1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lokale Domains im globalem Netz

Johanna Schmeller20. August 2013

Die Internetverwaltung ICANN hat den Weg für regionale Domains freigemacht. Statt ".eu", ".info",".com" und co. sind jetzt auch Endungen wie ".hamburg" möglich.

https://p.dw.com/p/19SCz
Domainadresse. Foto: Jan Woitas/lth
Bild: picture-alliance/dpa

"In Bayern daheim, in der Welt zuhause", heißt es im Werbespot einer bayerischen Biersorte. "Wir können alles - außer Hochdeutsch", so macht das süddeutsche Bundesland Schwaben für sich Reklame. Und die weltgrößte Computermesse CeBIT in Hannover bedruckt Plakate mit dem Slogan: "Typisch Niedersachsen: Selbst die Datenbanken sind hier bequem."

Regionalbewusstsein funktioniert gut in deutschen Werbeagenturen - und jetzt auch auch im Internet. Bislang endeten Unternehmenshomepages weltweit meist so, dass sie eindeutig einem Land zuzuordnen waren: ".de" steht für Deutschland, ".co.uk" kommt von der Insel, ".com" von jenseits des Atlantiks.

Regionalbewusstsein im Worldwide Web

Nun hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) eine ganze Reihe neuer so genannter "Top-Level-Domains" freigegeben - wohinter sich die Endungen von Computerhomepages verbergen. Wer bisher stolz darauf war, mit ".eu" eine gewisse Weltläufigkeit auch nach außen hin zu demonstrieren, kann bald mit einer regionalen Webadresse seine Verbundenheit zum Standort weltweit sichtbar machen.

Auf Seitenendungen wie ".ruhr" und ".koeln", die Ende des Jahres bereits im Netz zu finden sein sollen, werden im nächsten Jahr ".berlin" und ".hamburg" folgen. Das längst zum Markenname gewordene Bundesland ".bayern" wird ebenfalls als Seitenname online gehen. Auch generische Adressen - zum Beispiel ".shop", ".hotel" und Ähnliches - sollen die Auffindbarkeit unterschiedlicher Branchen an verschiedenen Standorten im Netz vergrößeren.

Mann am Biergarten Chinseischer Turm in München. Foto: Andreas Gebert/dpa
Nicht nur für echte Bayern ist die Domain ".bayern' ...Bild: picture-alliance/dpa

Denn: "Natürlich ist es attraktiv für Unternehmen, weltweit auffindbar zu sein", meint Oliver Süme von der Hamburg Top-Level-Domain GmbH, "aber jede zweite Suchanfrage hat einen lokalen Bezug. Die Leute suchen 'Friseur Hamburg' als Begriffskombination. Das zeigt, wie wichtig der lokale Standort auch im Internet geworden ist."

Besseres Ranking in Suchmaschinen

Sechs Jahre hat er für die Anerkennung von ".hamburg" gekämpft, um unternehmerischen Kunden einen virtuellen Standortvorteil zu sichern: "Wir gehen davon aus, dass man mit einer lokalen Adresse deutlich besser in den Suchmaschinen gerankt wird. Unternehmen können besser gefunden werden. Das ist für lokale Anbieter ein ganz wesentlicher Punkt."

Unterstützt wurde Süme dabei von der Stadt Hamburg, die die private GmbH mit Stellungnahmen bei der ICANN unterstützt hat. Unternehmen hätten einen werblichen Vorteil von der Hamburger Internetadresse - und umgekehrt. "Mit dem Namen einer Weltstadt werben Sie mit einer anderen Qualität und Durschschlagskraft, als wenn das eine kleine Kreisstadt ist", sagt der Pressesprecher des Hamburger Senats, Christoph Hollstein, gegenüber der DW. "Es ist längst ein weit verbreitetes Phänomen, sich dazu zu bekennen, wo man ist - insbesondere wenn es etwas ist, das man auch gern vorzeigt." Und der Hamburger Bürgermeister, Olaf Scholz, wünscht sich in der deutschen Presse, dass "viele Unternehmen und Bürger der Metropolregion Hamburg von dieser Chance Gebrauch machen".

Hamburger Hafen. Foto: dpa
... aber wer gerne auf den Hafen guckt, klickt vielleicht lieber ".hamburg"

Globaler Trend zu lokalen Domains

Und das Internet gibt ihnen recht: Schon im Vorfeld ihres Antrages haben Süme und Kollegen über 50.000 Seiten gefunden, die "Hamburg" im Namen tragen, auch wenn sie bislang noch auf ".de" enden.

"Weltweit gibt es jetzt 60 neue Angebote für geografische Top-Level-Domains", so Süme, darunter seien auch ".nyc" für New York, ".bcn" für Barcelona und touristische Regionen wie Flandern. "Es ist ein globaler Trend, der zeigt, dass wir nicht nur in Deutschland mehr und mehr das Bedürfnis haben, der lokalen Verbundenheit Ausdruck zu verleihen" , meint er. Dem globalen Kommunikationsnetz zum Trotz.