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Buhari als Vorbild für Afrikas Autofahrer?

Theresa Krinninger19. Mai 2015

Rote Ampeln, Tempolimits: Nigerias neuer Präsident verpflichtet sein Personal zur Einhaltung der Verkehrsregeln. Auf Facebook erntet Muhammadu Buhari dafür Lob, User in ganz Afrika haben genug von rasenden Staatskonvois.

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Nigeria - Muhammadu Buhari
Bild: picture-alliance/Zuma Press

Die Vorfahrtsregeln beachten, bremsen für Fußgänger oder vor Stoppschildern - das klingt selbstverständlich. In Nigeria und vielen anderen afrikanischen Ländern ist es das aber nicht. Und je größer und teurer das Auto, könnte man meinen, desto weniger halten sich die Fahrer an die Regeln. Das Ergebnis: gefährliches Chaos.

Genau das will Nigerias neuer Präsident jetzt offenbar ändern. Anfang Mai gab Muhammadu Buhari in einer Pressemitteilung bekannt, dass in seiner Regierung kein Platz sei für Arroganz, Gesetzwidrigkeit und die Missachtung bürgerlicher Rechte. Sein Militär, die Sicherheits- und Polizeikräfte wies er an, sich künftig an die allgemeinen Verkehrsregeln zu halten. "Wenn man nicht mit gutem Vorbild vorangeht", so Buhari, "werden Bürger sich der Rechtslosigkeit ihrer Anführer anschließen."

Worte, die bei vielen Nigerianern richtig gut ankommen. Balarabe Lawal Zaria sagte der DW-Hausa-Redaktion, Buhari wolle damit ein Zeichen für eine kompetentere und effizientere Regierungsführung setzen. "Er macht damit klar, dass wir alle sterblich und vor dem Gesetz gleich sind", so Zaria. Auch James Samson aus Nigeria meint, die Anweisung Buharis bedeute, dass gesellschaftlicher Status vor dem Gesetz keine Rolle spiele.

Todesangst auf Afrikas Straßen

Gleiche Verkehrsregeln für alle, egal ob Politiker, Soldat, Polizist oder nicht - damit trifft Muhammadu Buhari offenbar einen wunden Punkt, auch in anderen afrikanischen Ländern. Das zeigt schon eine kleine Umfrage in der DW-Facebook-Gemeinde. "Man wird von der Straße gescheucht als wäre man Vieh", schreibt User Evans Lugojefa aus Kenia. "Sogar Vögel müssten aufhören zu fliegen", postet Abdu Hussien aus Äthiopien. "In Mosambik", berichtet Natal Junior, "sperren die Polizisten alles rigoros ab, wenn ein Regierungsmitglied vorbeifährt." In der Demokratischen Republik Kongo, besonders in der Provinz Nordkivu, "werden manchmal sogar Fußgänger geschlagen", kritisiert Sosthene Munanga.

Screenshot DW Kiswahili (Foto: DW)
Aufregerthema für viele Afrikaner: Kommentare auf der Facebook Seite der DW-Kisuaheli-RedaktionBild: Facebook/DW Kiswahili

Neben Total-Stillständen - wenn "alle Nord-Süd-Verbindungen der Stadt gesperrt werden", wie Willy Averthy Foundoux aus Brazaville berichtet - kann auch der Fahrstil der Chauffeure lebensgefährlich sein, vor allem für die, die nicht mit in der Limousine sitzen. Denn laut Papy Kitenge aus der DR Kongo fahren diese schon mal "so schnell wie ein ICE". René Yves Ahiandipe zufolge "fuhr der Vorsitzende der Nationalversammlung in Togo eine Gruppe von Katholiken an, die am Freitag auf dem Kreuzweg waren." Der Tschader Germain Togbe Mbang schildert, dass "arme Bürger, die am Straßenrand den Eskorten applaudieren, sogar manchmal umgefahren werden." Aber keiner traue sich darüber zu sprechen, denn der Staatschef sei unantastbar.

Buhari als Vorbild

François Adekambi aus Benin lobt Nigerias Präsidenten mit den Worten "Hut ab, Buhari". Ben Amè Edoh aus Togo ist noch euphorischer: "Ich werde Buhari eine Wiedergeburt Mandelas nennen, wenn er so bis zum Ende seiner Amtszeit regiert". Afrika brauche heutzutage keine hohen Akademiker mehr, sondern mutige, vorbildliche Menschen. Gute Regierungsführung und Transparenz seien der einzige Weg, um Afrika von seinen Problemen zu befreien.

DW Kinshasa hat ein Verkehrsproblem (Foto: Simone Schlindwein/DW)
Straßenszene in Kinshasa: Keine Ausnahmen für PromisBild: Simone Schlindwein

Auch für José Domingos aus Angola ist Nigerias Präsident ein Vorbild: "Wer auf der Erde regiert, sollte sich auch an irdische Regeln halten, egal welchen Status er hat. Die Regierenden ignorieren das aber und verhalten sich wie Überirdische. Aber alles bleibt, auch die Erde." Thierry Niyongabo aus Burundi und Yacine Didi aus Niger wünschen sich einen ähnlichen Beschluss für ihr Land, denn "wenn die Verantwortlichen ein Vorbild liefern, macht es die Basis zwangsläufig nach", so Didi.

Worte sind nicht gleich Taten

Quintino Medi aus Guinea-Bissau fordert harte Sanktionen für Verkehrssünder: "Wenn diejenigen hart bestraft würden, die sich nicht an die Regeln halten, käme das allen zu Gute - auch den Regierungsmitgliedern und den Ambulanzen."

Antiamba Guindo bleibt skeptisch. Er befürchtet, dass Politiker "morgen ihr wahres Gesicht zeigen und sich vom Volk abwenden". Er habe es in seinem Heimatland Mali erlebt. Zuerst habe ihn der Staatschef sehr gerührt und dann das Gegenteil davon gemacht, was er versprochen hatte. Deshalb will Guindo abwarten, ob Buhari sein Wort auch tatsächlich hält.