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Auctionata rüstet auf

Stefan Mey13. Mai 2014

Der Onlinehandel will sich jetzt auch bisher netzresistente Märkte wie den Kunsthandel einverleiben. Das junge Berliner Onlineauktionshaus Auctionata investiert Millionen, um ganz vorne mit dabei zu sein.

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Auctionata Screenshot
Bild: Auctionata

Auctionata verdient Geld mit Online-Versteigerungen von Kunstwerken und Sammlerstücken. Gerade hat die Firma erneut 21,5 Millionen Euro in ihre Expansion investiert. Im US-amerikanischen Silicon Valley sind das "Peanuts", für ein deutsches Internet-Unternehmen ist es ein respektabler Betrag. Mit dem neuen Geld will Auctionata technologisch weiter aufrüsten und damit die Digitalisierung des Kunstmarkts vorantreiben.

Neben Kunst und Antiquitäten versteigert und verkauft Auctionata auch teure Weine und Uhren. Für jede Produktkategorie gibt es eine Abteilung vor Ort in Berlin, die die Werke begutachtet, überprüft und schätzt. Und dann verfügt Auctionata noch über ein weltweit verteiltes Netzwerk von 250 Experten mit speziellen Fachkenntnissen.

Wenn Auctionata ein Stück aufnehmen will, wird entschieden, ob es mit einem Festpreis im Webshop angeboten oder in regelmäßig stattfindenden Sammel-Auktionen versteigert wird. Für diese Live-Auktionen gibt es ein eigenes, kleines Fernsehstudio. Von dort aus werden die Versteigerungen gestreamt, stilecht mit Pult und Holzhammer für den Auktionator. Mitte April wurden so Gemälde des 19. Jahrhunderts verkauft, 29 Objekte, für die zwischen 700 und 32.000 Euro gezahlt wurden.

Auktions-Hammer im Auktionshaus Peter Karbstein
Bei Auctionata kommen die Kunstobjekte unter den digitalen HammerBild: picture-alliance/dpa

Die Crux von Onlineauktionen

Stefan Horsthemke von der Kunstberatungs-Agentur "State of the Art - International Art Advisory" findet das Konzept prinzipiell interessant, sieht aber einige Probleme bei Online-Versteigerungen. Zum einen fehle das vertraute Ambiente einer "echten" Auktion, bei der man ein Werk live sehen und vor Ort mitbieten kann. Bei einer Online-Auktion werde die Qualität eines Kunstwerks in der Regel nur anhand eines Fotos beurteilt, was dem Wert der online versteigerbaren Werke deutliche Grenzen setze: "Darin liegt die Crux bei Onlineauktionen - egal wie gut diese gemacht werden. Bei einem Preisrahmen bis maximal 3.000 oder 4.000 Euro kann man eine Arbeit anhand eines Fotos vielleicht noch beurteilen. Bei einem höheren Wert wird es gerade für den gelegentlichen Kunstkäufer schwierig."

Auch das Traditionshaus Christie's führt mittlerweile reine Onlineauktionen durch. 2011 wurden dort auf diese Weise Stücke aus dem Nachlass von Elizabeth Taylor versteigert. Dirk Boll, Europa-Chef von Christie's und Kunstmarkt-Professor an der Universität Hamburg, ist dennoch nicht ganz glücklich mit Onlineauktionen: "Kunst will erlebt werden, und das ist der Nachteil der Internetvermittlung. Das Original mit seiner Aura und seiner Dreidimensionalität wirkt eben doch anders als die digitale Reproduktion." Er verweist aber darauf, dass auch in traditionellen Auktionshäusern schon seit Jahrzehnten immer wieder auf der Grundlage von Katalog-Abbildungen gekauft wird, beispielsweise an Telefonbieter.

Großbritannien Kunst Malerei von Francis Bacon versteigert bei Christie's in London
Das Londoner Autionshaus Christie's versteigert auch onlineBild: Reuters

Auctionata rüstet technologisch auf

Mit der jüngsten Kapitalspritze will Auctionata-Chef Alexander Zacke das Erlebnis einer Online-Auktionen verbessern. "Wir fragen uns seit geraumer Zeit: Wie können wir die Zuschauer aus der ganzen Welt so in das digitale Auktionshaus bringen, dass das gleiche Feeling entsteht, wie wenn man physisch im Raum ist?"

Die zweite Baustelle ist eine automatisiertere Schätzung von Okjekten: "Die großen Internet-Unternehmen sind dadurch erfolgreich geworden, dass sie in der Lage waren, komplexe Anfragen elektronisch zu verarbeiten. Das ist auch der Weg, den Auctionata gehen muss. Wir wollen den Schätzungsprozess effizient digitalisieren." Ins Detail gehen will Zacke nicht, vielleicht kann er es schlicht auch noch nicht. Es wird aber wohl darauf hinauslaufen, dass auch bei der Bewertung von Kunst Algorithmen eine immer größere Rolle spielen werden.

Daneben soll ein Teil des Kapitals auch die Reserven des Unternehmens erhöhen, um in der finanzstarken Kunstmarkt-Branche glaubwürdiger zu werden. Im Zuge der internationalen Expansion ist zudem ein zweites Fernsehstudio in New York geplant, von dem aus Live-Versteigerungen angeboten werden können.

Auctionata Alexander Zacke
Alexander Zacke, CEO von AuctionataBild: Wahluniversum/Auctionata

Welche Zielgruppe?

Wie die Zukunft von Auctionata genau aussieht, fragt sich auch der Kunstmarkt-Berater Horsthemke. Besonders irritiert ihn die unklare Zielgruppe: "Fokussiert sich Auctionata lediglich auf niedrigpreisige Kunst, macht das Konzept Sinn. Damit werden sie aber kaum auf die Umsatzzahlen kommen, die sie brauchen, um den ambitionierten Businessplan zu erfüllen. Dafür müssten sie mehr, viel mehr verkaufen."

Eine klare Antwort will Zacke nicht geben. Auctionata steuere das Wachstum nicht. Wenn ihnen hochwertige Uhren angeboten werden, die für eineVersteigerung geeignet sind, versteigern sie die eben, Markt sei Markt, so Zacke: "Was Sie in den Live-Auktionen und im Shop sehen, ist das Spiegelbild dessen, was die Verkäufer verkaufen wollen."