Arbeitsverbot für Ausländer im Südsudan
16. September 2014Das Arbeitsverbot wurde in mehreren südsudanesischen Zeitungen veröffentlicht. Betroffen sind ausländische Mitarbeiter jeglicher Unternehmen, also auch etwa in der Finanz- und Ölbranche, dem Telekommunikations- und Tourismussektor. Das Verbot gilt ausdrücklich auch für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Sie alle müssen bis spätestens zum 15. Oktober ihren Platz räumen. Alle Stellen von der Empfangsdame bis hin zu Firmenchefs sollen öffentlich ausgeschrieben und mit "kompetenten südsudanesischen Staatsbürgern" besetzen werden, berichtete der lokale Sender Radio Tamazuj.
Das Arbeitsverbot solle dazu dienen, "die Rechte und Interessen der Menschen im Südsudan zu schützen", zitierten lokale Medien eine Mitteilung der Behörden. Schon in der Vergangenheit wurden Händler und Arbeiter aus den Nachbarländern Kenia und Uganda verfolgt. Allerdings sind insbesondere die Beziehungen zwischen der Regierung und einigen Hilfsorganisationen gespannt, seit Präsident Salva Kiir im Juli angeordnet hatte, keine Berichte über eine drohende Hungersnot mehr herauszugeben, die vorher nicht von ihm genehmigt wurden. Hilfsorganisationen in dem trotz Ölvorkommen bitterarmen Land warnen schon länger vor einer Hungerkatastrophe.
Noch mehr Armut und Gewalt?
Dementsprechend dramatisch können die Folgen des Arbeitsverbots sein. Der Chef der Hilfsorganisation Oxfam, Tariq Riebl, sagte im französischen Auslandfunk RFI, dass bis zu sieben Millionen Südsudanesen von Hilfe abhängig seien. Kein Land sei in der Lage, eine derartige Herausforderung alleine zu bewältigen.
Vielen Südsudanesen, die die Arbeitsplätze der ausländischen Mitarbeiter übernehmen sollen, fehlen zudem jegliche Voraussetzungen für die Übernahme der neuen Aufgaben. Nur knapp jeder vierte dort kann nach Schätzungen der Vereinten Nationen überhaupt lesen und schreiben.
"Es ist verstörend, dass die Regierung während einer schweren humanitären Krise ausgebildete Entwicklungshelfer ausweisen will", erklärte auch die Nichtregierungsorganisation Global Witness. Sie warf der Regierung in Juba die "totale Missachtung" von 1,3 Millionen Bürgerkriegsflüchtlingen vor. Auch die Wirtschaft werde durch das Verbot weiter abgewürgt.
Im Südsudan, der sich 2011 vom Sudan lossagte, sind seit Dezember 2013 ethnische Rivalitäten zwischen Präsident Kiir und seinem politischen Widersacher Riek Machar wieder aufgekeimt. Bei den gewaltsamen Ausschreitungen wurden bereits tausende Menschen getötet.
chr / gmf (dpa, epd, afp)