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Berlin droht russischem Rockerclub

25. April 2015

Die Bundesregierung will dem russischen Motorrad-Club "Nachtwölfe" die Einreise verweigern. Die nationalistischen Rocker sind "zum Gedenken" des 70. Jahrestages des Kriegsendes auf dem Weg nach Berlin.

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Club-Präsident Alexander Saldastanow (r.) mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Sewastopol auf der Krim (Foto: Itar-Tass)
Mitglieder der "Nachtwölfe" mit Präsident Wladimir Putin (r.) in Sewastopol auf der KrimBild: picture-alliance/dpa/ITAR-TASS/A. Pavlishak

Nach der polnischen stellt sich nun auch die deutsche Regierung dem geplanten Weltkriegs-Korso des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" in den Weg. "Wir glauben nicht, dass das dem Ziel dient, einen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen zu leisten", erklärten das Auswärtige Amt und das Innenministerium.

Wenn Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland drohten, "haben wir das Recht und die Pflicht, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Risiken angemessen zu begegnen", teilten die Ministerien mit. Das schließe die Möglichkeit, Ausländer an der Einreise zu hindern, ausdrücklich ein. "Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass der Jahrestag in Würde begangen wird. Wir stellen uns mit Nachdruck gegen jegliche Instrumentalisierung des unermesslichen Leids der Opfer und des Widerstands gegen die Naziherrschaft."

Club-Präsident Alexander Saldostanow (r.) mit Russlands Präsident Wladimir Putin (Foto: Getty)
Der Präsident und der "Chirurg": Putin (l.) mit Club-Präsident Alexander SaldostanowBild: AFP/Getty Images/A. Duzhinin

"Führenden Mitgliedern der 'Nachtwölfe' wird die Einreise nach Deutschland verweigert", hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Die deutschen Behörden hätten zudem jene Visa annulliert, die "unter Vorspiegelung falscher Tatsache erschlichen" worden seien.

Zuvor hatte bereits Polen den "Nachtwölfen" die Durchfahrt durch das Land verweigern. Als Begründung gab das Außenministerium in Warschau an, es fehlten genaue Angaben über das geplante Programm sowie mögliche Unterkünfte der Tour-Teilnehmer, ohne die "deren Sicherheit nicht gewährleistet werden" könne. Russland reagierte "empört" auf die Entscheidung. Der nationalistische Motorrad-Club steht Russlands Präsident Wladimir Putin nahe.

"Nichts hält uns auf!"

Die "Nachtwölfe" wollen aus Anlass des Sieges über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren den 6000 Kilometer langen Weg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg von Moskau quer durch Ost- und Mitteleuropa nachfahren. Am 9. Mai, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands, sollte die Tour in Berlin enden.

"Nichts hält uns auf! Kein Wetter und auch kein polnisches Außenministerium", riefen Biker von einer Bühne auf dem Clubgelände in Moskau. Club-Präsident Alexander Saldostanow sagte bei der Start-Zeremonie, die Rocker hätten Visa und würden einzeln die Grenze nach Polen überqueren. So solle das Verbot umgangen werden, die Biker als Kolonne einreisen zu lassen. "Ich selbst habe leider kein Visum bekommen", sagte Saldostanow.

Der auch als "Chirurg" bekannte Biker, der einmal in Berlin gewohnt hat, hatte gehofft, dort Bekannte zu treffen. Saldostanow, der mit Präsident Putin befreundet ist, wies Vorwürfe der polnischen Regierung zurück, dass die Tour eine Provokation sei. Die Biker starteten unter dem Beifall von Hunderten Zuschauern bei wechselhaftem April-Wetter von ihrem Clubgelände. Sie fuhren zum Start durch ein gigantisches Eisentor, das von einem Sowjetpanzer "bewacht" wird.

stu/chr (afp, dpa, rtr)