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Bundeswehr-Schnellkurs für Malis Armee

Katrin Gänsler15. August 2013

Auch nach den Wahlen in Mali wird die Bundeswehr weiter einheimische Soldaten ausbilden. Die Malier sind zufrieden, doch einige Kritiker glauben, die kleine Mission kann nicht viel bewirken. Truppenbesuch in Koulikoro.

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Deutsche und malische Soldaten (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Bild: Katrin Gänsler

"Wir bauen jetzt drei Sperren auf, eine hier vorne, eine direkt hinter dem Busch und eine dort drüben", weist Oberleutnant Benjamin Hildebrandt an. Stabsunteroffizier Christophe Bailleux übersetzt auf Französisch - und 30 junge malische Soldaten machen sich an die Arbeit. Sie gehören zur zweiten Pioniergruppe, die die Bundeswehr in Mali im Rahmen der Ausbildungsmission der Europäischen Union (EUTM) schult. In Koulikoro, einem verschlafenen Städtchen, das rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt liegt, soll die malische Armee so wieder fit gemacht werden.

Das erste Fazit der Ausbilder - insgesamt sind rund 100 deutsche Soldaten vor Ort - ist positiv. Die malischen Kollegen seien mit Begeisterung und Motivation dabei, sagt etwa Stabsunteroffizier Bailleux. Zu schaffen macht ihm und seinen Kollegen allerdings eins: das Wetter. "Das ist einfach tödlich. Wir haben hier oft Temperaturen von bis zu 52 Grad Celsius." Dabei einen klaren Kopf zu behalten, sei gar nicht so leicht. Um der größten Hitze zu entkommen, haben die Soldaten jetzt eine dreistündige Mittagspause eingeführt.

Vorbereitung auf den Soldatenalltag

Dennoch ist es sehr heiß. Den Soldaten läuft der Schweiß von der Stirn. Mit großen Hammern schlagen sie kleine Metallpfähle in den Boden. Heute lernen sie, wie man einen sogenannten Flandernzaun baut. Durch den sollen die feindlichen Angriffe verhindert werden. "Es ist ein zaunähnliches Konstrukt, das aus Bandstacheldraht hergestellt wird", erklärt Oberleutnant Benjamin Hildebrandt, der die malischen Soldaten genau beobachtet. Anschließend überprüft er die Arbeit und gibt Tipps für Verbesserungen.

Deutsche und malische Soldaten (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Nächste Übung: der FlandernzaunBild: Katrin Gänsler

Für Laien sieht das nach einer einfachen Übung aus, die jeder Soldat beherrschen sollte. Für viele junge Malier ist dies jedoch Neuland. Die malische Armee gilt seit Jahren als schlecht ausgebildet und ausgestattet. Tiefpunkt war die Rebellion Anfang 2012 im Norden des Landes. Damals eroberte die Befreiungsbewegung von Azawad - die MNLA - innerhalb von nur drei Monaten die Region. Viele der MNLA-Anhänger hatten zuvor in Libyen gekämpft und kamen gut ausgebildet und ausgerüstet zurück. Die malische Armee konnte kaum dagegen halten.

Begeisterung für die Armee

Trotzdem ist das Interesse, Soldat zu werden, groß. Um überhaupt in die Pionierausbildung zu kommen, hat es deshalb ein Aufnahmeverfahren gegeben. Viele der Männer sagen, sie seien gerne Soldaten. Leutnant Momou Saye bestätigt das: "Das ist vielleicht etwas wie unsere Bestimmung, wie wir in Mali sagen. Ich arbeite gerne für die Armee."

Oberleutnant Benjamin Hildebrandt (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Klare Anweisungen - Oberleutnant Benjamin HildebrandtBild: Katrin Gänsler

Die ausgebildeten Soldaten könnten schon bald im Norden eingesetzt werden. Seit der Militärintervention im Januar 2013 ist es dort zwar einigermaßen ruhig geworden. Sorge bereitet aber noch die Region um die Stadt Kidal, die letzte Hochburg der MNLA. Dort herrscht nur ein brüchiger Friede. Alles Weitere muss nun Malis neu gewählter Präsident aushandeln. Leutnant Momou Saye hätte aber keine Schwierigkeiten damit, ausgerechnet in Kidal eingesetzt zu werden. "Dafür werden wir doch ausgebildet", antwortet er knapp auf die Frage, während die übrigen Soldaten nun den Bandstacheldraht spannen und damit nach und nach das Hindernis für den Feind errichten. Er nickt zufrieden.

Ärger um den Sold

So harmonisch ist es in Koulikoro in den vergangenen Wochen aber nicht immer gewesen. Den ersten, kleinen Skandal gab am 8. Juni, als der erste Ausbildungslehrgang mit einer offiziellen Zeremonie gefeiert werden sollte. Viele Soldaten kamen aber gar nicht zu der Feier, sondern demonstrierten lieber für einen höheren Sold. "Das war die Folge einer innermalischen Verwaltungsdiskussion. Es ging offensichtlich darum, dass gewisse Papiergrundlagen noch nicht geschaffen waren", sagt Oberstleutnant Alexander Müller-Cramer, der Mali-Kontingentführer ist. Die Ausbildung habe das aber nicht beeinflusst.

Ein mobiles Krankenhaus der deutschen Bundeswehr (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Equipment aus Deutschland - ein mobiles KrankenhausBild: DW/K. Gänsler

Trotzdem war das Wasser auf den Mühlen der Kritiker des Einsatzes. Sie fühlten sich in ihrer Annahme bestätigt, dass eine solche Ausbildungsmission es nicht schaffen kann, eine ganze Armee umzukrempeln - und damit das Land zu stabilisieren. In Deutschland hatte die Oppositionspartei "Die Linke" gegen den Einsatz protestiert, in Mali einige wenige Nichtregierungsorganisationen. Stabsunteroffizier Christophe Bailleux stört sich daran aber nicht: "Ich finde es gut, dass wir hier sind. Ich habe mich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet."