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Das Weltreise-Projekt von Huang Nubo

Yang Ying28. September 2013

Der chinesische Milliardär Huang Nubo hat sich Deutschland für den Beginn seiner zehnjährigen Weltreise ausgesucht. Er will alle Weltkulturerbestätten besuchen, aber es geht ihm um mehr. Wir haben ihn in Trier begleitet.

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Römerbrücke in Trier (Foto: imago/ARCO IMAGES)
Bild: imago/ARCO IMAGES

Die alte Römerstadt Trier an der Mosel begrüßt Huang Nubo mit kaltem nassem Herbstwetter. Seit gut zwei Wochen ist der Immobilien- und Touristikunternehmer schon in Deutschland unterwegs und hat dabei schon über 20 Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes besichtigt (weltweit sind es derzeit 981). Als wir ihn in der Lobby des Park Plaza Hotels treffen, wirkt er frisch und gutgelaunt. Der über 1, 90 Meter große Extrembergsteiger verbringt jeden Morgen zwei Stunden im Fitnessstudio - auch wenn er auf Reisen ist. Begleitet wird Huang von seiner Dolmetscherin und Koordinatorin sowie einem Kameramann.

In der Hotellobby wartet auch Christoph Weiss auf den chinesischen Milliardär. Weiss ist ehrenamtlicher Fremdenführer und wird Huang durch Trier führen, ihm die römischen Baudenkmäler zeigen, den Dom und die Liebfrauenkirche. Das ist Huangs Pflichtprogramm, es gehört zum Weltkulturerbe. Hauptberuflich ist Christoph Weiss Winzer. Drei Flaschen Riesling aus dem eigenen Weingut hat er Huang Nubo mitgebracht, Geschenke mit Qualitätsgarantie.

Huang lacht und bedankt sich. "Könnt ihr euch vorstellen, dass so etwas auch in China passieren könnte? Er ist heute freiwillig hierher gekommen, um mir die Stadt zu zeigen. Dabei kennen wir uns gar nicht. So etwas ist in China undenkbar."

Begegnung mit den Menschen im Mittelpunkt

Im August hat Huang seine geplante zehnjährige Weltreise begonnen, immer auf der Spur des Weltkulturerbes. Aber vor allem geht es ihm um eines: Wie freundlich sind die Menschen in den 160 Ländern, denen er begegnen wird? Seine Reise ist ein Projekt, er nennt es "The Faces of Humanity Initiative.“

Huang Nubo und Christoph Weiss vor dem römischen Stadttor Porta Nigra (Foto: Huang Nubo)
Huang Nubo und Christoph Weiss vor dem römischen Stadttor Porta NigraBild: Huang Nubo

Huang Nubo ist erfolgreicher Unternehmer, der auf der Liste der Superreichen in China Platz 41 belegt, mit umgerechnet 2,3 Milliarden Euro Privatvermögen. 2011 erregte Huang Aufsehen mit seinem - bis auf weiteres gescheiterten - Vorhaben, im Nordosten Islands 300 Quadratkilometer Land für ein Tourismusprojekt zu kaufen.

Huang Nubo will sich für seine Weltreise zehn Jahre lang Zeit nehmen. Immer 20 Tage unterwegs, dann zehn Tage in die Pekinger Zentrale seines "Zhongkun"-Konzerns.

Ganz vom Tagesgeschäft abzuschalten ist aber auch in Trier unmöglich. Ständig zieht Huang Nubo sein Handy aus der Hosentasche, liest die Nachrichten, ruft kurz zurück oder steckt das Handy einfach wieder ein.

Lob für Bewahrung des Kulturerbes

Fremdenführer Weiss führt Huang Nubo zum Dom und zur Liebfrauenkirche. Huang steht im Mittelschiff, hält seinen vor kurzem auch auf Deutsch veröffentlichen Gedichtband "Kakerlaken Kunde" in den Händen und liest leise ein paar Sätze: Ein festes Ritual auf der ganzen Reise, Kameramann Gao Yuan filmt es.

Huang Nubo in der Trierer Liebfrauenkirche, lesend (Foto: Huang Nubo)
Kirchenbesuch der eigenen ArtBild: Huang Nubo

"Schaut euch an, wie gut die Deutschen ihre alten Sehenswürdigkeiten bewahren!" ruft Huang beim Verlassen des Doms aus. "Da sollten sich andere eine Scheibe abschneiden, besonders die Chinesen. In der Vergangenheit haben wir so viel von dem zerstört, was zum geistigen und kulturellen Reichtum unserer Nation gehörte und was jetzt unwiederbringlich dahin ist."

Huang ist Milliardär – und Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas. "Das Haus des Vaters der kommunistischen Partei", lacht Huang, als wir beim Karl-Marx-Haus ankommen. Er geht hinein, wirft nur einen kurzen Blick auf die Räumlichkeiten, schon steht er im Souvenirshop. Mit einer kleinen Büste von Marx, einem Marx-Füller und einer Flasche Rotwein mit dem Zeichen des Karl-Marx-Hauses kommt er wieder heraus. Bevor er zufrieden das Haus verlässt, verewigt er sich im Gästebuch mit dem Satz: "Der Marxismus hat zur Vielfalt der Gesellschaftsmodelle der Menschheit beigetragen.“

Erinnerungskultur und Weinkultur

Es gibt keine Pause: Huang besucht am selben Tag noch das Industriedenkmal Völklinger Hütte, ein 1986 stillgelegtes Eisenwerk, und die Gedenkstätte SS-Sonderlager Hinzert, ein Umerziehungs- und Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Huang löchert den Fremdenführer mit Fragen nach Rassismus in Deutschland und der Popularität von Neo-Nazis.

Weinlese in Piesport an der Mosel (Foto: imago/imagebroker)
Huang Nubo weiß die Weinkultur an der Mosel zu schätzenBild: imago/imagebroker

Beim Abendessen sind die Gespräche entspannter. Christoph Weiss wählt gekonnt die Weine aus. Nach der Hauptspeise überrascht Huang den Fremdenführer und Winzer mit der Frage, ob er für ihn in China arbeiten wolle. Huang besitzt dort ebenfalls Weingüter. Sichtlich verlegen lehnt Weiss ab: "Das ist ein Angebot, das man gar nicht ablehnen kann. Aber wissen Sie, ich bin hier so fest verbunden. Na ja, meine Frau darf gar nichts davon wissen." Alle lachen.

Als Huang die Rechnung mit seiner Visa-Karte bezahlen will, schüttelt die Restaurantbesitzerin den Kopf. Hier würden nur EC-Karten akzeptiert. Huang hat zwar die Brieftasche voller Karten, eine EC-Karte ist nicht dabei. Schließlich hilft die Dolmetscherin mit Bargeld aus. Damit steht Huangs Urteil über das Zahlungssystem in Deutschland fest: Unterentwickelt. "Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Hier besteht die Gefahr, dass man ohne Bargeld verhungert."