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Bassem Youssef kehrt zurück ins Fernsehen

Khalid El Kaoutit15. Februar 2014

Ägyptens bekanntester Satiriker kehrt über die Deutsche Welle zurück auf die Bildschirme. Er macht sich noch immer über die politischen Verhältnisse in seiner Heimat lustig - und steht dabei unter besonderer Beobachtung.

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Schon seine ersten Sätze sorgen für lautes Gelächter. Mit verspielt ernster Miene, die linke Augenbraue leicht nach oben gezogen, verkündet der Satiriker Bassem Youssef in die Kamera: "Die Sendung wurde nicht gestoppt! Es gibt sie noch in Ägypten, die Meinungsfreiheit!" Das Publikum im traditionellen Radio-Theater in der Kairoer Downtown, wo die Sendung aufgezeichnet wird, jubelt, die Zuschauer im Café Peros, ein paar Kilometer weiter, lachen laut.

Immer noch viele schauen Al-Bernameg

Die Satiresendung Al-Bernameg wird in Cafés gezeigt wie Fußballspiele. Ein fester Termin jede Woche. Wie hier im Café Peros im Stadtteil Masr-El-Gedidah trinken die Besucher Tee, rauchen Wasserpfeife und schauen die wohl bekannteste Satiresendung in der arabischen Welt.

Bei den bekanntermaßen humorvollen Ägyptern kommen die Witze von Bassem Youssef gut an. Doch nicht bei allen bleiben sie ohne Beigeschmack. Niemand sorgt zurzeit für so viele Kontroversen in den ägyptischen Medien wie er. Denn Youssef legt sich mit den Machthabern an, kritisiert den Personenkult um Verteidigungsminister Feldmarschall Abdelfattah Al-Sissi in den ägyptischen Medien, überschreitet Grenzen und bricht Tabus.

"Ich finde seine sexuellen Anspielungen nicht gut", sagt einer der Gäste im Café Peros, der sich trotzdem das Lachen über die Witze nicht verkneifen kann. "Wir sind eine konservative Gesellschaft", fügt ein anderer hinzu. Wiederum ein anderer sagt: "Bassem Youssef gibt mit seinem Humor den einfachen Ägypter wider, den man jeden Tag auf der Straße sieht." Die anderen am Tisch nicken zustimmend, dann ergänzt er: "Alle kritisieren seine sexuellen Anspielungen. Aber solche Anspielungen machen wir Ägypter überall und jederzeit."

Gefährliche politische Satire

Abdel-Fattah al-Sissi (Foto: dpa)
Darf man Witze über Militärchef Al-Sissi machen?Bild: picture-alliance/dpa

Doch es sind nicht die sexuellen Anspielungen, über die sich Youssefs Gegner aufregen. Der Satiriker hat es gewagt, die Macht des Militärs in Ägypten infrage zu stellen. Kurz nach dem Sturz der Moslembrüder Ende Juni vergangenen Jahres wurde Feldmarschall Abdelfattah Al-Sissi zum Nationalhelden erhoben, als Retter der Nation vor den Moslembrüdern.

Der TV-Satiriker hingegen machte Witze darüber, dass Bäckereien Kuchen, Kekse und Schokolade mit Al-Sissis Konterfei verkaufen. Daraufhin kündigte der ägyptische Sender CBC seinen Vertrag, die Folge wurde nie ausgestrahlt. Angeblich soll Youssef die Vertragsbedingungen missachtet haben. Die genauen Gründe kennt niemand - auch Youssef selbst nicht, wie er in der letzten Folge seiner Sendung zugab. Nach circa sechs Monaten Pause zeigen der ägyptische Sender MBC und die Deutsche Welle die Satiresendung "Al-Bernameg" wieder. Ein Stopp ist auch jetzt nicht auszuschließen. Nach nur einer Sendung in diesem Jahr läuft das erste Verfahren gegen Bassem Youssef bereits - wegen Beleidigung nationaler Symbole.

Trotzdem nimmt er kein Blatt vor den Mund und witzelt weiterhin über eine mögliche Kandidatur Al-Sissis zu den Präsidentschaftswahlen, auch wenn etwas subtiler als vor einem Jahr. "Keiner weiß, ob Al-Sissi kandidieren wird oder nicht", sagte er in der letzten Folge. "Deshalb haben wir zwei Manuskripte vorbereitet", ergänzt er und zeigt auf einen dicken Papierstapel auf seinem Schreibtisch. "Das ist das Manuskript für den Fall, dass Al-Sissi nicht kandidiert. Dann sind alle anderen Kandidaten dran." Bassem Youssef wartet, bis das Publikum aufgehört hat zu klatschen, holt einen kleinen, leeren Zettel hervor und sagt leise: "Und das hier falls Al-Sissi doch kandidiert." Eine Anspielung darauf, dass Kritik an Al-Sissi dann gefährlich wäre.

Das Militär ist eine rote Linie

Der Satiriker Bassem Youssef, umgeben von vielen Menschen (Foto: EPA/OLIVER WEIKEN)
Beliebt, aber auch unter kritischer Beobachtung: Bassem YoussefBild: picture-alliance/dpa

Ein Witz, den die Zuschauer im Café Peros zu verstehen scheinen. Sie lachen. Einer sagt: "Die Witze über die Moslembrüder vor einem Jahr waren schonungsloser. Wir haben sie akzeptiert, weil wir die Moslembrüder loswerden wollten." Er macht eine Pause, nimmt einen Zug von der Wasserpfeife, das Lachen verschwindet aus seinem Gesicht. "Aber das Militär ist hier in Ägypten eine rote Linie. Es geht nicht, dass Youssef sie überschreitet."

Der zeigt unterdessen Ausschnitte aus Sendungen im ägyptischen Fernsehen, die über mögliche Kandidaten, außer Al-Sissi, schimpfen. "Ägypten braucht einen starken Mann, einen Mann mit Charisma", sagt der Moderator einer Talkshow und fragt: "Und überhaupt, wenn zwei kandidieren, dann stünden wir zwischen zwei Stühlen, wie soll das gehen?" Bassem Youssef schaut verdutzt in die Kamera. "Ja!!", schreit er. "Wie sollen wir zwischen zwei Kandidaten wählen? Wäre das Demokratie?" Wieder klatscht das Publikum, die Zuschauer im Café Peros lachen laut. Bassem Youssef gewährt ihnen die Pause, dann schaut er ernst in die Kamera: "Ja. Das wäre Demokratie". Im Café Peros bleibt einigen das Lachen im Halse stecken.