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Vorwurf der Preisdrückerei

4. September 2014

Deutsche Supermarkt-Ketten senken die Butterpreise - kurz nachdem Russland die Einfuhr von Agrarprodukten verboten hat. Damit stehen sie als schamlose Nutznießer des Einfuhrverbots in der Kritik.

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Deutschland Landwirtschaft Melken in einer Melkstraße Kuh
Bild: picture-alliance/dpa

Der deutsche Bauernverband hat deutschen Handelsketten wie Aldi, Edeka, Rewe und Lidl vorgeworfen, das aktuelle Überangebot an Nahrungsmitteln auf deutschen Märkten zu missbrauchen, um niedrigere Preise bei den Landwirten zu erzwingen. "Die aktuelle Verunsicherung der Märkte wird genutzt, um Einkaufspreise zu optimieren", sagte Verbandsgeschäftsführer Bernhard Krüsken der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Der weltweit größte Discounter Aldi hatte am Montag den Preis für Butter um 15 Prozent gesenkt. Weitere Lebensmittelhändler kündigten an nachzuziehen, denn viele Wettbewerber orientieren sich bei ihren Billig-Produkten in der Regel an dem Discount-Riesen.

Normale Preisschwankungen?

Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) wehrte sich gegen die Vorwürfe des Bauernverbands: "Diese Pauschalkritik weisen wir entschieden zurück", sagte Christian Böttcher vom BVLH der Nachrichtenagentur dpa.

Er wies darauf hin, dass der Preis für Milch und Molkereiprodukte grundsätzlich sehr stark schwanke. Noch vor einigen Monaten habe es Klagen gegeben, dass die Preise zu hoch seien. Die jetzige Preisentwicklung bewege sich daher im Rahmen.

Die Preise für Butter und andere Nahrungsmittel stehen unter Druck, weil Russland einen Einfuhrstopp für Fleisch, Obst, Gemüse und Milchprodukte aus der EU, den USA, Kanada, Australien und Japan verhängt hat - als Antwort auf die vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland.

Weil europäische Anbieter nicht mehr nach Russland liefern könnten, wichen sie verstärkt auf den deutschen Markt aus, sagte Bernhard Krüsken vom Bauernverband. Dies führe zu einem Überangebot und damit zu einem erheblichen Druck auf die Erzeuger.

Essen gegen den Preisverfall

Krüsken appellierte an den Handel, die Landwirte mit den negativen Auswirkungen des Einfuhrverbots nicht alleine zu lassen.

Und auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) plädierte kürzlich dafür, die deutsche Landwirtschaft zu unterstützen: Die Bürger sollten einfach mehr Äpfel essen. "Sie sollten essen, ich sollte essen, wir sollten essen", so Schmidt wörtlich. "Fünfmal am Tag. Punkt."

Der Apfel-Schwemme mag mit dieser zweifelhaften Aufforderung en wenig beizukommen sein, den Butterpreis können die Konsumenten vermutlich nicht einfach stützen. Denn fünfmal eine ordentliche Portion Butter am Tag ist einfach zu viel. Punkt.

jw/mak (afp, dpa)