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Athen muss weiter zittern

17. Oktober 2012

Die Troika der internationalen Geldgeber hat ihre Verhandlungen in Griechenland abgeschlossen. Grünes Licht für neue Milliarden gibt es aber noch nicht. Deutschland plant ein Sperrkonto für Athen.

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Zersägte Euro-Münze aus Griechenland (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es gebe mit den griechischen Behörden zwar Einigkeit über die meisten Spar- und Reformvorhaben, doch weitere Diskussionen seien nötig, berichtete die EU-Kommission am Mittwochabend in Brüssel. Eine Vereinbarung auf Beamtenebene sei für die nächsten Tage geplant. Es gebe auch Gespräche über "Finanzierungsthemen" zwischen den Geldgebern und Athen. Unterdessen haben die Gewerkschaften in Griechenland zu einem Generalstreik an diesem Donnerstag aufgerufen. Sie wollen damit gegen die Sparmaßnahmen protestieren, zu denen sich die Regierung im Gegenzug für internationale Milliardenhilfen verpflichtet hat.

Deutschland für schärfere Kontrollmechanismen

Ein positiver Bericht der Troika aus Vertretern von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) ist Voraussetzung für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche von 31,5 Milliarden Euro an das pleitebedrohte Euro-Land. Der EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel wird jedoch keine Entscheidungen zu Griechenland treffen können, da der Bericht der Geldgeber fehlt.

Sperrkonto für Hilfsmilliarden

Deutschland will bei den Milliarden-Rettungshilfen für Griechenland die Zügel straffer anziehen. Wie aus Koalitionskreisen verlautete, will Berlin, dass die nächste Kredittranche auf ein Sonderkonto gezahlt wird, auf das die griechische Regierung nur eingeschränkten Zugang hat. Das Geld von dem Sperrkonto dürfe ausschließlich dafür verwendet werden, Kredite an internationale Geldgeber zurückzuzahlen. Geld für Löhne, Renten und Sozialleistungen müsse Griechenland selbst erwirtschaften. Auf diese Weise soll weiter Druck auf Athen ausgeübt werden, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen.

Studie: "Grexit" beschert Wachstumseinbußen von 17,2 Billionen Euro

Berlin hatte zuletzt bekräftigt, Athen im Euro-Raum halten zu wollen. Ziel ist es dem Vernehmen nach, dass Athen das erhaltene Geld nicht nach eigenen Vorstellungen ausgeben kann und vorrangig seine Schulden bei den internationalen Kreditgebern bedient. Kommt Athen mit dem Geld nicht aus, muss es selbst die Lücke füllen. Kontrolliert werden sollte dies entweder von der Troika der Geldgeber, der Europäischen Zentralbank (EZB) oder dem EU-Währungskommissar.

Was würde der Euro-Austritt Griechenlands kosten?

Ein Austritt Griechenlands ("Grexit") aus der Eurozone könnte nach Einschätzung von Experten die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen. Nach einer Studie der Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung würden die 42 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2020 Wachstumseinbußen in Höhe von insgesamt 17,2 Billionen Euro erleiden. Das wäre der Fall, wenn die Anleger als Folge auch Spanien und Italien das Vertrauen entzögen und es dort ebenfalls zu Staatsbankrotten käme. Die internationale Staatengemeinschaft sollte daher einen Staatsbankrott und Euroaustritt Griechenlands verhindern, um die damit verbundenen möglichen Dominoeffekte zu vermeiden.

Deutschland müsste der Prognos-Studie zufolge allein bei einem Austritt Griechenlands aus dem Währungsraum bis 2020 mit 73 Milliarden Euro Einbußen bei der Wirtschaftsleistung rechnen. Dazu kämen 64 Milliarden Euro Einmalkosten für den "Grexit" durch Abschreibungen auf Forderungen privater und öffentlicher Gläubiger. Griechenland käme die Rückkehr zur Drachme weitaus teurer: Den Berechnungen zufolge müsste sich das Land auf 164 Milliarden Euro Wachstumsverluste bis 2020 einstellen.

sti/qu/hp (afp, dapd, dpa, rtr)