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Aufgeheizte Stimmung am "Al-Kuds-Tag"

26. Juli 2014

Die befürchteten Ausschreitungen bei Demonstrationen am "Al-Kuds-Tag" blieben aus - weil ein Großaufgebot der Polizei die feindlichen Lager trennte. Doch vereinzelt waren antisemitische Hetzparolen zu hören.

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Anti-israelische Demonstranten am "Al-Kuds-Tag" in Berlin (Foto: Reuters)
Bild: picture-alliance/dpa

Es gab hasserfüllte Begegnungen - Gewaltausbrüche konnte die Polizei bei den Kundgebungen in zahlreichen deutschen Großstädten allerdings verhindern. Die Stimmung war aufgeheizt und teils aggressiv am symbolträchtigen "Al-Kuds-Tag", vor allem dort, wo pro-palästinensische Gruppen auf pro-israelische Gegendemonstranten trafen. Organisierte judenfeindliche Sprechchöre blieben weitgehend aus. Doch vereinzelt waren antisemitische Hetzparolen zu hören.

In Berlin gingen rund 1200 Menschen gegen die Politik Israels auf die Straße. Es wurde "Kindermörder Israel" gerufen und, wie die Zeitung "Tagesspiegel" berichtet, vereinzelt am Rande auch "Israel vergasen". Die Polizei, die mit 1000 Beamten im Einsatz war, nahm zwei Demonstranten fest. Sie hatte vor der Kundgebung Auflagen erlassen: Die Tötung, Verletzung oder Entführung von Menschen durfte nicht gutgeheißen werden. Es durften keine Gegenstände, etwa israelische Flaggen, verbrannt werden, wie es in anderen Ländern am "Al-Kuds-Tag" vielfach geschieht.

Ein Großaufgebot der Polizei bei einer pro-palästinensischen Kundgebung in Berlin (Foto: dpa)
Beide Lager getrennt halten: Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im EinsatzBild: picture-alliance/dpa

Angriffe verhindert

Den Teilnehmern standen mehrere hundert Gegendemonstranten gegenüber, auf deren Seite "Lang lebe Israel" skandiert und die israelische Flagge geschwenkt wurde. Immer wieder versuchten Teilnehmer der pro-palästinensischen Kundgebung, Gegendemonstranten anzugreifen. Die Polizei konnte beide Lager jedoch voneinander getrennt halten.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, verteidigte auf einer Gegenkundgebung die Angriffe seines Landes auf den Gazastreifen, wogegen viele Menschen auch an diesem Tag protestierten. "Es ist unser Recht und unsere Pflicht, uns gegen Provokationen zu verteidigen", sagte Hadas-Handelsman.

Aufruf gegen Antisemitismus

Zahlreiche Politiker und Organisationen hatten gegen judenfeindliche Parolen protestiert, wie sie bereits im Vorfeld bei anderen Kundgebungen gegen die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen lautgeworden waren. Auf der Titelseite der auflagenstärksten deutschen Zeitung "Bild" sprachen sich Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport gegen Antisemitismus aus, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel und VW-Chef Martin Winterkorn. Bundesjustizminister Heiko Maas sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Jeder der sich auf diese Weise mit dem Judentum anlegt, legt sich auch mit dem deutschen Rechtsstaat an."

Auch mehrere islamische Verbände hatten vor judenfeindlichen Ausfällen gewarnt, dabei aber verlangt, man müsse die Politik Israels ablehnen dürfen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung mittels friedlicher Demonstrationen dürfe nicht missbraucht werden, um Antisemitismus zu predigen, erklärte die Kurdische Gemeinde Deutschland.

"Man muss Israels Politik kritisieren dürfen"

Frauen mit palästinensischer Flagge bei Kundgebungen am "Al-Kuds-Tag" in Berlin (Foto: dpa)
Heftige Emotionen: Demonstranten schwenken die palästinensische FlaggeBild: picture-alliance/dpa

Die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan, sagte im Deutschlandradio Kultur: "Wir haben uns immer davon distanziert, Juden im Allgemeinen anzugreifen und zu beleidigen. Aber es muss auch möglich sein, die israelische Politik, genauso wie die Politik anderer Länder, zu kritisieren."

Der "Al-Kuds-Tag" ist eine Propaganda-Erfindung aus dem Iran. 1979 hatte der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini zu Aufmärschen am letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan aufgerufen, um Hass gegen Israel zu schüren. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem. Der "Al-Kuds-Tag" soll an die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967 erinnern. Auf Kundgebungen wird dann in zahlreichen islamischen Staaten die "Befreiung von den zionistischen Besatzern" gefordert. Weltweit haben auch an diesem Freitag tausende Menschen anlässlich des "Al-Kuds-Tages" gegen Israel protestiert, so etwa im Iran, in Jordanien, im Libanon und im Westjordanland.

jj/wa (dpa, afp)