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Chamenei bei Facebook

Shahram Ahadi19. Dezember 2012

Jetzt hat sich sogar der geistige Führer Irans, Chamenei, bei Facebook angemeldet. Indirekt räumt er damit ein, dass die offizielle Ächtung und Blockierung des Netzwerks mit der Realität im Lande nichts zu tun hat.

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Screenshot Facebook Ayatollah Khamenei Bild: https://www.facebook.com/www.Khamenei.ir ***Bild darf nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Facebookseite von Ayatollah Khamenei benutzt werden***
Bild: facebook.com

Das Netzwerk Facebook ist im Iran zwar blockiert, aber äußerst populär. Dank Anti-Filtering-Software kann man sich problemlos anmelden und seine Beiträge und Fotos hochladen. Wenn man politisch heikle Themen meidet und sich auf  Herbstgedichte und ähnliches beschränkt, bekommt man keinen Ärger, obwohl beides, die Facebook-Nutzung und die Software, nicht legal sind.  Die Geistlichkeit verdammt das Netzwerk als Teufelswerk und Symptom westlicher Dekadenz.

Nun ist seit vergangener Woche (13.12.2012) kein Geringerer als der religiöse Führer Irans bei Facebook angemeldet. Die Fotos auf Ayatollah Ali Chameneis Profilseite zeigen den 73jährigen geistigen Führer bei seinen Reden sowie historische Aufnahmen von der islamischen Revolution, die 1979 die Monarchie im Iran hinwegfegte. Der noch "junge" Geistliche Chamenei war damals ein Weggefährte des Anführers der Revolution, Ayatollah Chomeini. Dass Chamenei eine Seite bei einem amerikanischen Netzwerk unterhält, das im Iran offiziell als Teufelswerk gilt, hat zu heftigen Reaktionen im Netz geführt.

"Doppelmoral"

Neben den "Gefällt mir"-Klicks - nach einer Woche über 15.000 - gab es auch viele kritische, teils beleidigende Kommentare, die von der Zensur rasch gelöscht wurden. Ein iranischer Blogger beschwert sich unter der Überschrift "Für ihn erlaubt, fürs Volk strafbar", dass viele User wegen der Zensur Anti-Filtering-Software nutzen müssen. "Was sind das für Gesetze, die die Gesetzgeber selber brechen?" so der Blogger in einem frei zugänglichen Netzwerk. Ein anderer Blogger findet es mehr als fragwürdig, dass jemand wie Chamenei, der in den staatlichen Medien ein Horrorbild über Facebook verbreite, jetzt ebendiesem Netzwerk beitritt. Das stehe in krassem Widerspruch zur Ächtung von Anti-Filtering-Software und von Facebook als sittenwidrig durch Teile der Geistlichkeit.

Jugendliche "parcouren" in Teheran (Foto: FARS)
Irans Jugend schert sich nicht um "Netz-Vorschriften" der religiösen FührungBild: FARS

Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, kündigte an, sie werde bei Gelegenheit die Facebook-Seite Chameneis besuchen, um zu erfahren, was er so veröffentlicht und wie hoch der Zahl der "likes" ist.  Ihr Chef, US-Präsident Barack Obama, braucht sich mit 35 Millionen "likes" vor dem Konkurrenten aus Teheran so bald wohl nicht zu fürchten.