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Webcam ausspioniert

27. Februar 2014

Der britische Geheimdienst GCHQ hat laut Medien jahrelang Bilder der Webcams von Yahoo-Nutzern abgegriffen. Eine offenbar nutzlose Aktion. Denn das Hauptproblem dabei waren die schlüpfrigen Inhalte...

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Symbolbild Webcam chatten (Foto: "Fotolia/Alterfalter")
Bild: Fotolia/Alterfalter

Das Programm mit dem Code-Namen "Optic Nerve" habe von 2008 bis 2010 Standbilder aus den Webcam-Chats des Internet-Konzerns Yahoo gespeichert, meldet die britische Zeitung "Guardian". Ohne vorliegenden Verdacht seien Millionen Nutzer betroffen gewesen. Als Quelle werden Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden genannt. Weiter heißt es Yahoo habe wütend reagiert und jegliches Wissen von dem Programm zurückgewiesen.

Automatische Gesichtserkennung

Allein in einem Zeitraum von sechs Monaten im Jahr 2008 habe der GCHQ Bilder von 1,8 Millionen Yahoo-Nutzern eingesammelt, so der Bericht. Darunter seien auch zahlreiche Aufnahmen sexueller Natur gewesen. Das britische Blatt veröffentlichte zudem einen Auszug aus einem geheimen Bericht des GCHQ.

Danach hatte der Geheimdienst versucht, die Personen auf den abgefangenen Bildern durch eine automatische Gesichtserkennung zu identifizieren. Es sei darum gegangen, Personen aus einer existierenden Liste zu erkennen und darüber hinaus neue "Ziele" auszumachen.

Server geschont

Dabei sei nicht der komplette Videostream gespeichert worden, sondern alle fünf Minuten ein Standbild (Screenshot) erstellt worden. So habe der GCHQ rechtliche Beschränkungen einhalten, aber auch die Kapazität der Server schonen wollen.

Bei der Auswahl der belauschten Chats sei der Geheimdienst quasi wahllos vorgegangen und habe sich nicht auf einzelne Zielpersonen fokussiert. Der Zugriff auf die Bilder innerhalb des Geheimdienstes wurde dem Bericht zufolge jedoch eingeschränkt, so dass nicht alle Geheimagenten Zugriff auf die Fotos hatten.

Gemeinsame Sache mit der NSA

Die Überwachung der Videochats fand laut "Guardian" in enger Zusammenarbeit mit dem US-Geheimdienst NSA statt. Das Programm "Optic Nerve" habe die Informationen aus dem großen Netzwerk der Briten zur Überwachung der transatlantischen Internet-Kabel gezogen, das zuvor schon Gegenstand von Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Snowden war.

Die Daten seien dann von der NSA verarbeitet und in die NSA-Datenbank "XKeyscore" eingespeist worden. Von der NSA stamme auch das Know-how, in den gigantischen Datenströmen aus den Kabeln die Webcam-Übertragungen bei Yahoo zu identifizieren.

Der GCHQ wertete die Aktivitäten als "notwendig und angemessen", heißt es weiter. Sie stünden im Einklang mit den Gesetzen in Großbritannien. In einem internen Dokument sei als "Risiko" der Aktion aufgelistet worden, dass bei der Überwachung der Videochats das Gros der Daten aus "Pornografie, Werbung, Film-Ausschnitten und Familienvideos" bestehe, die für eine geheimdienstliche Nutzung unerheblich seien.

uh/pg (dpa)