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Entsorgung von Atommüll wird viel teurer

Gero Rueter21. April 2015

Die Entsorgung des Atommülls könnte deutlich teurer werden. Experten warnen vor den Risiken für den deutschen Staat. Die Entsorgung dauert zudem noch Jahrzehnte und damit steigt die radioaktive Gefahr.

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Atommüll Fässer in Morsleben (Foto: dpa).
Bild: picture-alliance/dpa

Die Kosten für den deutschen Atommüll drohen deutlich höher auszufallen als bisher angenommen. In den nächsten Jahrzehnten könnten die Ausgaben sogar auf 50 bis 70 Milliarden Euro ansteigen, sagte Michel Müller (SPD), Vorsitzender der Endlager-Such-Kommission des Bundestages gegenüber der "Frankfurter Rundschau". Die vier Stromkonzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall haben für Abriss und Entsorgung jedoch nur rund 36 Milliarden Euro zurückgelegt. Auf den Deutschen Staat und für die Steuerzahler kommen deshalb "erhebliche finanzielle Risiken zu", warnt Müller. Das würden auch auch Untersuchungen des Bundeswirtschaftsministeriums zeigen.

Der Prozess der Einlagerung bis zum Jahr 2170?

2013 verabschiedete der deutsche Bundestag das Standort-Suchgesetz. Bis Mitte 2016 soll die Expertenkommission den Neustart der Endlagersuche vorbereiten und 2018 die Suche nach möglichen Standorten in Deutschland beginnen. Nach bisheriger Planung soll 2031 die Regierung über den endgültigen Standort entscheiden und dann sollen die Bauarbeiten für das Endlager starten.

Michael Müller (SPD) (Foto: Copyright: cc-by/JCS).
Michael Müller, Vorsitzender der EndlagerkommissionBild: cc-by/JCS

Ziel der Bundesregierung ist es, den Atommüll sicher für eine Million Jahre zu lagern. Darüber hinaus soll der Prozess der Standortsuche transparent sein und die Bevölkerung einbezogen werden.

Nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, könnte jedoch frühestens 2050 mit der Endlagerung des hochradioaktiven Abfalls begonnen werden - und das hält er noch für "sehr ambitioniert". In einem aktuellen Papier der Kommission prognostizieren die Experten, dass die Einlagerung des hochradioaktiven Atommülls 30 bis 80 Jahre dauert und der Prozess der Einlagerung erst zwischen 2075 und 2130 endet. Mit der endgültigen Schließung des Endlagerbergwerks rechnen die Experten erst "zwischen 2095, 2170 oder später".

Folgen des Risikos werden unterschätzt

Derzeit lagert der hochradioaktive Atommüll in 16 oberirdischen Zwischenlagern. Michael Sailer, Kommissionsmitglied und Experte für Reaktorsicherheit, warnt vor dieser jahrzehntelangen Zwischenlagerung. Denn: Die Brennelemente drohten durch Alterungsprozesse langfristig instabil zu werden und es bestehe die Gefahr der Freisetzung von viel Radioaktivität durch Krieg oder Terrorismus. Niemand könne sicher sein, dass Deutschland in 80 Jahren noch so sicher sei wie heute. "Die Zwischenlagerung als quasi Dauerzustand hinzunehmen, würde künftige Generationen unverantwortlich belasten", mahnt Sailer.

Nach Tschernobyl und Fukushima wird für Michael Müller nun die zweite Schattenseite der Atomkraft sichtbar. Die Probleme des Atommülls hat "beim Start der Atomenergie keiner bedacht", so Müller gegenüber der DW. Zudem würde nun klarer, "dass die Kostenberechnungen der Vergangenheit sicherlich nicht ausreichen wird. Als großes Problem sieht er die fehlende Reflektion über diese Technik. "Nirgendwo wurde eine ernsthafte Diskussion über die Folgen geführt."

Nach seiner Einschätzung ist das ein weltweites Problem, das nur durch kurzfristige Entscheidungen noch verschärft wird. "Heute werden fast alle Entscheidungen unter dem Druck der kurzen Perspektive gefällt", so Müller. "Deshalb müssen wir Mechanismen einführen, die die langfristigen Folgen einbeziehen, um so zu einem höheren Grad an Weitsicht zu kommen."