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Bundeswehr verlässt Kundus

6. Oktober 2013

Die deutschen Soldaten haben ihr Feldlager an afghanische Sicherheitskräfte übergeben. Auch Deutschlands Verteidigungsminister de Maizière und Außenminister Westerwelle nahmen an der Verabschiedungszeremonie teil.

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Afghanistan Thomas de Maizière Guido Westerwelle bei der Zeremonie in Kundus (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Karussell: Abzug aus Kundus

Kundus, der Name steht wie kein zweiter für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. In Kundus wurden 18 deutsche Soldaten bei Anschlägen und Gefechten getötet, mehr als an jedem anderen Ort seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Zehn Jahre lange waren hier deutsche Soldaten stationiert. Nun also verlässt die Bundeswehr den gefährlichen Stützpunkt und beendet damit offiziell ihren Einsatz im Norden Afganistans. Bislang sind in dem Camp in Kundus noch 900 der insgesamt rund 4000 deutschen Soldaten der Afghanistan-Einheit stationiert.

Zur feierlichen Übergabe ist hoher Besuch aus der Heimat nach Kundus gereist: Verteidigungsminister Thomas de Maiziere und der noch amtierende Außenminister Guido Westerwelle. Es ist das erste Mal, dass sich beide Minister gemeinsam in Afghanistan aufhalten.

Kundus eine Zäsur für die Bundeswehr

"Kundus hat die Bundeswehr geprägt wie kaum ein anderer Ort - hier wurde aufgebaut und gekämpft, geweint und getröstet, getötet und gefallen", sagte de Maiziere am Sonntagmorgen und betonte die große symbolische Bedeutung der Region für die deutschen Truppen. "Das war eine Zäsur - nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die deutsche Gesellschaft. Kundus wird für immer Teil unseres gemeinsamen Gedächtnisses bleiben." Der Verteidigungsminister nahm die afghanischen Polizisten und Soldaten in die Pflicht, die das Bundeswehr-Lager ab Ende Oktober übernehmen und für die Sicherheit in der Unruhe-Region verantwortlich sind. Bis dahin soll die Bundeswehr das Feldlager komplett geräumt haben. "Die Verantwortung, die wir an Sie, unsere afghanischen Partner, übergeben, ist groß", sagte de Maiziere. Deutschland habe großen Respekt vor der Tapferkeit und Standhaftigkeit der afghanischen Soldaten und Polizisten.

Thomas de Maiziere und Guido Westerwelle bei ihrer Ankunft in Afhganistan (Foto: REUTERS)
Die Ankunft der Minister in AfganistanBild: Reuters

Afghanen befürchten weiter Unruhen nach dem Abzug

Die Sicherheitslage in der Region Kundus hatte sich zuletzt verschlechtert. Mehrere prominente Politiker wurden in den vergangenen Wochen von den radikal-islamischen Taliban ermordet. Auch die Angriffe auf kleinere Posten der afghanischen Sicherheitskräfte häufen sich. Viele Afghanen befürchten eine weitere Verschärfung der Lage, wenn die Bundeswehr aus Kundus abgezogen ist.

Außenminister Westerwelle versicherte dagegen, Deutschland werde Afghanistan auch nach dem Abzug nicht im Stich lassen. "Unsere Arbeit für eine gute Zukunft Afghanistans endet nicht hier", sagte der Minister. "Wir setzen unser ziviles Engagement für Afghanistan fort". Deutschland hat Afghanistan für den Wiederaufbau in den kommenden drei Jahren bis zu 430 Millionen Euro jährlich versprochen.

35 deutsche Soldaten starben bei Afghanistan-Einsatz

Die Schließung des Feldlagers in Kundus ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Bundeswehr raus aus Afghanistan. Künftig wird es nur noch eine kleine Reserve von bis zu 800 Soldaten im deutschen Hauptquartier in Masar-i-Scharif geben. Bei dem Einsatz starben bislang 35 Bundeswehr-Soldaten durch Gefechte oder Anschläge, 19 weitere kamen durch Unfälle und Selbstmorde ums Leben.

Der gesamte NATO-Kampfeinsatz am Hindukusch läuft bis Ende des kommenden Jahres aus. Danach will die NATO die afghanischen Sicherheitskräfte nur noch mit einer Beratermission unterstützen. Voraussetzung für diesen Folge-Einsatz ist allerdings ein Truppenstatut. Über dieses konnten sich die NATO-Führungsnation USA und die afghanische Regierung bislang aber noch nicht einigen, so dass auch ein vollständiger Abzug der ausländischen Truppen nicht ausgeschlossen ist. Denn ohne die USA und ihre gewaltige Militärmaschinerie gilt ein Einsatz am Hindukusch als nicht machbar.

cw/hf (reuters, dpa, afp)