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Ein Bergrutsch als Touristenattraktion

23. April 2015

Vor über 30 Jahren lösten sich in Mössingen bei Tübingen Millionen Kubikmeter Geröll. Heute ist das Gebiet ein wertvolles Biotop und ein interessantes Wandergebiet.

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Schwäbische Alb - Filsenberg bei Mössingen
Bild: imago/Arnulf Hettrich

Seit rund 200 Millionen Jahren ist die Schwäbische Alb auf "Abnehmkurs", Wind und Wetter bringen immer wieder Kalksteine zum Absturz. Besonders spektakulär war ein solcher Bergrutsch im April 1983. Vier Millionen Kubikmeter Rutschgeröll mutierten in drei Jahrzehnten von einer Steinwüste zum wertvollen Biotop.

Armin Dieter, der als "Bergrutschführer" arbeitet, stand vor 32 Jahren selbst mitten im Abbruchgebiet. Auf seinen Führungen erzählt er, wie es sich anfühlt, wenn man in so einem Moment mitrutscht und plötzlich Bäume an einem vorbei rauschen. "Die kleinen Schrammen sind längst verheilt", sagt er heute.

Der Ausblick ist nichts für schwache Nerven

Im Mai 2006 wurde das größte Bergrutschgebiet der Schwäbischen Alb als Nationales Geotop ausgezeichnet. Alternativ oder ergänzend zur Führung mit Armin Dieter mitten hinein in den Bergrutsch kann der Wanderfreund den Blick von oben über das ganze Rutschgebiet schweifen lassen - bei guter Sicht bis in den Stuttgarter Raum. Aber Achtung: der Aussichtsabschnitt des Premiumwanderwegs Dreifürstensteig über dem Bergrutsch kostet Überwindung. Schlagartig geht es auf Hunderten von Metern entlang der Albrutschkante nahezu senkrecht abwärts - kein Anblick für schwache Nerven.

Wer sich aber traut, den belohnt der großartige Blick in die Landschaft und auf die Burg Hohenzollern. "Der Wanderfreund versteht da schnell, warum der Dreifürstensteig 2012 als zweitschönster Wanderweg ganz Deutschlands und schönster Wanderweg Baden-Württembergs ausgezeichnet wurde", sagt Uwe Walz, Tourismusbeauftragter der Stadt Mössingen.

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Burg Hohenzollern bei Hechingen in der Schwäbischen AlbBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Herkunft des fürstlichen Namens

Bis auf 854 Meter Höhe führt dieser Weg, der Dreifürstensteig. Einst trafen sich hier die drei Regenten der Fürsten von Fürstenberg, von Hohenzollern und der Herzog von Württemberg zum gemeinsamen Rundblick. Heute sind alle drei Fürstenfamilien immer noch begütert, die Herrschaftsverhältnisse in Baden-Württemberg sind aber längst andere geworden.

Wandern durch drei Vegetationszonen

Wiesenpfade und Waldwege kennzeichnen den abwechslungsreichen und gut ausgeschilderten Wanderweg. Dabei durchquert man gleich drei Vegetationszonen: vom Streuobstgürtel, der mit seinen 40.000 Obstbäumen in dieser Art und Ausdehnung europaweit einzigartig ist, über die Hangwälder hinauf auf die raue Albhochfläche. Hier umrundet der Dreifürstensteig den Farenberg.

Streuwiesenlandschaft in der schwäbischen Alb
Blütenmeer im Frühling auf den Streuobstwiesen der Schwäbischen AlbBild: Thomas Ruhl

Für willkommene Pausen sorgen unterwegs Liegen, Panoramaschaukeln und Grillstellen an den Aussichtspunkten. Geplant ist Walz zufolge ein zweiter Wanderweg, der am Fuß der Alb durch urtümlichen Wald, über kleine Brücken und durch manche Schlucht führen wird.

Christoph Ludwig (epd)

Führungen gibt es zwischen Mai und Oktober an jedem 1. Sonntag des Monats. Der Premiumwanderweg Dreifürstensteig ist ein Rundwanderweg von 13,3 Kilometern Länge mit 568 Höhenmetern Auf- und Abstieg. Das entspricht etwa viereinhalb Stunden Gehzeit bei durchschnittlicher Kondition.