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2013 - Wechselvolles Jahr für Schwellenländer

Viktoria Kleber22. Dezember 2013

Zunächst Milliarden-Investitionen, dann massiver Abfluss von Kapital, jetzt wieder ruhigeres Fahrwasser: 2013 war ein wechselvolles Jahr für die Schwellenländer. Der Boom geht trotzdem weiter.

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BRIC BRICS Gipfel Südafrika China
Bild: Reuters

Es ist nicht mehr als eine Randbemerkung, die Ben Bernanke, Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve - kurz Fed -, im Mai diesen Jahres vor dem amerikanischen Kongress von sich gibt. Die amerikanische Notenbank könne "einen Schritt zurückgehen", sagt Bernanke. Finanzexperten wissen sofort, was gemeint ist: Die Fed wird ihr Programm zum massiven Aufkauf von Anleihen zurückfahren. Dann werden die Zinsen in den USA wieder steigen. So eine Randbemerkung in Washington kann große Unruhe im Rest der Welt nach sich ziehen. Vor allem in den Schwellenländern: Binnen Sekunden ziehen Investoren Gelder in Milliardenhöhe ab. "Sie hoffen, zu Hause bald wieder genauso hohe Renditen zu erhalten wie in den Schwellenländern - allerdings bei geringerem Risiko", sagt Gunnar Strauch, Vermögensverwalter beim VZ VermögenZentrum in Düsseldorf, einem unabhängigen Finanzdienstleister.

Der Kapitalabfluss löst eine Kettenreaktion aus. Wenn Investoren ihr Geld abziehen, verlieren in den betroffenen Ländern die Währungen an Wert, denn sie werden kaum noch nachgefragt. Brasiliens Real, der russische Rubel, die indische Rupie, der südafrikanische Rand - all diese Währungen stürzen Mitte des Jahres drastisch ab und haben sich bis heute kaum erholt. Wenn eine Währung wenig wert ist, werden Einfuhren aus anderen Ländern teurer. Handys und H-Milch kosten dann mehr, die Inflation steigt.

Ben Bernanke
Ben Bernanke, Chef der amerikanischen Notenbank, will den Aufkauf von Anleihen zurückfahrenBild: Getty Images

Notenbanken in Schwellenländer versuchen Kapital zu halten

"Für Schwellenländer sind plötzliche Schwankungen beim Kapitalfluss gefährlich", sagt Masataka Fujita, Chef der Investment Trends Section der UNCTAD, der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung. "Denn die Länder können die plötzlichen Schwankungen nur wenig beeinflussen."

Die Notenbanken versuchen das Kapital im Land zu halten, indem sie die Zinsen für Staatsanleihen aufstocken, Investoren mit höheren Renditen locken. Doch auch das hat Auswirkungen auf die Schwellenländer: Die höheren Zinsen müssen bezahlt werden, eine günstige Verschuldung wie zuvor ist für die Länder dann nicht mehr möglich. Das Geld fehlt im Staatshaushalt, kann nicht mehr in Infrastruktur, soziale Programme und Bildung investiert werden.

Seit der Krise boomen die Schwellenländer

Investitionen in die Schwellenländer - das ist seit 2008 ein Trend. Damals reißt die Finanzkrise die Weltwirtschaft in eine Rezession. Die Zentralbanken der Industrienationen reagieren, setzen die Zinsen auf historische Tiefstände. Für Renditenjäger gibt es in den Industrienationen nun keine großen Gewinne mehr zu erzielen, sie setzen jetzt auf die Schwellenländer. So lange, bis sie sich wieder bessere Erträge in den Industriestaaten erhoffen.

Gunnar Strauch, Vermögensberater beim VZ VermögensZentrum
Vermögensberater Strauch ist überzeugt, dass die Schwellenländer weiter boomenBild: VZ VermögensZentrum

Viele der Anleger, die Mitte des Jahres ihr Geld aus den Schwellenländern abzogen haben, kehren nun wieder zurück. Der Zins ist in den Industriestaaten nicht, wie von ihnen erhofft, gestiegen. "Die Lage hat sich etwas beruhigt, aber noch nicht ganz", sagt Gunnar Strauch vom VZ VermögenZentrum. "Zum Ende des Jahres sehen wir einen verstärkten Zufluss, aber noch nicht auf dem alten Niveau." Dass weitere Anleger zurückkehren werden, so lange die Zinsen in den Industriestaaten nicht tatsächlich erhöht werden, da ist sich Gunnar Strauch sicher. Zwar kündigt Bernanke Ende Dezember an, dass die FED ihre lockere Geldpolitik zurück fährt und das Ankaufprogramm von Staats- und Immobilienpapieren um 10 Millarden Dollar kürzt - der Leitzins jedoch bleibt weiterhin unverändert. Und so lange dieser so niedrig bleibt, gehen Experten davon aus, dass sich die Schwellenländer weiterhin erholen.

IWF stuft Wirtschaftsprognose zurück

Dass die Schwellenländer trotz Kapitalabfluss und Währungstief in 2013 langfristig weiter boomen - daran glaubt Strauch. "Aber hin und wieder wird es sicherlich Beruhigungstendenzen geben. Das Wachstum wird also nicht mehr ganz so stark sein, wie im vergangenen Jahrzehnt."

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Wirtschaftsleistung - das Bruttoinlandsprodukt - der Schwellenländer verfünffacht. Die Voraussagen für die nächsten Jahre sind gut, aber nicht mehr so enorm. So prognostiziert der Internationale Währungsfonds den Schwellenländern ein Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent im nächsten Jahr - im Vergleich: bei den Industriestaaten rechnet er 2014 mit einem Wachstum von zwei Prozent. Ursprünglich hatte der IWF einen noch größeren Schub für die Schwellenländer voraus gesagt, doch dann kam die berühmte Randbemerkung von Ben Bernanke im amerikanischen Kongress. Die Reaktion beim IWF: Er korrigierte seine Prognosen für die Schwellenländer um 0,5 Prozent nach unten.