Belarus: "Homosexuelle sollten nicht ignoriert werden" | Regionen | DW | 03.12.2013
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Regionen

Belarus: "Homosexuelle sollten nicht ignoriert werden"

Volha Malafeyechava portraitierte einen Schwulen, der über das Aufwachsen in einer homophoben Gesellschaft spricht. Dafür wurde sie mit dem Deutschen Medienpreis Entwicklungspolitik ausgezeichnet.

In ihrem preisgekrönten Wettbewerbsbeitrag "Die Geschichte eines Homosexuellen" lässt Volha Malafeyechava einen jungen Schwulen zu Wort kommen. Er redet davon, wie er seine Sexualität entdeckte, über die Schwierigkeit, niemanden gehabt zu haben, mit dem er sich über seine Homosexualität austauschen konnte, und über die Reaktion seiner Mutter bei seinem Coming-out. Malafeyechavas Artikel, der auf der Internetseite des Senders "RadioSTART" erschienen ist, konzentriert sich auf die Geschichte eines Mannes, gleichwohl betrifft er viele junge Schwule und Lesben in Belarus - dem Land, dessen starker Mann, Präsident Alexander Lukaschenko, einmal gesagt hat: "Es ist besser, ein Diktator zu sein als schwul."

Warum haben Sie sich entschieden, die Geschichte eines jungen Schwulen zu erzählen?
Volha Malafeyechava: Das Thema hat mich schon lange beschäftigt. Mit meinen Freunden habe ich oft diskutiert, ob gleichgeschlechtliche Liebe normal ist, oder ob es einer medizinischen Hilfe bedarf. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn mir einer meiner Freunde sagen würde, er sei schwul. Ich spürte ein großes Bedürfnis, mehr über Homosexuelle zu erfahren. Und so verband ich mein persönliches Interesse mit dem Wunsch, der Gesellschaft von Schwulen und Lesben zu erzählen.

Wie schwierig war es für Sie einen Interviewpartner zu finden?

Sergey Androsenko, Protagonist in einem Beitrag der Journalistin Volha Malafeyechava aus Weißrussland, Teilnehmerin und Gewinnerin des Deutschen Medienpreis Entwicklungspolitik 2013, Region Europa/ Zentralasien (Foto: Volha Malafeyechava).

Sergey Androsenko aus Minsk

Begonnen hatte ich meine Recherche in den Sozialen Netzwerken. Ich fragte nach Lesben oder Schwulen, die für ein Interview bereit wären. So erfuhr ich von einer Schwulen-Party, die ich besuchen durfte. Dort habe ich Sergey Androsenko aus Minsk kennengelernt, der mir seine Lebensgeschichte erzählte.

Homosexualität ist in vielen Ländern ein sensibles Thema. Welche Reaktionen hat Ihr Beitrag ausgelöst?
In Belarus wird das Thema gemieden. Das war für mich mit ein Grund, diese Geschichte zu erzählen: Ich wollte den Belarussen zeigen, dass es in unserer Gesellschaft Schwule und Lesben gibt, und dass man diesen Fakt nicht länger ignorieren kann. Natürlich gab es im Internet einige aggressive Kommentare zu meinem Artikel. Eine gesamtgesellschaftliche Debatte hat der Artikel allerdings nicht ausgelöst, da er nur auf einer lokalen Internetseite erschienen ist.

Was bedeutet eine internationale Auszeichnung wie der Deutsche Medienpreis Entwicklungspolitik in dem Zusammenhang?

Die Auszeichnung hat mich darin bestätigt, wie wichtig dieses Thema generell und vor allem auch für Belarus ist. Die Auszeichnung hat auch die belarussischen Schwulen und Lesben in meinem Land darin bestärkt, weiter für ihre Rechte zu kämpfen. Der Medienpreis Entwicklungspolitik ist meine erste internationale Auszeichnung und hat mich darin bestätigt, dass Journalismus in Belarus ein ernstzunehmender Beruf ist.

Welche Entwicklung erwarten sie von den Medien in Ihrem Land in den nächsten fünf Jahren?
Ich glaube, dass belarussische Journalisten den europäischen Blick auf Belarus verändern werden und zeigen, dass man unser Land nicht nur auf die Außenpolitik reduzieren kann. Und ich hoffe, dass unsere Medien mit einer objektiven Berichterstattung dazu beitragen können, einige innenpolitische Probleme zu lösen.

  • Datum 03.12.2013
  • Autorin/Autor Nadine Wojcik
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  • Permalink https://p.dw.com/p/1AMVG
  • Datum 03.12.2013
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