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Klima braucht Böden

Helle Jeppesen17. Juni 2015

Böden sind nach den Ozeanen der größte CO2-Speicher des Planeten. Deshalb ist das Klima ohne die Einbeziehung der Bodennutzung nicht zu retten, meinen Experten.

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Symbolbild Treibhausgase Klimawandel Umweltverschmutzung
Bild: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Es koste nicht viel, das Klima zu retten, Ernährung weltweit zu sichern, und obendrein noch die Sicherheitslage in etlichen Bürgerkriegsländern zu verbessern, meint Monique Barbut. Die Exekutivsekretärin der UN-Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation und Bodendegradation, UNCCD, schätzt, dass sich ein Drittel der weltweit zerstörten Flächen für rund 100 US-Dollar pro Hektar wieder in ihrer Funktion als CO2-Speicher herstellen ließen. Das würde gleichzeitig die Ernährungssituation verbessern und Jobs in ländlichen Gegenden schaffen.

"169 Länder sagen heute von sich, dass sie von Bodendegradation betroffen sind. Es ist ein weltweites Problem", sagt Barbut. Gut die Hälfte aller landwirtschaftlich genutzten Böden sei bereits geschädigt.

Die UNCCD hat zwar nur das Mandat, in Trockengebieten aktiv zu werden, doch die Wiederherstellung der immer schlechter werdenden Böden sei eine weltweite Aufgabe. Diese Meinung teilt auch Jes Weigelt vom Institut für Nachhaltigkeitsstudien in Potsdam (IASS).

"Ich würde mich jetzt nicht auf die 100 Dollar festlegen lassen", so der Bodenexperte aus Potsdam, doch "grundsätzlich ist es so, dass alle Studien zeigen, dass die Investitionen sich lohnen."

Keine Klimarettung ohne Böden

Böden seien der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher - nach den Ozeanen - und der größte terrestrische - also erdgebundene - Kohlenstoffspeicher. Sie können ungefähr zehn Mal mehr davon aufnehmen als die Biomasse, die die Bäume oder die Wälder speichern, erklärt Weigelt.

Gleichzeitig trage Bodennutzung, etwa durch Landwirtschaft und Entwaldung, durch die Treibhausgase zum Klimawandel bei. Deswegen teilt er die Ansicht von UNCCD-Chefin Monique Barbut, dass Landnutzung eine wichtige Rolle spielen muss, sowohl im für Dezember geplanten UN-Klimaabkommen als auch in den nachhaltigen Entwicklungszielen, die im Oktober in New York verabschiedet werden sollen.

Trockenheit und Landwirtschaft in China
Kaputte Böden dienen weder Nahrungsmittelanbau noch können sie CO2 speichern.Bild: STR/AFP/Getty Images

"Ohne Boden und Bodennutzung wird ein sinnvolles Klimaabkommen nicht zustande kommen", sagt Weigelt, der eine verbindliche internationale Bodenkonvention zwar für wünschenswert, jedoch politisch für unwahrscheinlich hält.

"Insgesamt entwickelt sich unsere Welt in eine Richtung, wo die Länder sich von bindenden Vereinbarungen eher zurückziehen", meint der IASS-Experte und nennt als Beispiel die UN-Klimarahmenkonvention, wo die Mitgliedstaaten zurzeit individuelle nationale Ziele für den Gipfel im Dezember in Paris einreichen.

Böden für nachhaltige Entwicklung

Gleichwohl könnten auch die nachhaltigen Entwicklungsziele, die SDGs, die im Oktober bei der UN-Generalversammlung in New York verabschiedet werden sollen, eine große Rolle spielen, wenn es um die politischen Prioritäten einer Nachhaltigkeitsstrategie gehe. Ein Bodenziel in den SDGs wäre "ein ganz wichtiger Referenzpunkt, um die nationalen Diskussionsprozesse in diese Richtung zu lenken", so Jes Weigelt.

Indian River auf Dominica, Kleine Antillen
Natürliche Böden zählen zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern und sind die Grundlage wertvoller ÖkosystemeBild: Fotolia/John Anderson

Als Referenzpunkt für die nachhaltigen Entwicklungsziele könnte auch eine Initiative der UNCCD eine Rolle spielen. Die Mitgliedsländer der UN-Konvention sollen noch in diesem Jahr im Oktober über eine Kompensationsregelung für Bodennutzung abstimmen.

"Für jeden Hektar, der zerstört wird, muss ein Hektar wieder hergestellt werden - und zwar in direktem Zusammenhang mit dem Ökosystem", beschreibt Monique Barbut das Prinzip der UNCCD-Initiative.

"Sie können nicht sage: 'Ich vernichte einen Hektar Feuchtgebiet und pflanze dafür einen Hektar Wald'. Es muss eine ökologisch gleichwertige Kompensation sein", so Barbut.

Die UNCCD hat die aktuellsten Zahlen aus der Wissenschaft zusammengefasst und errechnet, dass die Wiederherstellung der Böden in zerstörten Ökosystemen bis zu 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen binden könnte.