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Armstrong verliert seine Toursiege

Joscha Weber (mit sid/dpa)22. Oktober 2012

Der Radsport-Weltverband streicht die sieben Siege von Lance Armstrong bei der Tour de France und erkennt damit die Beweise der US-Anti-Doping-Agentur an. Eine Versicherung erhebt eine Millionen-Forderung gegen ihn.

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Lance Armstrong auf der Tour de France im Juli 2005 (Foto: dpa)
Radrennsport - Lance ArmstrongBild: picture-alliance/dpa

Das Denkmal ist endgültig gestürzt: Lance Armstrong verliert seine sieben Titel bei der Tour de France. Der Radsport-Weltverband UCI erkannte dem US-Amerikaner seine Erfolge ab. Die UCI erkennt damit das Urteil der US-Anti-Dopingagentur USADA an, die in einem rund 1000 Seiten starken Bericht Lance Armstrong und seinem früheren US Postal-Rennstall Doping nachgewiesen hatte. Damit verliert der 41 Jahre alte Radstar nicht nur die Toursiege zwischen 1999 bis 2005, sondern sämtliche Ergebnisse seit dem 1. Januar 1998. Zudem sperrte die UCI ihr einstiges Aushängeschild Lance Armstrong lebenslang.

"Lance Armstrong hat keinen Platz mehr im Radsport"

"Wir erkennen alle Sanktionen des USADA an und erkennen Armstrong alle Erfolge ab. Lance Armstrong hat keinen Platz mehr im Radsport. Er muss vergessen werden", sagte UCI-Präsident Pat McQuaid während einer Pressekonferenz in Genf. Ob Armstrong auch alle gewonnenen Preisgelder zurückzahlen muss, wollte McQuaid nicht sagen. Dies werde erst am kommenden Freitag (26.10.2012) beschlossen. Tour-Chef Christian Prudhomme kündigte bereits an, die Prämien von Armstrong zurückzufordern: "Das Reglement der UCI ist in diesem Fall eindeutig." Allein für seine Gesamtsiege hatte Armstrong rund drei Millionen Euro kassiert. Die texanische Versicherungsgesellschaft SCA Promotions fordert von Armstrong gar die Rückerstattung von 7,5 Millionen Dollar (5,76 Millionen Euro).

Geklärt werden sollte am Freitag auch die Frage, ob Armstrongs Titel nun an die jeweils Zweitplatzierten der Jahre 1999 bis 2005 weitergegeben werden oder nicht. Der deutsche Ex-Profi Jan Ullrich – Tourzweiter 2000, 2001 und 2003 – hatte bereits angekündigt, kein Interesse an Armstrongs Toursiegen zu haben.

Pat McQuaid (Foto: Reuters)
UCI-Präsident Pat McQuaid will, dass der Radsport Lance Armstrong "vergisst"Bild: Reuters

"Das ist die größte Krise, in der sich der Radsport jemals befand“, meinte Pat McQuaid zu den Folgen des Falls Armstrong. "Unser Sport schwebt in Gefahr und wir müssen zusammenarbeiten, um ihn zu retten." Auf die Frage, ob sich der Radsport jemals vom Doping befreien kann, antwortete er: "Ich möchte ehrlich sein: Ich glaube nein." Das Dopingproblem des Radsports könne aber "sehr stark reduziert werden". Gleichzeitig schloss McQuaid persönliche Konsequenzen aus: "Ich werde nicht als UCI-Präsident zurücktreten."

"Wir brauchen die Hilfe der Polizei im Kampf gegen Doping"

Der UCI-Präsident bedankte sich bei den Fahrern, die vor der US-Anti-Dopingagentur "die Wahrheit gesagt" haben. Er machte aber auch klar, dass sich die UCI zunächst auf den Fall Lance Armstrong konzentriert habe. Verfahren gegen weitere des Dopings überführte Fahrer werden folgen. Als Konsequenz der Affäre Armstrong, die durch eine staatliche Ermittlung erst aufgedeckt werden konnte, machte McQuaid klar: "Wir brauchen die Hilfe der Polizei im Kampf gegen Doping". Noch aber haben viele Länder - darunter Deutschland - kein Anti-Dopinggesetz, das zur strafrechtlichen Verfolgung von Doping erforderlich ist.

Lance Armstrong nach einer Dopingkontrolle in Les-Deux-Alpes nach der 15. Etappe der Tour de France 2002 (Foto: Archivbild dpa)
Dopingkontrolle bei der Tour de FranceBild: picture-alliance/dpa