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"Einer der schlimmsten Triebtäter"

2. Juni 2014

Eine britische Kinderschutz-Organisation fährt schweres Geschütz auf: Der frühere BBC-Mann Savile - auch einmal Moderator einer Kindersendung - soll mehr als 500 Jungen und Mädchen missbraucht haben.

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Der frühere BBC-Starmoderator Jimmy Savile (Foto: " imago/Photoshot)
Bild: imago/Photoshot

Der Skandal um den den früheren BBC-Starmoderator Jimmy Savile weitet sich aus. Kinderschützern zufolge soll Savile mehr als 500 wehrlose Opfer missbraucht haben - darunter auch ein zweijähriges Mädchen. Der 2011 im Alter von 84 Jahren verstorbene Fernsehstar habe unter anderem Kontakte zu höchsten Kreisen genutzt, um in einer streng gesicherten psychiatrischen Heilanstalt sein Unwesen treiben zu können, heißt es in einem Bericht der Kinderschutz-Organisation NSPCC (National Society for the Prevention of Cruelty to Children). In der Klinik habe er sich bevorzugt an Kindern zwischen 13 und 15 Jahren vergangen.

Keine Gelegenheit verpasst

"Es gibt keinen Zweifel, dass Savile einer der schlimmsten, wenn nicht der schlimmste Triebtäter ist, mit dem wir es bei NSPCC je zu tun hatten", sagte der für Kinderschutz zuständige Direktor Peter Watt. Savile habe keine Gelegenheit verpasst, um wehrlose Opfer auszumachen und sie zu missbrauchen. Die Erkenntnisse der von BBC in Auftrag gegebenen Untersuchung sollen am Abend (21.30 Uhr MESZ) im Rundfunk ausgestrahlt werden.

Laut Regierungsdokumenten ließ sich Savile mithilfe eines einflussreichen Beamten zum Vorsitzenden einer Arbeitsgruppe ernennen, die 1988 in einem Streit zwischen der südenglischen Broadmoor-Klinik und Gewerkschaftern vermitteln sollte. Nach Polizeiangaben kam er so an Schlüssel zu dem Klinikgebäude. Der ehemalige Klinikmanager Trevor Smith sagte aus, Savile habe junge Mädchen im Gegenzug für ein Autogramm zu Küssen genötigt. "Er legte seine Hand um ihren Nacken, zog sie an sich heran und gab ihnen praktisch Zungenküsse", erzählte Smith. Bis heute wurden nach Polizeiangaben 16 Missbrauchsanzeigen gegen Savile wegen der Vorgänge in Broadmoor eingereicht.

Screenshot der Broadmoor Klinik zun den Untersuchungen über Jimmy Savile (Foto: http://www.wlmht.nhs.uk) Untersuchung
Website der südenglischen Broadmoor-Klinik zu den Untersuchungen über Jimmy SavileBild: http://www.wlmht.nhs.uk

"Jim'll fix it"

Erst nach Saviles Tod war bekannt geworden, dass er über vier Jahrzehnte hinweg hunderte Kinder und Erwachsene missbraucht haben soll. Seine Popularität als Moderator der Chartshow "Top of the Pops" und der Kindersendung "Jim'll fix it" (Jim wird's richten) nutzte Savile nach Erkenntnissen der Ermittler aus, um seine Opfer auf dem BBC-Gelände sowie in Schulen und Krankenhäusern zu missbrauchen, wo er seine Fans besuchte.

Ein Jahr nach Saviles Tod erzählten schließlich erstmals fünf Frauen im Fernsehen von Übergriffen auf sie und lösten damit eine Welle ähnlicher Berichte von mutmaßlichen Opfern aus. Im Zuge des Skandals wurden mehrere Prominente festgenommen. BBC-Generaldirektor George Entwistle kostete das verkorkste Krisenmanagement seiner Einrichtung den Job.

sti/kle (afp, ap, dpa)