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Auch China bietet Japan Hilfe an

14. März 2011

Die Beziehungen zwischen China und Japan sind belastet. Nun hat Peking Hilfe angeboten und angesichts der Katastrophe sein Mitgefühl für die Opfer ausgedrückt. Könnte sich das Verhältnis der beiden Staaten verbessern?

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Zerstörtes Sendai (Foto: AP)
Eine Nation im Schockzustand: Hunderttausende haben ihr Heim verlorenBild: AP

Die schrecklichen Bilder von der massiven Zerstörung in Japan und die Angst, dass sich in dem Land eine Nuklearkatastrophe bislang unbekannten Ausmaßes ereignen könnte, haben weltweit zu einer Welle von Sympathie und Hilfsbereitschaft für Japan geführt. Auch China hat Hilfe geschickt, obwohl das Land ein nicht ganz unbelastetes Verhältnis zu Japan hat.

Chinas Politiker drückten ihr Beileid aus

Drei Polizisten begleiten eine alte Frau mit Fahrrad im Katastrophengebiet (Foto: AP)
Mitglieder der japanischen Selbstverteidigungskräfte sind im Katastrophengebiet eingesetztBild: AP

Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao drückte am Montag (14.03.2011) sein Mitgefühl für die Menschen in Japan aus: "Als 2008 das Erdbeben im chinesischen Sichuan passierte, hat Japan ein Hilfsteam geschickt" sagte Wen zum Abschluss des Volkskongresses in Peking. China will sich nun offensichtlich erkenntlich zeigen. Ein erstes Hilfsteam ist bereits am Sonntag nach Japan aufgebrochen, weitere Hilfslieferungen sollen folgen. Auch Chinas Staatspräsident Hu Jintao reagierte auf die Erdbebenkatastrophe in Japan. In einem Schreiben an den japanischen Kaiser sprach er den Opfer sein Beileid aus.

Japan ist angesichts Chinas Aufstieg nervös

Dennoch bleibt abzuwarten, ob die Beileidsbekundungen das Verhältnis zwischen beiden Ländern wirklich ändern werden. Denn zwischen den zwei Nationen schwelen sowohl aktuelle als auch tiefgreifende, historische Konflikte. Japan reagiert angespannt auf Chinas gewaltiges Wachstum: Im wirtschaftlichen, politischen und militärischen Bereich. Dass China seinen Rüstungshaushalt für das kommende Jahr erneut massiv aufstockt, macht japanische Politiker nervös.

Wen Jiaobao hinter Mikrofonen (Foto: AP)
Chinas Ministerpräsident Wen Jiaobao drückte sein Mitgefühl ausBild: AP

Hinzu kommt, dass China gegenüber dem asiatischen Nachbarn gerne die Muskeln spielen lässt. Zuletzt im vergangenen September: Beide Staaten gerieten damals angesichts eines Territorialstreits um eine Inselgruppe aneinander. Peking brach auf vielen Kanälen die Kontakte zu Japan ab, das Land stoppte schließlich sogar die Lieferung der für Japan wichtigen Seltenen Erden.

Die historischen Konflikte schwelen noch immer

Historisch belastet sind die Beziehungen seit rund einhundert Jahren. Im Zuge seiner Expansionspolitik rückte Japan damals auch auf das chinesische Festland vor. Am schwersten wiegt dabei das sogenannte Nanking-Massaker aus dem Jahr 1937. Die japanische Armee nahm die Stadt damals ein und verübte anschließend ein Massaker an der Zivilbevölkerung. Chinesische Quellen sprechen von bis zu 200.000 Todesopfern.

Japan habe seine Schuld anschließend jedoch nie thematisiert, sagen Kritiker. Sie werfen dem Land vor, die eigene Vergangenheit nicht aufgearbeitet und die im Krieg verübten Gräuel weitgehend unter den Teppich gekehrt zu haben. Es bleibt daher abzuwarten, ob die Katastrophe zu einem Gefühl der Solidarität führen wird und das angespannte Verhältnis zwischen beiden Staaten verändern kann.

Autorin: Silke Ballweg

Redaktion: Thomas Kohlmann