1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bachelor und Master

25. Oktober 2010

Schneller, straffer, strukturierter. Auch Deutschland stellt sein Studiensystem auf die international anerkannten Abschlüsse Bachelor und Master um. Damit werden Diplom und Magister abgelöst.

https://p.dw.com/p/OXOk
Absolventenfeier Uni Bonn 2007 (Foto: Frank Luerweg)
Auch die Uni Bonn hat auf die Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt.Bild: Frank Luerweg

Deutschland hat 1999 den Vertrag für die "Bologna-Reform" unterschrieben. Darin verpflichten sich 45 europäische Nationen, einen einheitlichen Bildungsraum zu schaffen. Das bedeutet, dass all diese Länder spätestens bis zum Jahr 2020 ihre Studienabschlüsse auf Bachelor und Master umstellen wollen.

Schneller im Berufsleben

Der Vorteil liegt darin, dass Studenten bereits nach dem Bachelorabschluss in einen Beruf einsteigen können. Außerdem soll die Mobilität gefördert werden, denn der Wechsel von einer Hochschule zur anderen ist leichter geworden. Die Abschlüsse sind international vergleichbar. Absolventen deutscher Hochschulen haben somit auf dem internationalen Markt bessere Chancen. Und ausländische Studierende kommen eher nach Deutschland, wenn die hier erworbenen Abschlüsse in ihrem Heimatland problemlos anerkannt werden.

Diplom und Magister ade

Mit dem Bachelor und dem Master werden die traditionellen Studienabschlüsse in Deutschland, das Diplom (für die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer) und der Magister (in den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern) abgeschafft. Künftige Lehrer, Juristen, Mediziner und Pharmazeuten müssen nach wie vor in den meisten Bundesländern eine staatliche Prüfung, das sogenannte Staatsexamen, ablegen. Auf lange Sicht sollen aber auch hier flächendeckend die Studienabschlüsse Bachelor und Master eingeführt werden. Nach wie vor ist eine Promotion, also das Erlangen der Doktorwürde, nur an einer Universität möglich und setzt einen sehr guten Masterabschluss voraus.

Studentin im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums in Leipzig (Foto: dpa)
Ein Studium der Medizin oder Zahnmedizin schließt mit dem Staatsexamen ab.Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb

In der Kürze liegt die Würze

Bisher belief sich die Regelstudienzeit in den Diplom- und Magisterstudiengängen auf mindestens acht Semester, in vielen Fächern jedoch dauert das Studium de facto länger, weil alle Anforderungen in dieser Zeit nicht zu erbringen sind. Der Bachelor kann in Deutschland bereits nach sechs Semestern, also nach drei Jahren erreicht werden. Ein Masterstudiengang erfordert weitere zwei Jahre Studium.

Die Bachelor- und Master-Studiengänge sind modular aufgebaut. Das Studium ist verschulter, und statt der großen Prüfungen nach dem bisherigen "Grundstudium" und zum Studienabschluss gibt es Prüfungen nach jedem Semester. Die Studierenden sammeln "Credit Points", um sich für den jeweiligen Studienabschluss zu qualifizieren. Bisher führen in Deutschland bereits über 80 Prozent der Studiengänge zum Bachelor oder Master.

Viele neue Studiengänge

Während man sich für das Diplom auf ein Fachgebiet konzentrierte, konnte man bei einem Magisterstudium bis zu drei Fächer kombinieren. Im Zuge der Bolognareform bieten die Universitäten bereits bestimmte Fächerkombinationen als eigenständigen Studiengang an. Dadurch ist eine Vielzahl neuer Studiengänge entstanden, die zunehmend auf Englisch unterrichtet werden, darunter auch sogenannte "Doppelabschlussstudiengänge", die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert werden. Diese Studiengänge werden zum Teil in Deutschland und zum Teil an einer Partnerhochschule im Ausland absolviert. Es handelt sich dabei um bestimmte Fächerkombinationen, die es den Studierenden ermöglichen, in beiden Ländern beruflich Fuß zu fassen.

Studierende des Studiengangs 'International Engineering' der Hochschule Furtwangen University (HFU) in Villingen-Schwenningen (Foto: dpa)
Seit 2009 bietet die Hochschule Furtwangen den Studiengang "International Engineering" an.Bild: picture-alliance/ dpa

Doppelt hält besser

Die meisten Doppelstudiengänge gibt es mit europäischen Partneruniversitäten, denn in Europa sind viele Grenzen gefallen, und die Menschen werden auf dem Arbeitsmarkt mobiler. Die deutschen Universitäten wollen ihre Studierenden auf die weltweiten Märkte vorbereiten. Doppelstudiengänge entwickeln sich zunehmend auch mit außereuropäischen Ländern. So etwa der Studiengang "Joint Master of International Economic Law", bei dem die Martin-Luther-Universität Halle mit Universitäten in China zusammenarbeitet.

Schneller, straffer, strukturierter – besser?

Die Umstellung der Studienabschlüsse auf Bachelor und Master hat in Deutschland nicht nur Zustimmung erfahren. Einige Hürden sind noch zu bewältigen: Das Studium ist sehr kompakt und straff strukturiert, viele Studierende haben das Gefühl, dass in kurzer Zeit sehr viel Lernstoff behandelt wird. Da bleibt kaum Zeit, nebenbei zu arbeiten – ein Problem gerade angesichts der in vielen Bundesländern erhobenen Studiengebühren. Das Masterstudium schließt sich nicht automatisch dem Bachelorstudium an. Die Studierenden werden je nach Qualifikation für ein Masterstudium zugelassen oder auch nicht. Und: Oft lassen die neuen Studiengänge keinen Raum für Praxis- oder Auslandssemester. Dabei sollten doch die neuen Abschlüsse den Weg ins Ausland eigentlich einfacher machen …

Unifest der Universität Bonn: Studierende werfen ihre Hüte in die Luft (Foto: Frank Homann)
Geschafft!Bild: Frank Homann


Autorin: Gaby Reucher
Redaktion: Claudia Unseld