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Datendiebstahl bei südkoreanischen AKWs

22. Dezember 2014

Hacker haben das Computersystem der Betreibergesellschaft der südkoreanischen Atomkraftwerke angegriffen. Details wie Grundrisse und Betriebsanleitungen wurden bei Twitter veröffentlicht, doch das Unternehmen wiegelt ab.

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Wolseong Kernkraftwerk Südkorea
Bild: picture-alliance/dpa

Bei dem Internetangriff seien keine sensiblen Daten erbeutet worden, erklärte ein Sprecher von Korea Hydro und Nuclear Power (KHNP), der Betreiberfirma aller südkoreanischen Atomkraftwerke. Auch sei die Sicherheit der Atomanlagen zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Es sei ausgeschlossen, dass durch einen Cyberangriff ein Atomreaktor beeinflusst werden könne, versicherte das staatliche Unternehmen. Das Energieministerium stützte diese Darstellung. "Das Kontrollsystem ist derart ausgerichtet, dass es keinerlei Risiko gibt", sagte Vize-Energieminister Chung Yang Ho der Nachrichtenagentur Reuters. Verantwortlich für die Attacke seien "Kräfte, die soziale Unruhen entfachen wollen", erklärte KHNP.

Über Twitter bekannte sich eine Umweltgruppe zu der Hackerattacke und forderte die Stilllegung älterer Meiler. Die Gruppe veröffentlichte neben Details über Kühlsysteme, Grundrisse, Betriebsanleitungen auch persönliche Angaben über KHNP-Beschäftigte. Ein Hacker drohte mit der Offenlegung weiterer Datensätze, sollten die Behörden bestimmte Atomanlagen nicht bis Weihnachten schließen. Er gab sich als Leiter einer Anti-Atom-Gruppe auf Hawaii aus.

Angst vor Attacken aus Nordkorea

Nach der Cyberattacke hat KHNP nun eine zweitägige Übung zur Abwehr von Internetangriffen begonnen. Die Übungen sollen an vier der 23 Reaktorstandorte im Land erfolgen. Die Angst vor Cyber-Attacken von außen sitzt in dem stark vernetzten Südkorea besonders tief. In den vergangenen Jahren wurde Nordkorea für mehrere Attacken auf Internetseiten von Behörden und Unternehmen verantwortlich gemacht. Pjöngjang hat die Vorwürfe stets bestritten.

Das kommunistische Regime in Nordkorea steht zudem im Verdacht, hinter Angriffen auf das Sony-Filmstudio in Hollywood zu stehen, die zu einer Konfrontation zwischen den Regierungen in Washington und Pjöngjang geführt haben. Bei den Angriffen auf Sony Pictures waren Ende November Firmenunterlagen sowie persönliche Daten und Emails gestohlen worden. Nach Drohungen mit Gewalttaten stoppte die US-Filmtochter des japanischen Konzerns die Veröffentlichung der Komödie "The Interview" über fiktive US-Geheimdienstpläne für ein Attentat auf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

China verurteilt internationale Cyberattacken

Chinas Außenminister Wang Yi verurteilte Hackerangriffe: "China lehnt jegliche Formen von Cyberangriffen und Cyberterrorismus ab", sagte er in einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen John Kerry. Das berichtete das Außenministerium in Peking, Nordkorea wurde in der Mitteilung allerdings nicht erwähnt. Die USA sollen China um Unterstützung gebeten haben, künftige nordkoreanische Hackerangriffe zu blockieren. Eine Zusammenarbeit mit China habe entscheidende Bedeutung, berichtet die "New York Times". Praktisch die gesamte Telekommunikation Nordkoreas laufe über von China betriebene Netzwerke.

ab/se (dap, rtr)