Burkina Faso: Studie zur Lage der Pressefreiheit vorgestellt | Afrika | DW | 05.05.2015
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Afrika

Burkina Faso: Studie zur Lage der Pressefreiheit vorgestellt

Am internationalen Tag der Pressefreiheit, 3. Mai 2015, wurde eine neue Studie zur Pressefreiheit in Burkina Faso vorgestellt. Eine Verbesserung ist erkennbar, viele Aufgaben für die Zukunft aber ebenso.

Jean-Claude Méda, Präsident des Centre National de Presse - Norbert Zongo (CNP - NZ) und Ahmed Barro von Nanebor Consult/ Foto: Gerlind Vollmer/ DW Akademie

Jean-Claude Méda (links), Präsident des Centre National de Presse - Norbert Zongo (CNP - NZ)

"Es gibt Fortschritte im Bereich der Pressefreiheit, aber wir müssen wachsam bleiben, wir dürfen mit unserer Aufmerksamkeit jetzt auf keinen Fall nachlassen", das ist das Fazit, dass Jean-Claude Méda, Präsident des Centre National de Presse - Norbert Zongo (CNP-NZ) nach der Vorstellung der Studie zur Lage der Pressefreiheit in Burkina Faso zieht.

Das CNP-NZ ist eine Vereinigung von Verlegerorganisationen und Journalistenverbänden sowie Gewerkschaften. Es ist eine der wichtigsten Lobbyorganisationen für die Belange von Journalisten und Medien gegenüber Staat und Gesellschaft in Burkina Faso. Das Centre de Presse setzt sich unter anderem für eine Verbesserung der rückständigen Pressegesetze und eine angemessene Bezahlung von Journalisten in Burkina Faso ein.

Im Jahr 2014 hat die DW Akademie die Aktivitäten des CNP-NZ unterstützt und Workshops mit Vertretern aller gesellschaftlichen Gruppen zur Reform der Pressegesetzgebung und zum Recht auf Zugang zu Informationen finanziert. Hauptaugenmerk lag auf der Erstellung einer Studie zur Lage der Pressefreiheit in Burkina Faso. Diese Studie hat das Centre National de Presse am 3. Mai 2015, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou nun vorgestellt.

Viele kleine Schritte nach vorn

Studie zur Pressefreiheit in Burkina Faso, vorgestellt am 3. Mai in Ougadougou. Foto: Gerlin Vollmer/ DW Akademie

Studie zur Pressefreiheit in Burkina Faso, vorgestellt am 3. Mai in Ougadougou

Die wichtigsten Ergebnisse: weniger Journalisten im Gefängnis, weniger Bedrohungen von Journalisten, insgesamt eine größere Pressevielfalt. Das heißt, es gibt jetzt mehr Presseorgane als noch vor zwei Jahren, aber immer noch gewaltsame Übergriffe auf Journalisten und Pressehäuser.
In der Studie wurden die Jahre 2013 und 2014 untersucht. Befragt wurde ein repräsentativer Querschnitt von Journalisten und Verlegern beziehungsweise Führungspersonen bei Radio- oder Fernsehsendern. In Beziehung dazu steht eine zweite Befragung: Eine Zufallsstichprobe der burkinischen Bevölkerung in der Hauptstadt und den Provinzen.

Mitten im Untersuchungszeitraum brach ein Volksaufstand los, der zum Abgang des langjährigen Präsidenten von Burkina Faso, Blaise Compaoré führte. Für das sozialwissenschaftliche Team eine große Herausforderung. "Wir haben uns entschieden, einen zusätzlichen Fragenkomplex zum Volksaufstand einzubauen", sagt Paul Somé André von Nanebor Consult, der Organisation, die die Studie im Auftrag der DW Akademie und des CNP-NZ durchgeführt hat. "Es kam darauf an, die Ereignisse in einen Zweijahreskontext einzuordnen, um dennoch Aussagen über den gesamten Zeitraum treffen zu können."

Sensibilisierung für Pressearbeit stärken

Und da kam Überraschendes zu Tage: "Mich hat schockiert, dass fast ein Drittel der Befragten der Meinung ist, dass Gewalt gegen Medien gerechtfertigt ist", sagt Jean-Claude Méda, der Präsident des CNP-NZ. "Wir müssen unsere Strategie überdenken und unbedingt die Bevölkerung stärker für die Belange der Pressefreiheit sensibilisieren."

Désiré Comboïgo, Stellv. Vorsitzender des staatlichen Presserates CSC (Conseil Supérieur de la Communiation) und Jean-Claude Méda . Foto: Gerlin Vollmer/ DW Akademie

Jean-Claude Méda (rechts) und Désiré Comboïgo, stellv. Vorsitzender des staatlichen Presserates Conseil Supérieur de la Communiation (CSC)

Damit trifft Méda im Kern das Ziel der Arbeit der DW Akademie in Burkina Faso. Mit ihren Aktivitäten zielt sie auf eine Verbesserung der Situation der ländlichen Bevölkerung ab. Ziel ist es, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für ihre Rechte aufzubauen. Ein schwieriges Unterfangen bei der hohen Analphabetenrate von mehr als 70 Prozent in Burkina Faso. Bislang hätten die Journalisten zu sehr um sich selbst gekreist, so Méda. Die Studie zeige, dass die Verbände und auch die Journalisten ihren Horizont erweitern müssen. Im Jahr 2015 wolle das Centre de Presse deshalb verstärkt Aktionen initiieren, die der Bevölkerung Funktion, Aufgaben und Lage der Medien erklären.

Wunsch nach ausgewogener Berichterstattung

Für die DW Akademie ist die Studie, die neben den konkreten Aussagen zur Pressefreiheit auch einen Überblick über die burkinische Presselandschaft gibt, Grundlage für die weitere Arbeit. Die Burkiner wünschen sich eine ausgewogene Berichterstattung, die derzeit angesichts weit verbreiteter Zensur und Selbstzensur nicht gegeben ist. Zehn Prozent der befragten Journalisten gaben an, dass ihre Berichte und Artikel häufig zensiert werden. Noch mehr Journalisten haben die Schere im Kopf: 35% berichteten über Selbstzensur. Erschreckende Werte, die an der Qualität der burkinischen Medien zweifeln lassen. Dazu kommt eine chronische Unterbezahlung von Journalisten, gerade bei den privaten Medien. Die Folge ist Auftragsjournalismus und Gefälligkeitsberichterstattung. Aufwendig recherchierte Berichte und selbst gesetzte Themen haben in der burkinischen Presse (noch) Seltenheitswert.

Die erkennbaren positiven Tendenzen sind ermutigend. Die DW Akademie wird die Entwicklung in Burkina Faso weiter aufmerksam verfolgen und begleiten.


Mehr zur Arbeit der DW Akademie in Burkina Faso erfahren Sie hier

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  • Datum 05.05.2015
  • Autorin/Autor Gerlind Vollmer
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