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Das Crescendo des Giro

Flora Balestra / Joscha Weber9. Mai 2015

Der 98. Giro d'Italia ist eine einzige Steigerung: Immer schwerer, immer steiler, immer härter. Der schwere Parcous ist die ideale Bühne für starke Bergfahrer - aber auch die Chance für Nachwuchsfahrer.

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Ivan Basso beim Giro d’Italia 2006 (Foto: Getty)
Bild: Rellandini/AFP/Getty Images

Wäre der Giro d'Italia 2015 eine Sinfonie, er wäre ein Crescendo. Einem lieblich-frühlingshafter Start an der Riviera folgt eine langsame Steigerung in der Toskana sowie dem Apennin gefolgt vom Finale furioso in den Alpen. Nicht zum ersten Mal setzen die Giro-Veranstalter auf einen solchen Dreiklang, eine Dramaturgie mit einer Klimax in der knüppelharten Schlusswoche. Nicht weniger als fünf Bergetappen müssen die Profis innerhalb der letzten sieben Tage absolvieren - da sagt nicht jeder Starter "grazie".

Deutsches Team setzt auf Mezgec und Arndt

"Das ist wirklich ein schweres Finale. Ich glaube, die Schlussetappen will ich lieber noch gar nicht so genau sehen", sagte der deutsche Sprintspezialist Nikias Arndt im Gespräch mit der DW.

"Aber die Form ist gut und ich komme relativ gut über die Berge", gibt sich der 23-Jährige optimistisch. Arndt ist Giro-Debütant und wird täglich im DW-Twittertagebuch vom 98. Giro d'Italia bloggen. Er ist einer von zwei jungen Sprintern, die das deutsche Team Giant-Alpecin in die erste dreiwöchige Landesrundfahrt der Saison schickt. Gemeinsam mit dem Slowenen Luka Mezgec, der im letzten Jahr die Schlussetappe in Triest gewinnen konnte, soll Arndt für den nun unter deutscher Flagge startenden Rennstall auf Etappenjagd gehen. Viele Möglichkeiten bleiben den beiden allerdings nicht, denn fast schon traditionell ist der Giro auch 2015 wieder eine Sache für die Kletterer.

Nikias Arndt (r.) und Kris Boeckmans beim Criterium du Dauphine Radrennen 2014 (Foto: Getty)
Nikias Arndt (r.) soll beim Giro d'Italia die fehlenden Sprint-Kapitäne Kittel und Degenkolb vertretenBild: Getty Images/K. Van Accom

Nach einem flachen Auftakt beim einleitenden 17,6 Kilometer langen Mannschaftszeitfahren am Samstag in San Lorenzo geht es bereits auf der dritten Etappe in Ligurien erstmals in die Berge. Anders als bei der Tour de France bleibt als nicht lange Zeit zum Einrollen. Die Zahlen sind beeindruckend: Zwölf Bergtappen, davon vier schwere und acht leichtere, sieben Sprintetappen und zwei Zeitfahren stehen auf dem Programm. Insgesamt 3.489 Kilometer durch Italien und die Schweiz müssen die 198 Starter absolvieren, bis sie am 31. Mai in der Expo-Stadt Mailand eintreffen. Am Ende des Giro werden die Fahrer 43.000 Höhenmeter überwunden haben.

Der Kampf um Rosa

Es kommen also nur absolute Top-Bergfahrer für das Maglia Rosa, das rosa Trikot des Gesamtsiegers in Frage. Zu den Favoriten auf den Gesamtsieg zählen der Spanier Alberto Contador, der in diesem Jahr das Giro-Tour-Double anpeilt und der den Giro bereits 2008 gewann, der Australier Richie Porte, der in Abwesenheit seines Chefs Chris Froome das starke Sky-Team anführt, Rigoberto Uran aus Kolumbien, der im vergangenen Jahr Zweiter wurde, der Kanadier Ryder Hesjedal, der 2012 gewann, sowie der Italiener Fabio Aru, der die Hoffnungen der Tifosi symbolisiert und in Italien bereits als potentieller Nachfolger für Tour-Sieger Vincenzo Nibali gehandelt wird. Titelverteidiger Nairo Quintana verzichtet auf einen Start und konzentriert sich auf die Tour.

Alberto Contador (Foto: AP)
Topfavorit ist Alberto Contador, der den Giro bereits 2008 gewann und in diesem Jahr das Double willBild: dapd

Die deutschen Starter haben wohl keine Chancen im Gesamtklassement und werden eher auf Tageserfolge setzen. Während der mutmaßlich schnellste Sprinter der Gegenwart, Marcel Kittel, wegen Formschwäche in Italien fehlt, wird der erfahrene André Greipel im Sprint zu beachten sein. Nicht dabei ist Paris-Roubaix-Sieger John Degenkolb, der 2013 eine Etappe des Giro gewann und sich auf die Tour de France konzentrieren will: "Ich habe Etappen beim Giro und der Vuelta gewonnen, jetzt möchte ich bei der Tour das Triple komplett machen" sagte der 26-Jährige im Interview mit der Deutschen Welle.

Fans beim Giro (Foto: Getty)
Hart, härter am härtesten: 43.000 Höhenmeter verteilt auf 21 Etappen - der Giro ist eine echte KletterprüfungBild: Trovati/AFP/Getty Images

Da auch der schnelle Brite Mark Cavendish fehlt, könnte also tatsächlich die Chance für jüngere Sprinter aus der zweiten Reihe schlagen. Doch dazu müssen Nikias Arndt und Luka Mezgec erst einmal an starken Konkurrenten wie Michael Matthews (Australien) oder Moreno Hofland (Niederlande) vorbei.

Zabel gibt sein Giro-Debüt

Und dann gibt noch ein prominenter Name sein Giro-Debüt: Zabel, genauer Rick Zabel. Der Sohn des deutschen Ex-Stars Erik Zabel startet für das BMC-Team und ist voller Vorfreude: "Ich bin so aufgeregt und glücklich, zu meiner ersten Grand Tour zu starten", twitterte der 21-Jährige. "Das hebt einen in der Entwicklung auf die nächste Stufe zu einem starken und erfahrenen Fahrer", erklärte BMC-Sportdirektor Fabio Baldato, der große Hoffnungen auf seinen Nachwuchs im Team setzt. Der Giro d'Italia, der seit 1909 ausgetragen wird, könnte also auch zur Bühne für starke Nachwuchsfahrer werden - vorausgesetzt sie kommen gut über die Berge.