1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bertrand Piccard - der Überflieger

4. Februar 2011

Sein Opa stieg als erster Mensch in die Stratosphäre auf, sein Vater erkundete den tiefsten Punkt im Ozean. Bertrand Piccard trägt den Pioniergeist der Familie in die Zukunft - mit führenden und nachhaltigen Flugträumen.

https://p.dw.com/p/109tT
Bertrand Piccard (Foto: Solar Impulse/Stephane Gros)
Bertrand Piccard möchte mit Solar Impulse die Welt umrundenBild: Solar Impulse/Stephane Gros

Er mag es, wenn man ihn unterschätzt, seine Visionen belächelt. "Erst dann habe ich das Gefühl, an etwas wirklich Neuem dran zu sein", gesteht Bertrand Piccard mit ruhiger Stimme. Der 52-Jährige hat so gar nichts von einem draufgängerischen Abenteurer. Seine Schritte sind langsam, wohlüberlegt, so wie seine Sätze. Einzig das kindliche Leuchten in seinen Augen verrät den neugierigen Träumer.

Natur verleiht Flügel

Als kleiner Junge wollte Bertrand Piccard schwerelos durch die Luft gleiten. 1999 erfüllte er sich den Wunsch und umrundete in einem Heißluft-Ballon die Erde. Nach zwei Fehlversuchen gelang ihm damit der Weltrekord. Seitdem tüftelt der studierte Psychiater an einer neuen Vision.

Solarflugzeug von Bertrand Piccard (Foto: Solar Impulse/Stephane Gros)
Das Solarflugzeug benötigt kein KerosinBild: picture alliance / dpa

Ein Flugzeug von der Größe eines Airbusses, so schwer wie ein Auto und energieeffizient wie ein Fahrrad. Solar Impulse heißt das 70 Millionen Euro teure Projekt. Zusammen mit 60 Physikern und Ingenieuren entwickelte Bertrand Piccard ein Flugzeug, das ganz ohne Kerosin auskommt. Tagsüber wird über Solarzellen an der Oberfläche die Sonnenenergie genutzt.

Gleichzeitig werden Batterien aufgeladen, so dass man auch nachts durchfliegen kann, ohne einen Tropfen Treibstoff. Die ersten Testflüge waren bereits erfolgreich. 2014 plant Bertrand Piccard, mit Solar Impulse die Welt zu umrunden.

Nachhaltig und wirtschaftlich

"Das ist nur ein Zeichen für eine nachhaltigere Art der Fortbewegung. Und die wird immer wichtiger", erklärt Piccard. Weniger Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle, dafür mehr Mobilität durch Windkraft und Sonnenenergie. "Warum sollten wir nur auf fossile Energiestoffe setzten, die immer weniger und dadurch teuer werden, während die Natur erneuerbare Quellen bereithält?" fragt Piccard ironisch. Nachhaltige Mobilität ist für ihn keineswegs ein Nischenthema. "Es geht nicht darum, ein paar Elektroautos und Hybridwagen für Ökofreaks zu bauen, die wahnsinnig teuer und unglaublich langsam sind." Grüne Technologie macht unabhängig und müsse als günstigere Alternative ohne Komfortverlust im Bewusstsein der breiten Bevölkerung ankommen.

Träume, die fliegen

Deswegen forscht Bertrand Piccard nicht weltfern in universitären Elfenbeintürmen, sondern hält Vorträge in Schulklassen, spricht mit EU-Politikern und erklärt medienwirksam seine "Grünen Visionen". "Ich glaube nicht an das Unmögliche", meint er mit einem süffisanten Lächeln. Das sei wohl eine Familientradition.

Autorin: Aygül Cizmecioglu

Redaktion: Judith Hartl, Hannah Fuchs