1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

China übernimmt Führung beim Solarausbau

Gero Rueter2. Juni 2014

Die Solarkraft boomt. Mit zwölf Gigawatt (GW) führt seit 2013 China beim Zubau von Photovoltaik. Japan folgt mit sieben und die USA fünf GW. Vorreiter Deutschland fällt zurück und installiert nur noch drei GW.

https://p.dw.com/p/1CAL2
Solarpark in China
Bild: picture-alliance/dpa

2013 wurden Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 38 Gigawatt (GW) weltweit neu aufgestellt, acht GW mehr als 2012. Der globale Zubau stieg damit um 27 Prozent. Früher boomte der Bau von Solaranlagen vor allem in Europa, besonders stark in Deutschland und Italien. Seit 2013 hat sich der globale Solarmarkt jedoch radikal verändert.

Laut aktuellem Global Market Outlook, der von der European Photovoltaic Industry Assiociation (EPIA) herausgegeben wird, erfolgt der Zubau nun vor allem in Asien. 2013 wurden Solarkraftwerke mit einer Leistung von 22 GW in Asien aufgestellt, das ist mehr als die Hälfte des globalen Zubaus.

Asien installierte 2013 doppelt so viele Solarkraftwerke wie Europa (zwölf GW) und übernahm damit die weltweite Vorreiterrolle. 2012 war das Verhältnis noch genau umgekehrt. In Asien waren damals noch acht GW Solarkraft neu installiert worden, in Europa mit 18 GW mehr als doppelt so viel.

China treibt Solarboom voran

Globaler Spitzenreiter beim Zubau der Solarkapazitäten ist inzwischen mit großem Abstand China. Hier wurden 2013 Kraftwerke mit einer Kapazität von zwölf GW neu aufgestellt. Damit erhöhte China seine solare Kapazität innerhalb eines Jahres um 142 % auf 19 GW.

Für dieses Jahr strebt China eine weitere Steigerung des Solarzubaus auf 14 GW an. Mit dem verstärkten Ausbau von Erneuerbaren will die Regierung die Luftverschmutzung bekämpfen. Im vergangenen Jahr baute China erstmalig mehr erneuerbare Stromkapazität auf als mit fossiler und atomarer Energie.

Infografik Globale Entwicklung der Solarstromerzeugung

Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima setzt auch Japan verstärkt auf den Solarausbau. Sieben GW baute das Industrieland 2013 hinzu und verdoppelte in nur einem Jahr die solare Kapazität auf 14 GW. Die aufgestellten Solarmodule auf Dächern und Wiesen ersetzen inzwischen die Stromproduktion von vier abgeschalteten Atomkraftwerken.

Den dritten Platz beim Zubau belegten im vergangenen Jahr die USA. PV-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 4,8 GW wurden neu hinzu gebaut, im Jahr zuvor waren es 3,3 GW. Deutschland und Italien, bisher Vorreiter des globalen Zubaus, drosselten dagegen ihre Dynamik erheblich. 2012 hatte der Zubau in Deutschland noch bei 7,6 GW gelegen, 2013 waren es nur noch 3,3 GW - weniger als die Hälfte. In Italien ging der jährliche Zubau von 3,8 auf 1,4 GW zurück.

Gebremst war das Wachstum der Solarkraft auch in vielen anderen EU-Ländern. Lediglich in Griechenland, Rumänien und Großbritannien ging der Solarboom weiter, zwischen einem und 1,5 GW Solarkraft wurden 2013 jeweils neu installiert. EPIA-Präsident Oliver Schäfer zeigt sich über die globale Entwicklung sehr zufrieden: "Wir bewegen uns weg von einem auf Europa konzentrierten Markt, zu einem globalen Markt", sagte Schäfer gegenüber der Deutschen Welle.

EPIA Präsident Oliver Schäfer
EPIA Präsident Schäfer freut sich über die EntwicklungBild: DW/G. Rueter

Globaler Ausbau wächst, neue Länder kommen hinzu.

Für die nächsten Jahre prognostiziert EPIA weltweit einen weiter steigenden Zubau: etwa 44 GW im Jahr 2014 und rund 54 GW für 2018. Nach Ansicht von Schäfer wird der globale Zuwachs der Photovoltaik vor allem durch die Kostenreduktion angetrieben. "Die Wettbewerbsfähigkeit ist erreicht. An vielen Orten ist sie billiger als jegliche andere Form von Energie, die man neu installieren könnte", betont Schäfer. "Viele Schwellenländer werden jetzt diese Entwicklung gehen."

Oliver Schäfer bei Intersolar München 2014

Ungleicher Zubau, ungleiches Potential

Solaranlagen wurden bisher vor allem in Europa, Nordamerika und Asien aufgestellt. Auf diesen Kontinenten liegt die installierte Leistung im Durchschnitt zwischen zwölf und 125 Watt pro Person, in Lateinamerika und Afrika jedoch noch unter einem Watt. Langfristig sehen Experten in diesen sonnenreichen Kontinenten für die Solarkraft ebenfalls eine große Zukunft. Die solare Einstrahlung, die die Stromerzeugung erheblich verbilligt, ist gegenüber dem Pionierland Deutschland oft doppelt so hoch.

Solarstrom ist im Vergleich zum verbreiten Dieselstrom deshalb schon heute erheblich günstiger. Schäfer sagt den Ländern des Sonnengürtels derzeit jedoch noch ein langsames Wachsen voraus. "Aus Industriesicht ist der Zugang zu diesen kleinen Märkten schwierig, ich denke aber, in den nächsten Jahren wird sich da vieles verändern."

Deutschland ist mit einer installierten Leistung von 36 GW Solarkraft weltweit führend. Pro Einwohner betrug Ende 2013 die installierte Leistung rund 440 Watt. Rund sechs Prozent des Strombedarfs für Industrie, Gewerbe und Privathaushalte werden damit bereits gedeckt. Zur Mitte des Jahrhunderts sagen Energieexperten einen Solarstromanteil von rund 30 Prozent in Deutschland voraus.

Infografik Globale Solarkraftnutzung 2013

Europäischer Kraftwerksbau im Umbruch

In Europa wächst der Anteil von Solar- und Windenergie am Strommix seit über einem Jahrzehnt. Der Global Market Outlook zeigt die Veränderungen im europäischen Energiesektor. Rund 200 GW erneuerbare Kraftwerkskapazität wurden zwischen 2000 und 2013 in Europa neu aufgestellt, etwa vier Mal mehr als im Bereich der konventionellen Energien.

Die Dynamik des Umbruchs im europäischen Strommarkt wird 2013 besonders deutlich. Erneuerbare Kraftwerke mit einer Kapazität von 24 GW kamen in der EU hinzu, zeitgleich gingen fossile Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von elf GW vom Netz.

Für Schäfer ist der Trend zu den Erneuerbaren unübersehbar. Von den Regierungen wünscht er sich jedoch mehr "Anerkennung der Realitäten" und eine zukunftsorientierte Neugestaltung der Energiemärkte, "nicht mehr so wie vor 100 Jahren". Stimmen die politischen Rahmenbedingungen, so sei "sehr viel mehr möglich", betont Schäfer. Nach EPIA-Prognosen läge dann der weltweite Zubau 2018 nicht bei 54 GW, sondern schon bei 69 GW.