1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Weltkongress deutscher Auslandsschulen

Bianca Schröder5. Juni 2014

Deutsche Auslandsschulen sind leistungsstark, aber wenig bekannt: Das soll sich künftig ändern. Auf ihrem Weltkongress in Berlin wollen sich die Schulen stärker vernetzen und das öffentliche Interesse wecken.

https://p.dw.com/p/1CCj5
Frank-Walter Steinmeier mit einer asiatischen Schülerin beim Weltkongress Deutscher Auslandsschulen in Berlin (Foto: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters)
Bild: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters

An ihrem Akzent hört man es nicht, dass Irina Ardeeva nicht schon ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht hat. Ursprünglich hätten ihre Eltern eine englischsprachige Schule für sie gesucht, sagt die junge Russin: "Dass ich auf der Deutschen Schule Moskau gelandet bin, war eigentlich purer Zufall!" Vor drei Jahren machte Ardeeva in Moskau ihr Abitur und zog dann nach Berlin, um an der Humboldt-Universität Kulturwissenschaften zu studieren. Dort fühlt sie sich so wohl, dass sie gar nicht mehr nach Russland zurückkehren möchte.

Steinmeier: Auslandsschulen sind kein schmückendes Beiwerk

Die frühzeitige Berührung mit der deutschen Sprache und Kultur hat Ardeeva die Entscheidung für ein Studium in Deutschland erleichtert. An Werdegängen wie ihrem werde deutlich, was deutsche Hochschulen beim Wettbewerb um die besten Köpfe immer wieder erleben, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des 4. Weltkongresses Deutscher Auslandsschulen: "Wir kommen häufig einfach zu spät, wenn wir Abiturienten in China oder Indien ansprechen, die ihren Schulabschluss schon haben." Was die deutschen Schulen im Ausland leisten, sei daher "kein schmückendes Beiwerk, sondern ein wichtiger Bestandteil der auswärtigen Politik".

Gruppenbild der Teilnehmer beim Weltkongress Deutscher Auslandsschulen in Berlin (Foto: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters)
Zum ersten Mal tagt der Weltkongress in DeutschlandBild: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters

Bis zum 7. Juni tagen in Berlin rund 450 Vorstände, Schul- und Verwaltungsleiter der mehr als 140 deutschen Schulen im Ausland sowie Vertreter von rund 1000 Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz anbieten. Um das Netzwerk innerhalb der Auslandsschulen zu stärken und um ihnen in der Bildungspolitik zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, fand 2002 der erste Weltkongress Deutscher Auslandsschulen in Mexico-City statt. Er gab den Impuls zur Gründung des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen (WDA), der seitdem gemeinsam mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) alle vier Jahre zum Weltkongress in einem anderen Land einlädt. Dieses Jahr findet der Kongress erstmals in Deutschland statt unter dem Motto: "Bildung weltweit. Chancen weltweit." Die Veranstalter haben die Bundeshauptstadt als Veranstaltungsort mit Außenminister Frank Walter Steinmeier als Gastredner bewusst gewählt, um die Verknüpfung der innen- und außenpolitischen Bedeutung des Auslandsschulnetzes zu betonen.

Ein Mitglied des Orchesters der Deustchen Schule Pretoria spielt Trommel beim Weltkongress Deutscher Auslandsschulen in Berlin (Foto: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters)
Das Orchester der Deutschen Schule Pretoria gestaltete den musikalischen Rahmen mit viel Spaß und EngagementBild: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters

Schulleiter wünschen sich Zusammenarbeit mit Unternehmen

Für Herbert Stamm, der seit 2006 die Deutsche Schule in Porto (Portugal) leitet, steht dagegen der Austausch mit anderen Lehrern im Mittelpunkt: "Mit meinen Kollegen von der iberischen Halbinsel bin ich ohnehin regelmäßig in Kontakt, jetzt ist es für mich spannend, auch Vertreter aus anderen Ländern kennenzulernen." Der Schulleiter erhofft sich auch neue Informationen über die Auswirkungen aktueller politischer Entwicklungen auf die auswärtige Bildungs- und Kulturpolitik. Jürgen Langlet, Schulleiter der Deutschen Schule Brüssel, freut sich vor allem auf die Begegnungen mit Wirtschaftsvertretern, etwa bei einer Podiumsdiskussion über den Übergang von Schule zu Studium und Beruf. "Unsere Schule bietet alle Abschlüsse an, auch den Fachoberschulabschluss, zu dem ja auch ein Praktikum gehört." Er wünsche sich eine stärkere Unterstützung von Unternehmen, um Schülern deutscher Auslandsschulen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, sagte Langlet.

Um die Schulen besser zu vernetzen, koordiniert das Auswärtige Amt seit 2008 die Initiative "Schulen: Partner der Zukunft" (PASCH). Über eine Online-Plattform können sich Angestellte und Schüler von weltweit rund 1700 Schulen austauschen, an denen Deutsch einen besonders hohen Stellenwert hat. Die Initiative bietet auch Beratung, Lehrmaterial, Qualifizierungsmaßnahmen sowie Sprachkurs- und Studien-Stipendien für Schüler und stellt auf dem Kongress ihre Arbeit vor.

Leistungsstark, aber wenig bekannt

Trotz aller Bemühungen der Auslandsschulen: Ihre Leistung wird von der Öffentlichkeit bislang kaum wahrgenommen. Dies hat eine von der Siemens-Stiftung geförderte Studie des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen (WDA) und der Universität St. Gallen ergeben, die auf dem Kongress präsentiert wird. Sie vergleicht die Sicht von Führungskräften der Schulen mit der von Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Dabei zeigt sich, dass sich deren Sicht in zentralen Punkten deckt: Die Schulen stehen für hervorragende Bildung, soziale Integration, Völkerverständigung, Chancengleichheit und Leistungsorientierung. An ihrem Image müssten sie dennoch arbeiten, sagte Detlef Ernst, Vorstandsvorsitzender des WDA. Auch aus diesem Grund habe der WDA die Studie initiiert: "Sie soll die gemeinsame Identität der Schulen nach innen stärken, zugleich aber auch das Interesse für die Schulen wecken und ihre gesellschaftlichen Wertbeiträge vermitteln."

WDA-Vorstandsvorsitzender Detlef Ernst beim Weltkongress Deutscher Auslandsschulen in Berlin (Foto: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters)
WDA-Vorstandsvorsitzender Detlef Ernst ist stolz auf die Erfolgsgeschichte deutscher Schulen im AuslandBild: WDA, AA, ZfA - Dirk Enters

Doch gerade mit dem "Wert" der Chancengleichheit hapert es nach Ansicht von Anna Christina Heroven, Absolventin der Deutschen Schule Concepción (Chile), noch. "Zumindest bei uns kamen die meisten Schüler aus privilegierten Verhältnissen", sagte die Studentin der Biochemie an der Freien Universität Berlin bei einer Podiumsdiskussion am Eröffnungsabend. Sie wünsche sich, dass Kindern aus allen Gesellschaftsschichten der Zugang zu den deutschen Auslandsschulen ermöglicht werde. Ein Appell, den das Publikum mit lang anhaltendem Applaus unterstützte.