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Correa wirbt um Investitionen

Naomi Conrad16. April 2013

Lateinamerika boomt - und deutsche Unternehmen sollen investieren. Das ist die Botschaft der Lateinamerika-Konferenz der Deutschen Wirtschaft in Berlin. Doch Probleme bleiben.

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Präsidenten Correa und Gauck beim Treffen (Foto:ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Am Stand von Ecuador werden Panamahüte und etwas wässriger Kaffee verteilt. Beide erfreuen sich eines äußerst guten Absatzes - auch wenn im Konferenzsaal nur zwei Zuschauer tatsächlich einen der Hüte tragen. Der Saal ist überfüllt. Die Deutsche Wirtschaft hat zu ihrer 13. Lateinamerika-Konferenz eingeladen und das Interesse ist groß. Denn Lateinamerika boomt. Deutsche Firmen seien "gut beraten vor Ort zu sein, um diese Dynamik mit zu gestalten", so Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, einem Zusammenschluss der deutschen Wirtschaft, bei der Eröffnung der Konferenz in Berlin.

Lange Zeit habe Deutschland Lateinamerika zugunsten von Asien vernachlässigt, so Rheinhold Festge, Vorsitzender der Lateinamerika Initiative der Deutschen Wirtschaft. "Es wäre ein Fehler, da nicht aufzuholen". Denn in den letzten zehn Jahren habe sich die lateinamerikanische Wirtschaft rasant entwickelt, es gebe viele Rohstoffe in der Region und eine junge Bevölkerung, die auf den Arbeitsmarkt dränge. Er appellierte an mittelständische Unternehmen in Lateinamerika zu investieren, vor allem in der Bauindustrie, den Informations- und Kommunikationstechnologien, aber auch bei erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien gebe es "beste Chancen."

Allein im vergangenen Jahr hätten sich deutsche Investitionen in Lateinamerika um mehr als zehn Prozent gesteigert. Er rechne mit einer weiteren Steigerung von mindestens acht Prozent in diesem Jahr. Deutschland sei innerhalb der Europäischen Union der wichtigste Handelspartner von Lateinamerika, betonte auch Entwicklungsminister Dirk Niebel.

Luftaufnahme von Quito
Werden bald mehr Deutsche nach Quito ziehen?Bild: picture-alliance/Jane Sweeney/Robert Harding

"Mitten im Fortschritt"

Ein guter Moment - das wiederholt Rafael Correa mehrmals. Der Präsident von Ecuador ist gerade in Berlin, um für Investitionen und Kooperationen zu werben. "Wir sind mitten im Fortschritt." Seine Politik, so Correa, der im Februar wiedergewählt wurde, trage Früchte: Eine massive Reduzierung der Armut und Ungleichheit, ein massives Wirtschaftswachstum, gekoppelt mit einer verminderten Staatsverschuldung und Investitionen im Bereich Bildung, Infrastruktur und Erneuerbaren Energien. Der Grund: Die Regierung habe geschafft, Rohstoffverträge mit ausländischen Firmen neu zu verhandeln. Außerdem würden mehr Steuern eingetrieben.

Die Botschaft: Ecuador boomt im Vergleich zu Europa, die Investition lohnt sich. "Wenn Sie jetzt unsere Wirtschaftszahlen mit denen von Europa vergleichen, werden Sie deprimiert." Das Publikum lacht - und Correa wirbt schon wieder um Investitionen, diesmal mit niedrigen Steuerraten für ausländische Unternehmen.

Barrieren bleiben

"Ecuador ist schon ein interessantes Land", so ein Konferenzteilnehmer, der in einem deutschen Automobilkonzern arbeitet. "Bildung, aber vor allem politische Stabilität sind Dinge, die wichtige Faktoren bei der Investition sind." Allerdings, gibt er zu, sei Ecuador bei weitem nicht so wichtig wie die zwei größten Märkte Lateinamerikas: Mexiko und Brasilien. Doch dort sei die Konkurrenz groß. Asiatische Hersteller drängen nach Lateinamerika, auch sie investieren in Rohstoffe und Produktionsstätten. Deutsche Unternehmen dürften sich nicht verdrängen lassen, sagt ein anderer Unternehmer, der auf der Suche nach möglichen Investitionspartnern in Ecuador ist.

Volkswagenproduktion in Mexiko (Foto: dpa)
Deutsche Firmen - wie etwa Volkswagen - sind in Lateinamerika vertretenBild: picture-alliance/dpa

Die Expansion in andere Länder der Region sei zwar attraktiv, doch vielmals schwierig, so der Mitarbeiter des Automobilkonzerns, mit Bezug auf Venezuela. "Dort sind die Handelschranken so hoch, da lohnt sich die Investition nicht." Auch Festge mahnt, dass Wirtschaft nur funktionieren könne, wenn sie frei von Barrieren und Bevormundungen sei.

Am Stand von Ecuador wird derweil eine neue Ladung Panamanhüte aufgehängt.