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Das Smartphone, mein Geldbeutel

Rayna Breuer9. März 2013

Textnachrichten schreiben, im Internet surfen und telefonieren natürlich - das Handy kann alles. Schon bald soll es auch unser Portemonnaie ersetzen. Mobiles Bezahlen ist die Zukunft. Welches System setzt sich durch?

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Ein Smartphone und Gedlscheine. (Foto: babimu - Fotolia.com)
Bild: babimu - Fotolia.com

Wissen Sie eigentlich, was auf dem 100-Euro-Schein abgedruckt ist? Oder einfacher - auf dem 5-Euro-Schein? Auch wenn Sie gerade nicht darauf kommen, die kleine Bildungslücke ist zu verzeihen: Denn nach und nach verschwinden die Geldscheine aus unserem Alltag. Dafür kennen einige bestimmt ihre Kreditkartennummer auswendig. Bargeldloses Zahlen ist auf dem Vormarsch, ständig wird an neuen Zahlungssystemen und -geräten gearbeitet. Eins davon befindet sich in unserer Tasche - das Smartphone. M-Payment, mobiles Bezahlen - eine Modeerscheinung oder die Zukunft?

NFC-basierte Lösungen

Es gibt viele Möglichkeiten, Geld loszuwerden. Man muss es nur haben, aber das ist ein anderes Thema. Schon heute verwalten wir über Google Wallet oder PayPal unsere Kreditkarten in der Cloud und können weltweit Zahlungen bargeldlos abwickeln. Eine bereits bewährte Technologie, NFC (Near Field Communication), zu deutsch Nahfeldkommunikation, will den Zahlungsverkehr neu aufmischen, ihn schneller, einfacher und sicherer machen. NFC ist ein Übertragungskanal, eine drahtlose Verbindung von Geräten: Derzeit geht die Entwicklung dahin, NFC-Chips, die mittels eines Lasergeräts gescannt werden, in die Smartphones einzubauen. Der Kunde hält sein Smartphone gegen ein Kassenterminal und schon ist der Kauf abgewickelt. Auch in Kredit- oder Debitkarten können solche Chips eingebaut werden.

Ein Google-Smartphone wird an einer Supermarkt-Kasse neben ein so genanntes PayPass-Gerät zur elektronischen Zahlungsabwicklung gehalten (Foto: dpa)
Handy - das digitale PortmoneeBild: picture-alliance/dpa

Der Markt für mobile Bezahlsysteme, auch M-Commerce genannt, ist hart umkämpft. Viele Firmen, darunter Start-Ups, Telekommunikations-Unternehmen oder Finanzinstitute wollen in das Segment einsteigen. "Mobiles Payment ist mehr als nur eine Modeerscheinung. Durch die immense Verbreitung von Smartphones und Tablets werden mobile Zahlverfahren immer wichtiger, das Shoppen im Internet verlagert sich zunehmen auf das Handy - aus E-Commerce wird M-Commerce", sagt Manfred Krüger, Vorsitzender der ConCardis GmbH, einer Firma, die Dienstleistungen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr anbietet.

Manfred Krüger (Foto: Manfred Krüger/ConCardis)
Manfred KrügerBild: Manfred Krüger/ConCardis

Eine Taxi-App als Vorreiter

"Ich nutze die Taxifahrten für geschäftliche Zwecke, aber ich verliere immer die Quittungen. Mit der App von MyTaxi kann mir das nicht passieren, denn da bekomme ich eine Mail mit den Belegen und die Mail kann man nicht verlieren", erzählt André Bajorat, Experte für Online-Banking und Mobile-Payments. Mit MyTaxi kann der Kunde bargeldlos bezahlen, er muss dafür lediglich über die App eine Zahlungsmöglichkeit hinterlegt haben, beispielsweise PayPal oder eine Kreditkarte.

Den Kaffee zahle Bajorat schon noch bar, aber sonst, versuche er so schnell und so einfach wie möglich zu zahlen. "Meine Karten trage ich in einer Brieftasche und loses Geld einfach so in der Tasche. Ein Portemonnaie habe ich nicht. Abends sortiere ich die Münzen aus, die Kinder können sich die dann schnappen", sagt Bajorat.

Wann solche Bezahldienste in Deutschland flächendeckend eingeführt werden, ist nur eine Frage der Zeit. "Wir denken, dass sich die NFC-Technologie in den nächsten Jahren durchsetzen und zum Mainstream wird", sagt Steffen von Blumroeder vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Kurzfristig sieht André Bajorat Potenzial für einzelne Händler, die ein mobiles Bezahlmodell nur für ihr Geschäft anbieten können: "Es werden viele solche Silos, wie die MyTaxiApp, entstehen. Das sind geschlossene Systeme, wo Händler und Kunde ein eigenes Ökosystem schaffen. Dann wenn beide einen Anreiz haben, ein mobiles Bezahlsystem zu nutzen", so Bajorat. So setzt die Café-Kette Starbucks in den USA bereits eine solche mobile Bezahllösung ein. Auch für Kinos, oder Einkaufszentren sei ein solches System zukünftig denkbar, meint Bajorat.

Und der Datenschutz?

Das Portemonnaie verloren oder gar geklaut? Die vielen Karten, Gutscheine und Geld sind dann weg. Aber auch in der digitalen Welt kann etwas verloren gehen: die eigenen Daten. Viele Bezahlmodelle sind noch in der Testphase. Bei allen Systemen ist Datensicherheit und Datenschutz ein großes Thema. Gerade bei den kontaktlosen NFC-basierten Technologien könnte der Verbraucher am Ende der Verlierer sein: "Im Augenblick ist die Technologie noch verbesserungswürdig, gerade was die Datensicherheit angeht. Die NFC-Chips sind derzeit noch leichter auslesbar, als man das ursprünglich gedacht hat", sagt Antje Stobbe, Analystin bei der Deutschen Bank.

Infografik: Anzahl der weltweit bargeldlosen Transaktionen

Japan im Vorsprung

Während die Deutschen nach wie vor lieber bar bezahlen, sind da andere Länder für alternative Bezahlmodelle offener. Japan hat vor etwa zehn Jahren ein NFC-basiertes Fahrkartenbezahlsystem eingeführt: "Die Menschen haben sich in Japan mit ihren Papier- oder auch Plastikkarten vor den Zugangskontrollen in der U-Bahn gestaut. Mit der NFC- Technologie geht es natürlich deutlich schneller, weil die Chips direkt auslesbar waren, man muss nichts entgegenhalten, das geht alles automatisch", sagt Steffen von Blumroeder.

Es gibt also viele Möglichkeiten, sein Geld loszuwerden. Leider haben die Forscher noch keine Technologie entwickelt, wie man beliebig viele Schuhe kaufen kann, ohne dass am Ende des Monats das Konto leer ist.