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Der Goldschatz kehrt zurück

Martin Koch1. März 2013

Goldbarren im Wert von fast 140 Milliarden Euro befinden sich im Besitz der Bundesbank. Das ist der zweitgrößte Goldschatz der Welt. Ein großer Teil davon lagert jedoch im Ausland - noch.

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Goldbarren der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/Main im Tresor (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Deutschland ist reich. Deutschland hat Gold. Viel Gold. Genauer gesagt fast 3400 Tonnen. Angehäuft hat die Bundesrepublik diesen Schatz in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren des sogenannten Wirtschaftswunders. Er liegt in Form von Barren zu einem Drittel bei der Bundesbank in Frankfurt am Main, der Rest ist bei den Notenbanken Frankreichs, Großbritanniens und der USA eingelagert. Jetzt will die Bundesbank ihn nach und nach zurückholen.

Bundesbank holt Gold nach Hause

Wirtschaftswunder und Kalter Krieg

Der deutsche Goldbestand gilt als das "Erbe des Wirtschaftswunders": 1951 kaufte die Bank deutscher Länder, die Vorgängerin der Bundesbank, zunächst die ersten fünfhundert Kilogramm Gold als Sicherheit gegen mögliche Währungskrisen. In der Folgezeit kam immer mehr hinzu, mittlerweile besitzt Deutschland nach den USA die zweitgrößte Menge des Edelmetalls weltweit.

Der Gegenwert liegt bei etwa 140 Milliarden Euro. Für Normalbürger eine unvorstellbar große Summe. Deshalb verfolgen die meisten die Diskussion darüber, was mit den Goldreserven passieren soll, mit großem Interesse: Soll es verkauft werden, weil es keine Zinsen bringt? Oder soll man es behalten als Sicherheit für schlechte Zeiten?

Trotz der auf den ersten Blick beeindruckenden Zahlen sind die deutschen Goldbestände für den Staatshaushalt von eher untergeordneter Bedeutung, sagt Carsten Fritsch von der Commerzbank im Gespräch mit der DW: "Die 140 Milliarden Euro sind erstmal sehr wenig, wenn man bedenkt, dass die Staatsschulden fünf Billionen Euro betragen. Sie haben aber einen hohen ideellen Wert, weil Gold als wertstabile Anlage gilt, als alternative Währung, die weltweit in den vergangenen Jahren massiv an Akzeptanz gewonnen hat." Und das gelte offenbar nicht nur für die Zentralbanken von Industrie- und Schwellenländern, so der Analyst. Allein die deutsche Bevölkerung habe schätzungsweise 7500 Tonnen Gold in Privatbesitz, mehr als doppelt so viel wie die Bundesbank verwaltet.

Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst / Senior Commodity Analyst (Foto: Commerzbank) zugeliefert von Martin Koch Er hat Bestätigung von Carsten Fritsch, dass wir es honorarfrei verwenden dürfen. Die Rechte sind bei der Commerzbank.
Carsten Fritsch, Analyst bei der CommerzbankBild: Commerzbank

Gold bringt Sicherheit

Während des sogenannten Kalten Krieges, in den fünfziger und sechziger Jahren, gab es in Deutschland die Angst vor einem Einmarsch Russlands. Um die Goldreserven davor zu bewahren, in feindliche Hände zu fallen, verteilte die Bundesregierung sie auf die Notenbanken der westlichen Siegermächte: 374 Tonnen lagern in Paris, 450 Tonnen in London - und mehr als 1500 Tonnen in New York.

In der Vergangenheit wurde immer wieder öffentlich darüber gestritten, was mit der Goldreserve geschehen soll - und ob die im Ausland eingelagerten Bestände überhaupt noch existieren. An diesen Verschwörungstheorien sei die Bundesbank wegen ihrer "sehr undurchsichtigen Informationspolitik nicht ganz schuldlos", meint der Rohstoff- und Edelmetall-Experte Fritsch. Hätte man die ausgelagerten Goldbestände regelmäßig überprüft, hätte man den Verdächtigungen schnell den Wind aus den Segeln nehmen können. "Insofern trägt die Teilrückführung nach Deutschland dazu bei, diese Debatte etwas abzukühlen", ist Fritsch überzeugt.

Der für die Goldreserven zuständige Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele betont dagegen, dass er sich persönlich in den Notenbanken davon überzeugen konnte, dass alle deutschen Bestände ordnungsgemäß verwahrt werden: "Überall wurden wir mit offenen Armen begrüßt, uns wurden die Bestandslisten und die Pläne der Tresore gezeigt, es wurden einzelne Barren entnommen, die wurden überprüft und mit den Bestandslisten abgeglichen", sagte er vor der Presse in Frankfurt.

Drei Angestellte der New York Federal Reserve Bank führen im riesigen unterirdischen Tresorraum Buch über das gelagerte Währungsgold aus aller Welt, darunter auch aus Deutschland (Foto: picture-alliance/dpa)
Deutsche Goldbarren lagern auch in der US-Notenbank in New YorkBild: picture-alliance/dpa

Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts muss das Gold nicht mehr vor feindlichen Übergriffen im Ausland in Sicherheit gebracht werden. Trotzdem diene die Goldreserve weiterhin zwei wichtigen Zwecken, so Thiele: "Der Vertrauensbildung im Inland und der Möglichkeit, im Falle einer Krise binnen kürzester Zeit an Goldhandelsplätzen im Ausland Gold in Fremdwährung tauschen zu können."

Das hält Carsten Fritsch von der Commerzbank für kein überzeugendes Argument: "In einer Krise ist gerade Gold die Währung schlechthin, die zählt, weshalb man das dann verkaufen sollte, leuchtet mir nicht ein."

Nun will die Bundesbank den Lagerort Paris bis zum Jahr 2020 komplett auflösen. Diese Entscheidung begründete Vorstandsmitglied Thiele damit, dass es unter finanzpolitischen Gesichtspunkten egal sei, ob die Barren in Frankreich oder Frankfurt lagern, weil überall der Euro gelte. Es sei aber wichtig, weiterhin Bestände des Ersatzzahlungsmittels Gold in Ländern mit starken Fremdwährungen wie Pfund und Dollar zu behalten. Deshalb würden die Standorte London und New York beibehalten, auch wenn die Bundesbank 300 Tonnen aus den USA abziehen will. Wann genau das geschehen soll und wie die begehrten Edelmetallbarren transportiert werden, das verrät die Bundesbank nicht - aus Sicherheitsgründen.