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Folterhölle Sinai

Nina Werkhäuser11. Februar 2014

Noch immer werden Flüchtlinge aus Eritrea auf dem Sinai grausam gefoltert oder getötet, beklagt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die Täter sind Menschenhändler, die die Flüchtlinge im Sudan entführen.

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Folteropfer aus Eritrea mit Verletzungen am Rücken (Foto: Human Rights Watch)
Bild: 2013 Tom Dale for Human Rights Watch

Human Rights Watch: Folter auf dem Sinai

Die Tortur beginnt zumeist in einem der Flüchtlingslager im Osten des Sudan. Dorthin flüchten Zehntausende Eritreer aufgrund politischer Repressalien und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat. Aus den Lagern heraus entführen Menschenhändler Flüchtlinge und misshandeln sie, um Lösegeld von den Angehörigen zu erpressen. "Dann übergeben sie die Flüchtlinge an ägyptische Menschenhändler, die sie zum Sinai bringen", sagt Gerry Simpson, Flüchtlingsexperte bei Human Rights Watch. "Dort werden sie erneut gefoltert, oft wochenlang oder monatelang, um Zehntausende Dollar Lösegeld zu erpressen." Simpson ist der Autor eines aktuellen Berichts, in dem Human Rights Watch die Menschrechtsverletzungen im Sudan und auf dem Sinai dokumentiert.

Folter bis zum Tod

Die Foltermethoden sind äußerst brutal. Opfer berichten, dass ihnen schwere Verbrennungen zugefügt wurden, sie mit Elektroschocks gequält oder über viele Stunden an Raumdecken aufgehängt wurden. Die Täter schrecken auch nicht davor zurück, Kleinkinder vor den Augen ihrer Eltern zu misshandeln. Die meisten Flüchtlinge haben Angehörige im Ausland oder aber in Eritrea. Diese werden dann per Mobiltelefon angerufen und hören die Schreie ihrer Verwandten während der Folter mit. Das soll sie dazu bewegen, hohe Summen Lösegeld zu sammeln. Können sie kein Geld schicken, gehen die grausamen Misshandlungen über Wochen oder Monate weiter, häufig bis zum Foltertod des Flüchtlings.

Gerry Simpson, Flüchtlingsexperte von Human Rights Watch (Foto: Human Rights Watch)
Flüchtlingsexperte Gerry SimpsonBild: 2013 Byba Sepitkova/Human Rights Watch

Human Rights Watch spricht von Hunderten Fällen seit 2010. Zuvor sei es Flüchtlingen aus Eritrea möglich gewesen, den Sudan und Ägypten mithilfe von Schleusern zu durchqueren, um auf der Suche nach einem besseren Leben nach Israel zu gelangen. Das habe einige Hundert Dollar gekostet, berichtet Simpson. In den folgenden Jahren habe sich die Situation drastisch geändert. "Seither kidnappen Kriminelle eritreische Flüchtlinge im Sudan und verschleppen sie gegen ihren Willen auf den Sinai", so der Experte. Überlebten die Flüchtlinge die Folter, würden sie häufig in Ägypten inhaftiert und beschuldigt, unerlaubt eingereist zu sein. Der Schutz und die medizinische Behandlung, die ihnen nach ägyptischem Recht zustünden, werde ihnen vorenthalten.

Sicherheitskräfte beteiligt

Nicht selten machen Polizei und Militär dabei gemeinsame Sache mit den Menschenhändlern. Human Rights Watch hat 29 Fälle dokumentiert, in denen sudanesische und ägyptische Sicherheitskräfte Menschenhändler unterstützt haben. "Seit Jahren leugnen ägyptische Beamte, dass es vor ihrer Nase zur grauenvollen Misshandlung von Flüchtlingen kommt", beklagt Simpson. Es wundert ihn daher nicht, dass das ägyptische Außenministerium verärgert auf den Bericht von Human Rights Watch reagiert hat. Die Organisation fordert, dass die Regierungen in Ägypten und im Sudan aktiv gegen Menschenhändler vorgehen und den Folterungen und Erpressungen von Flüchtlingen ein Ende setzen.