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Entschuldigung für Zwangsadoptionen

21. März 2013

Jahrzehntelang machte Australien mit unverheirateten Müttern kurzen Prozess: Sie wurden gezwungen, die Babys wegzugeben. Jetzt hat sich die Regierung für diese Politik offiziell entschuldigt.

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Premierministerin Julia Gillard (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Minderjährig und schwanger, das war im prüden Australien der 1950er bis 1970er Jahre eine Schande. Der Staat zog mit den Moralaposteln in der Gesellschaft gegen junge Mütter zu Felde. Vielen wurden die Babys noch im Kreißsaal weggenommen, oft gegen den Protest der Mütter. Die jungen Frauen wurden gezwungen, die Adoptionspapiere zu unterschreiben. Etwa 225.000 Babys kamen so in Familien, die der Staat als würdig befand, weil es als das Beste für das Kind angesehen wurde, wenn es von einem verheirateten Paar großgezogen wurde. Vielfach wurden in den Geburtsurkunden der betroffenen Kinder einfach die Adoptiveltern als leibliche Eltern eingetragen.

Entschuldigung für Zwangsadoptionen

"Lebenslanges Leid für die Betroffenen"

Diese Zwangspolitik beschämt die Regierung in Canberra heute. Premierministerin Julia Gillard (Artikelbild) entschuldigte sich in einer historischen Rede im Parlament offiziell für Tausende von der Regierung erzwungene Adoptionen. Dass die Kinder ihren Müttern weggenommen worden seien, habe "ein lebenslanges Vermächtnis des Schmerzes und des Leidens" verursacht, sagte Gillard. "Bei Ihnen, den Müttern, die durch ein System betrogen wurden, das Ihnen keine Wahl gab und Sie Manipulation, Misshandlung und Missbrauch aussetzte, entschuldigen wir uns." Die betroffenen Mütter seien nicht über ihre Rechte aufgeklärt und mit falschen Beteuerungen getäuscht worden. "Sie wurden gezwungen, Zwang und Brutalität von Praktiken zu erleiden, die unethisch, ehrlos und in vielen Fällen illegal waren", führte Gillard in ihrer Entschuldigung aus.

Im vergangenen Jahr hatte ein Untersuchungsausschuss des Senats die Entschuldigung empfohlen. Die Frauen seien unter Druck gesetzt, getäuscht oder sogar bedroht worden, damit sie ihre Kinder abgeben, bestätigte das Komitee.

Etwa 800 Mütter und Adoptierte waren bei der Rede im Parlament zugegen, um die Entschuldigung zu hören. Die Regierung versprach, Therapien für Betroffene zu finanzieren und stellte Geld für die Aufarbeitung des Themas im Nationalarchiv bereit.

qu/re (dpa, AP, afp)