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Afghanistan: Bildungsaktivist frei, Unterdrückung hält an

Khudainoor Nasar
1. November 2023

Die Taliban haben den Bildungsaktivisten Matiullah Wesa nach monatelanger Inhaftierung freigelassen. Ist das ein Zeichen, dass die Taliban-Regierung ihre Politik ändert? Beobachter haben große Zweifel.

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Matiullah Wesa
Diese Foto von Matiullah Wesa wurde vor seiner Verhaftung im Mai 2022 aufgenommen Bild: Sanaullah Seiam/AFP/Getty Images

Nach sieben Monaten Haft ohne Anklage ist Matiullah Wesa wieder auf freiem Fuß. Laut seiner Familie wurde er am 26. Oktober aus dem Gefängnis entlassen. Matiullah Wesa ist der Gründer der gemeinnützigen Organisation Pen Path, die sich seit 2009 für Bildung in Afghanistan einsetzt.

Ende März wurde er in der Hauptstadt Kabul festgenommen. Wesas Bruder, Attaullah, berichtete der DW, dass die Taliban das Haus der Familie durchsuchten, ungefähr zur gleichen Zeit, als Matiullah Wesa festgenommen wurde. Der Bruder sagte, die Taliban hätten Wesa und der Familie vorgeworfen, in "Spionage" verwickelt zu sein. "Sie haben keine Beweise gefunden", betonte er weiter. Es ist noch nicht klar, warum die Taliban Wesa freigelassen haben. Er selbst hat sich noch nicht geäußert.

Wesas Arbeit ist seit Jahren in der Öffentlichkeit bekannt. Bis zu seiner Verhaftung setzte er sich für die Bildung von Kindern ein, insbesondere von Mädchen in abgelegenen Teilen des Landes. Der 30-jährige Aktivist aus dem im Süden des Landes gelegenen Kandahar hatte die Taliban zuletzt auch immer wieder offen aufgefordert, weiterführende Schulen für Mädchen wieder zu öffnen. Er berichtete regelmäßig in sozialen Medien über seine Aktivitäten und die seiner Organisation.

Bilder mit Frauen, die Granatäpfel essen

Als Matiullah Wesa verhaftet wurde, beschuldigten ihn Pro-Taliban-Nutzer in den sozialen Netzwerken des "unislamischen" und "unmoralischen" Verhaltens, erzählte sein Bruder Attaullah. „Sie posteten Fotos von ihm beim Essen von Granatäpfeln mit Frauen." In der Provinz Kandahar, aus der Wesa stammt, feiern die Einheimischen im Spätherbst das "Granatapfelfest". Matiullah Wesa und seine Mitarbeiter bei der Organisation Pen Path haben dieses Fest auch in Kabul mit männlichen und weiblichen Freiwilligen gefeiert. "Alle diese Bilder wurden auf unseren Social-Media-Seiten geteilt. Als Wesa verhaftet wurde, wurden diese Bilder als Propaganda gegen uns verwendet", so Attaullah Wesa.

Unterdrückung der Frauen und Mädchen geht weiter

Ein Zeichen für eine sich wandelnde Einstellung bei den Taliban sehen Beobachter in der Freilassung von Mtiullah Wesa nicht. Heather Barr, stellvertretende Direktorin der Abteilung für Frauenrechte bei Human Rights Watch, sagte der DW, dass die Unterdrückung der Frauen und Mädchen in Afghanistan weitergehe. "Die Taliban setzen fortlaufend neue Verletzungen der Rechte durch", sagte Barr. Da die Aufmerksamkeit der Welt derzeit anderswo liege, fühle sich die Taliban-Regierung "sehr frei ", "ihre Missbräuche fortzusetzen und zu verschärfen." Sie betonte weiter: "Ich glaube nicht, dass wir in der Freilassung eine Art Sinneswandel seitens der Taliban sehen sollten", und fügte hinzu: "Sie halten immer noch mehrere Frauenrechtsaktivisten illegal in Haft. Sie sollten ebenfalls sofort freigelassen werden".

Lage der Frauen in Afghanistan verschlechtert sich stetig

Seit dem Abzug der US- und internationalen Streitkräfte und der Machtübernahme der Taliban n Afghanistan im Jahr 2021 haben die Islamisten Dutzende Aktivisten festgenommen, darunter Frauen, Menschenrechtler und Journalisten. Seit 2022 dürfen Mädchen keine weiterführenden Schulen mehr besuchen, Studentinnen erhalten keinen Zutritt zu Universitäten. Die Taliban behaupten, dass sie Schulen und Universitäten für Mädchen wider öffnen würden, sobald getrennte Klassen für Mädchen und Jungen eingerichtet seien,

Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein.