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Internet für Indiens Provinz

Murali Krishnan / Fabian Schmidt1. Februar 2015

Die indische Regierung möchte 600 Millionen Menschen mit dem Internet verbinden. Für die Anbindung der ländlichen Provinzstädte durch Glasfaserkabel investiert sie über vier Milliarden Euro.

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Im E-Center Idukki füht ein Mitarbeiter einen Iris-Scan durch (Foto: Murali Krishnan/ DW)
Im E-Center in Idukki scannt ein Mitarbeiter die Iris einer Bürgerin für einen Personalausweis einBild: DW/M. Krishnan

Idukki war einst ein unzugänglicher, flächenmäßig großer Stammesbezirk im südindischen Bundesstaat Kerala. Groß ist er immer noch, aber nicht mehr unzugänglich. Es ist der erste Bezirk, der an das Nationale-Glasfaser-Netzwerk (NOFN) angeschlossen wurde, das Indien in eine neue digitale Ära katapultieren soll.

Kerala wurde als Startprojekt ausgewählt, weil die dortigen Behörden bereits bei der Digitalisierung der Landbevölkerung etwas vorzuweisen haben: Es ist der erste Staat, der ein Förderprogramm der Regierung zur digitalen Alphabetisierung angenommen und umgesetzt hat.

Beamte in einer Verwaltungsbehörde am Glasfaser-Terminal (Foto: Murali Krishnan/ DW)
Beamte einer Lokalverwaltung in Kerala überprüfen ihren neuen Glasfaseranschluss.Bild: DW/M. Krishnan

Der erste Schritt dazu: Die Einrichtung von sogenannten Akshayas. Das sind Zentren, in denen für die Menschen Computer für Bildungszwecke zur Verfügung stehen. Mittlerweile gibt es solche Zentren in allen Bezirken des Bundesstaates, die Menschen dort verlieren ihre Berührungsängste zum Computer und nutzen sie für alles Mögliche.

"Wir bekommen verschiedenste amtliche Formulare durch diese Zentren. Wir können auch unsere Strom- und Wasserrechnungen zahlen. Aber manchmal ist die Verbindungsgeschwindigkeit noch sehr schwach und es gibt lange Verzögerungen. Es wäre gut, wenn sich das bessert", sagt Alice Kurian, eine Landarbeiterin.

"Wenn wir eine bessere Verbindung bekommen, können wir unseren Kunden natürlich auch bessere Dienste anbieten - und auch viel schneller", fügt C.Y. Nishant hinzu. Er ist Unternehmer und betreibt einen Internet-Handel für Waren und Dienstleistungen.

Digitales Indien 2.0

Das Projekt gilt einzigartig für Indiens Geschichte - bezogen auf den Umfang der nötigen Baumaßnahmen, auf die Weite der geografischen Ausdehnung, auf die schiere Menge der Glasfaserkabel, die verlegt werden müssen und auch in Hinblick auf die Kosten.

Für einen Preis von 4,5 Milliarden Euro sollen 600.000 Kilometer Kabel verlegt werden. Die Initiative Digitales Indien soll 250.000 Panchayats anbinden. Das sind lokale Verwaltungsbehörden, verteilt über 631 Bezirke.

Das wird möglich durch eine Glasfasertechnologie namens "Gigabit Optical Network Technology", die mehrere örtliche Behörden über nur ein einziges Glasfaserkabel miteinander verbinden kann. Dabei erreicht das Netzwerk Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabits pro Sekunde.

"Die Herausforderung ist es, die Infrastruktur an einer Viertelmillion Endpunkten zu installieren, die in völlig unterschiedlichen Örtlichkeiten liegen", sagt Aruna Sundararajan. Er leitet die Firma Bharat Broadband Network Limited, die den Auftrag zum Aufbau des Glasfasernetzes erhalten hat. "Einige liegen in den Bergregionen des Nordostens, andere in Küstendörfern."

Kunden im E-Center Idukki (Foto: Murali Krishnan/ DW)
Ein Mitarbeiter eines E-Centers erklärt einem Dorfbewohner elektronische ÜberweisungenBild: DW/M. Krishnan

Sundararajan sagt, dass das NOFN eine entscheidende Rolle bei der Überbrückung des tiefen Grabens spielen wird, der zwischen den reicheren Mittelschichten in den Städten liegt - die schon längst internetfähig sind - und den eher ärmeren Indern auf dem Lande, die noch von der Entwicklung abgekoppelt leben.

Eine neue Wirtschaft

"Wenn ein Landwirt aus einem entlegenen Gebiet über eine Handelsplattform seine Produkte anbietet, kann er einen viel größeren Markt erschließen. Kinder auf dem Dorf könnten besseren Zugang zu Lehrern bekommen oder auch zu Angeboten der Gesundheitsversorgung", sagt Sundararajan.

Jüngst schätzten die "Internet and Mobile Association of India" und die "Boston Consulting Group" in einer gemeinsamen Studie die Auswirkungen einer beschleunigte Computer-Alphabetisierung und des zunehmenden Gebrauchs von Mobiltelefonen ein: Die Anzahl der Nutzer könnte von 190 Millionen im vergangenen Jahr auf 210 Millionen im Jahr 2018 ansteigen.

Die indische Internetwirtschaft könnte so bis 2020 auf fünf Prozent des Indischen Bruttosozialproduktes anwachsen. Das entspräche einem jährlichen Gesamtvolumen von 200 Milliarden Dollar. Die Regierung möchte das Netzwerk 2017 einsatzbereit haben.