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Bass Camp

Jens Falkowski13. September 2013

Bedeutende Bassisten aus Deutschland und der Welt treffen sich im Vogtland. Beim "Bass Camp" in Markneukirchen geben sie ihr Wissen an internationale Studenten weiter.

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Inhalt: Eine Wandgalerie zeigt Bassgitarren für das Warwick Bass Camp.(Foto: DW/Jens Falkowski)
Galerie der BässeBild: DW/J Falkowski

Als hätte eine Schulklingel geläutet, sitzen die Studenten pünktlich um 9 Uhr im Seminar. Stuart Hamm, ausgezeichneter Jazz- und Rockbassist aus San Francisco, spielt eine Runde Bass, bevor er seinen Schülern etwas zu Haltung und Spieltechnik erzählt. Er will helfen, berufsbedingten Krankheiten vorzubeugen. Die meisten Seminaristen wissen, wovon er redet: Sie kennen wunde Finger vom Bassspielen, verkrampfte Schultern und Rückenschmerzen. So üben Sie mit Stuart verschiedene Entspannungstechniken und die richtige Körperhaltung. Sein Tipp ist einfach: "Locker bleiben!"

Das große Bass-Treffen

84 Studenten haben sich beim "Bass Camp" in Markneukirchen eingefunden. Hier lernen sie von Profis Tricks und Kniffe, ihr Instrument besser zu beherrschen – und neue Möglichkeiten zu entdecken. Der deutsche Jazz- und Rockbassist Helmut Hattler etwa, der sich das Bassspielen selbst beibrachte und seine Karriere im Jahr 1971 mit der Krautrock-Gruppe Kraan startete, erklärt seine Experimente mit Hall. Dann fordert er die Studenten auf, ihn dabei mit der eigenen Bassgitarre zu begleiten und mit ihm zu improvisieren. Dabei spielt jeder auf einem anderen Niveau. Und das Umfeld - der kleine sächsische Ort Markneukirchen unweit der tschechischen und bayrischen Grenze - trägt für Hattler zum Reiz der Seminarwoche bei: "An einem entlegenen Ort trifft man Leute, die man sonst nicht treffen würde. Perfekt!"

Inhalt: Während einige Workshop-Teilnehmer aus der Pause in den Probenraum zurückkehren, diskutiert Helmut Hattler - mit Sonnenbrille auf einem Stuhl sitzend - mit interessierten jungen Bassisten.(Foto: DW/Jens Falkowski)
Helmut Hattler diskutiert in der PauseBild: DW/J. Falkowski

Ein neuer Weg

Mit dem "Bass Camp" lockt die Firma Warwick weltbekannte Bassisten und Studenten aus der ganzen Welt nach Markneukirchen. Hier baut Warwick E-Bässe des oberen Preissegments, beliefert auch weltbekannte Bassisten mit maßgefertigten Instrumenten. 1995 wurden alte Produktionsstätten in Franken geschlossen. Das Unternehmen nutzte staatliche Fördergelder des Programms "Aufbau Ost" und gründete seinen neuen Standort in der Instrumentenbauregion Vogtland. Und Geschäftsführer Hans Peter Wilfer schaffte dort auch die Wiederbelebung der insolventen Gitarrenbau-Firma Framus, die sein Vater einst gegründet hatte.

Inhalt: Vorbei an einem Marmorstein mit Firmenlogo geht der Blick über den Parkplatz des Warwick-Geländes auf das Hauptgebäude.(Foto: DW/Jens Falkowski)
Eingang zum FirmengeländeBild: DW/J Falkowski

Neue Kundenbindung

"Ich bin in den letzten Jahren zur Überzeugung gekommen, dass Konsument und Markt sich ändern", sagt Hans Peter Wilfer. Firmen müssten praktische Anreize schaffen, ihre Kunden zu faszinieren und langfristig zu binden. So entstand seine Idee, ein "Bass Camp" am Firmenstandort zu veranstalten. "Hier bringen wir den Konsumenten, von denen wir leben, ihre Helden. Sie kommen hautnah in Kontakt mit Stars, die ihnen praktische Tipps geben." So finden sich unter den 17 Dozenten der irische Multi-Instrumentalist und Folksänger Andy Irvine, Chick Coreas legendärer Bassist John Patitucci und Lee Sklar, der mit James Taylor und Carol King zu Bass-Ruhm kam.

Inhalt: Der Showroom zeigt Fotos großer Bassisten und deren Originalinstrumente von Warwick.(Foto: DW/Jens Falkowski)
Bass-Idole und ihre InstrumenteBild: DW/J. Falkowski

Bass im Vordergund

Auch Wolfgang Schmid gibt beim "Bass Camp" ein Seminar, weil es für ihn eine einmalige Gelegenheit ist, junge Talente kennenzulernen und seine eigene spielerische Vielfalt an sie weiterzugeben. Mit Klaus Doldingers Gruppe "Passport" begann seine steile Karriere in Deutschland. Als Studiomusiker ist er inzwischen auch international auf mehr als 400 Alben zu hören.

"Der Bass ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den Vordergrund gerückt", erläutert Wolfgang Schmid, der als Bassist für klare Melodien steht. "Die Instrumente sind besser geworden, gehen jetzt mit 5 Saiten in Tonlagen, die früher nur eine Gitarre hatte." Der Bass ist zum vollwertigen Instrument geworden, gibt nicht mehr nur das Begleitinstrument.

Inhalt: Beim Bass Camp sitzen Studenten um den Bassisten Wolfgang Schmid und löchern ihn mit Fragen.(Foto: DW/Jens Falkowski)
Fragen an Wolfgang SchmidBild: DW/J. Falkowski

Hobby und Profi

So verschieden wie die Dozenten sind auch die Studenten im "Bass Camp". Ian Lewis ist Hobbymusiker aus der näheren Umgebung von Perth in Westaustralien, der vom "Bass Camp" im Internet erfuhr. Seine Frau hatte ihm eine Bassgitarre geschenkt. In Markneukirchen lernt er jetzt, was er damit anstellen kann. Annika Strobel ist da schon weiter, studiert Bassgitarre in Stuttgart: "Ich will mein Geld als Bassistin verdienen, denn das ist meine große Leidenschaft!" Und auch Profis wie Frank Lässig verfolgen die "Bass Camp"-Seminare aufmerksam. Er ist klassischer Musiker an der Komischen Oper in Berlin, bezeichnet sich aber als Anfänger auf der elektrischen Bassgitarre. "In der neueren klassischen Musik ist es wie im Jazz", sagt Lässig. "Die Bassgitarre und der Kontrabass sind ganz nach vorne gerückt." Beim "Bass Camp" ist seine wichtigste Lektion, die Freude an der Musik nicht zu verlieren. "Einfach spielen. Egal auf welchem technischen Niveau man ist!"

Inhalt: Helmut Hattler spielt, die Studenten beim Bass Camp beobachten ihn dabei aufmerksam.(Foto: DW/Jens Falkowski)
Einfach spielenBild: DW/J Falkowski