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"Berbaring di Palungan" - Singen unterm indonesischen Plastikbaum

Suzanne Cords14. Dezember 2012

Marjory Linardy ist in Jakarta aufgewachsen und arbeitet seit vielen Jahren in der indonesischen Redaktion der DW. In ihrer Heimat gehört sie zur christlichen Minderheit.

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Marjory Linardy DW Mitarbeiterin Bild: Marjory Linardy DW
Bild: Marjory Linardy

"Die meisten Indonesier sind Muslime, nur circa neun Prozent sind evangelisch und drei Prozent Anhänger der römisch-katholischen Kirche", erzählt Marjory. "Gott sei Dank wird man bei uns nicht wegen seines Glaubens unterdrückt; wir können also Weihnachten feiern, wie wir wollen."

In Indonesien orientiert sich das Fest sehr am westlichen Vorbild, denn der Inselstaat stand als "Niederländisch-Indien" fast 350 Jahre unter holländischer Kolonialherrschaft. Eine lange Zeit, die  Traditionen und Kultur stark beeinflusste. "Wir feiern in der Familie und gehen in die Christmette, ganz wie in Europa. Bei uns gibt es sogar den obligatorischen Weihnachtsbaum", lacht Marjory. "Allerdings aus Plastik, denn in Indonesien wachsen ja keine Tannen. In den Straßen selbst erinnert nicht so viel an Weihnachten. In Jakarta  sind zwar einige Einkaufszentren mit Lichterketten geschmückt, aber die Stadt ist eher muslimisch geprägt." 

Die meisten Weihnachtslieder, die die christlichen Gemeinden singen, stammen aus dem Westen und werden einfach ins Indonesische übersetzt. "Stille Nacht, Heilige Nacht" zum Beispiel oder "Vom Himmel hoch da komm ich her". Dann gibt es US-amerikanische Evergreens wie "Jingle Bells" oder "White Christmas"; sie werden im Original auf Englisch gesungen.

"Ich möchte aber ein Lied vorstellen, das ein Priester aus Nias für seine Gemeinde geschrieben hat", sagt Marjory. "Nias ist eine Insel westlich von Sumatra und wurde 2004 am meisten vom vielleicht schlimmsten Tsunami aller Zeiten geschädigt."  "Berbaring di Palungan" heißt die weihnachtliche Weise, die Marjory ausgesucht hat. Sie erzählt vom Kind, das in der Krippe liegt, von einer kalten Nacht und vom strahlenden Stern, der die Szene erhellt. "So wissen wir, dass Gott unter uns ist", lautet die letzte Zeile.

Der Text sei nicht sehr indonesisch, sondern ziemlich westlich angehaucht, findet Marjory. "Aber dafür ist die Melodie typisch asiatisch, nämlich pentatonisch, also Fünf-Ton-Musik. Das Lied gefällt mir gut, vielleicht werden wir es ja Weihnachten zuhause im Familienkreis singen."

Nach der Christmette gibt es an Heiligabend ein großes Festmahl. Die ganze Großfamilie rückt an, Eltern, Onkel, Tanten, Opa, Oma, Vettern und Cousinen - alle kommen vorbei und feiern zusammen. Und da Marjory aus einer sehr musikalischen Familie stammt, wird ein Weihnachtslied bei den Linardys auch schon mal vierstimmig gesungen. "Ich bin Sopran, den singe ich auch im DW-Chor. Und mit ihm zusammen habe ich auch schon das Weihnachtslied "Berbaring di Palungan" eingesungen."