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Braunkohlestrom auf Rekordhoch

7. Januar 2014

Die Energiewende soll Atomstrom überflüssig machen und den Einsatz klimaschädlicher fossiler Energieträger reduzieren. Derzeit aber produziert Deutschland so viel Strom aus Braunkohle wie seit 1990 nicht mehr.

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Hinter dem Braunkohletagebau Garzweiler stößt das Braunkohlekraftwerk in Frimmersdorf Rauchschwaden aus (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Braunkohle trotzt Energiewende

Der Energiewende zum Trotz boomt die Braunkohle in Deutschland fast wie zu DDR-Zeiten: Mehr als 162 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom wurden 2013 in deutschen Braunkohlekraftwerken erzeugt, so die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Zuletzt wurde 1990, unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung, mit 171 kWh mehr Braunkohlestrom erzeugt. Damals liefen noch viele der alten DDR-Meiler. Bis 2012 lag die Produktion von Braunkohlestrom in der Bundesrepublik unter 160 Milliarden KWh, meistens sogar unter 150 Milliarden.

Aus erneuerbaren Energien wurden im vergangenen Jahr 147,1 Milliarden kWh Strom produziert. An dritter Stelle steht Steinkohle mit 124 Milliarden kWh - auch hier stieg die Produktion. Zusammengenommen stammt in Deutschland doppelt so viel Strom aus Kohle wie aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse zusammen.

Der billige Kohlestrom verdränge zudem den klimafreundlicheren aber teureren Strom aus Gaskraftwerken, sagte Patrick Graichen von der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende der Deutschen Presse-Agentur. Und das nicht nur im Inland: "Deutschland hat 2013 an acht von zehn Tagen mehr Strom exportiert als importiert. Das ist zu einem Großteil Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken."

Neue Kraftwerke und billige Verschmutzungsrechte

Grund für die erneute Steigerung der Braunkohlegewinnung sind Experten zufolge effizientere Kraftwerke und billige CO2-Zertifikate: Seit 2012 gingen neue, leistungsstarke Braunkohlekraftwerke ans Netz, viele der alten Anlagen blieben aber in Betrieb. Der Preis für die CO2-Verschmutzungsrechte im EU-Emissionshandel liegt momentan zwischen drei und fünf Euro - erhofft hatte sich die Politik einen Preis von 30 Euro. Das macht den Kohlestrom billig.

"Die Menge an Emissionsrechten muss reduziert werden, um den CO2-Preis zu erhöhen", so Graichen. Gerald Neubauer von Greenpeace appellierte an Energieminister Sigmar Gabriel von der SPD, den Kohleboom zu stoppen: "Das ist die gravierendste Fehlentwicklung bei der Energiewende, die die deutschen Klimaschutzziele stark gefährdet."

Im März 2013 hatte das Bundesumweltministerium mitgeteilt, dass es seine Klimaschutzziele voraussichtlich verfehlen wird. Ziel war es, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu verringern.

hmf/kle (afp, dpa)