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A.R. Rahman und Slumdog Millionaire

2. April 2009

Acht Oscars hat der Film Slumdog Millionaire gewonnen, zwei davon gingen an den Komponisten A.R. Rahman für den besten Soundtrack und den besten Song. Zu Recht, meint DW Musikredakteur Matthias Klaus.

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CD-Cover Slumdog Millionaire (Quelle: Interscope)
Welterfolg für indische Musik

Ein elektronischer Puls flirrt zwischen den Boxen hin und her, unter der verfremdeten Gesangsstimme beginnt das massive Dröhnen der Trommeln, zerhackte Gitarrensounds folgen auf gesamplete Kinderstimmen und dann der Rap der Sängerin M.I.A., die davon singt, dass sie nochmal ganz groß rauskommen wird.

Gleich im ersten Titel der CD wird klar, hier werden alle Register gezogen, alle Mittel moderner Studiotechnik eingesetzt, die Stile hemmungslos gemischt, nichts Grelles ausgelassen und doch gleichzeitig wunderschöne, berührende Musik gemacht.

Große Musik auch ohne Film

A.R. Rahman hält zwei Oskars in der Hand (AP Photo, Chris Pizello)
Zwei Oskars für A.R. RahmanBild: AP

Der Film Slumdog Millionaire, die Geschichte vom Jungen aus den Slums von Mumbay, der bei "Wer wird Millionär" gewinnt, ist gnadenlos realistisch und kitschig zugleich. Brutalität und Romantik, das Verbrechen und das Glück, das Elend und die große Liebe. Alles findet parallel statt. Dementsprechend hat Komponist A.R. Rahman auch beim Soundtrack in die Vollen gegriffen. Wie der Film selbst ist der Soundtrack im wörtlichen Sinne massiv ein Parforceritt durch die aktuelle indische und globale Popmusik. Es gibt klassische Hindi-Filmhits, Sitar-Sphären-Klänge, düstere Soundscapes, harte Elektro-Breaks, lässigen Gangsta-HipHop und diverse Popsongs mit Ohrwurm-Melodien.

Nicht umsonst erhielt auch das Lied Jai Ho in Hollywood einen Oscar und das Liebeslied "Dreams on Fire" hat durchaus Titanik- Schnulzen-Qualität. Natürlich ist Slumdog Millionaire ein Soundtrack und sein Zweck ist es, den Film zu unterstützen und die angelegten Emotionen zu verstärken, doch gleichzeitig handelt es sich hier in großen Teilen um ein Pop-Album, das auch ohne Film gut funktioniert.

Der Mozart von Madras

Porträt A.R. Rahman (Quelle: UPI Photo/Landov)
Er revolutionierte die indische Filmmusik: A.R. RahmanBild: picture alliance / landov

Der erste digitale Komponist Indiens, Revolutionär der indischen Filmmusik, musikalischer Nationalheld, Mozart von Madras, so wird der Komponist A.R. Rahman nicht nur von seinen Fans genannt. Er studierte klassische westliche Musik, hatte mit elf Jahren seine erste Rockband und mit der südindischen Tradition war er ohnehin vertraut. Seit er 1992 im Alter von 25 Jahren den ersten Filmsoundtrack komponierte, hat er bis heute die Musik zu über 100 Filmen und unzählige Popsongs geschrieben.

Rahman verband schon damals westliche Pop-Einflüsse mit südindischer Tradition und moderner Studiotechnik. Durch seine Kompositionen, die sogar dann zu Hits wurden, wenn die dazugehörigen Filme floppten, gewann er der indischen Filmmusik ein neues junges Publikum. Gleichzeitig verschaffte er der tamilischen Kultur und Tradition im von Hindi dominierten Indien mehr Gehör. Mit seinem ersten "westlichen" Projekt, dem Musical Bombay Dreams, das er im Jahr 2002 zusammen mit Andrew Loyd Webber auf die Bühne brachte, war Rahman nur teilweise erfolgreich. Jetzt, mit den Oscars im Gepäck, dürfte die Zeit reif sein für weltweite Anerkennung.

CD-Tipp: Slumdog Millionaire, Komponist A.R. Rahman, Label Interscope

Autor: Matthias Klaus

Redaktion: Gudrun Stegen