersetzt und die Kluft zwischen Arm und Reich ist groß wie nirgendwo sonst auf der Welt.