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Arbeitsmarkt: 2015 kaum neue Stellen

7. Januar 2015

Die Bundesagentur gibt sich zurückhaltend: Der Abbau der Arbeitslosigkeit wird 2015 aus ihrer Sicht etwas an Tempo verlieren. Für Jobsucher ohne Schulabschluss und Ausbildung bleibt die Lage schwierig.

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Frank-Jürgen Weise,Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Arbeitslose werden nach Befürchtungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) in diesem Jahr nur wenig von dem erwarteten Beschäftigungsboom profitieren. Trotz der guten Zahlen im Dezember gehe er im neuen Jahr bei den Erwerbslosen im Schnitt lediglich von einem Rückgang um 20 000 auf 2,88 Millionen aus, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise (Foto oben) am Mittwoch in Nürnberg. Im Jahr 2014 war die Zahl der Erwerbslosen dagegen um 52.000 gesunken.

Zwar wird die Beschäftigung auch 2015 weiter wachsen - wenn auch langsamer als 2014. "Wir sind aber vorsichtig bei unseren Annahmen für die Arbeitslosigkeit, weil wir beobachtet haben, dass der Zuwachs an Beschäftigung sich nicht unbedingt bei der Arbeitslosenzahl niederschlägt", erläuterte Weise. Neu geschaffene Stellen waren in den vergangenen zwei Jahren häufig an qualifizierte Zuwanderer oder Rückkehrer aus der Elternzeit gegangen. Hingegen hatten nur wenige Langzeitarbeitslose von dem Jobaufbau profitiert. Ihnen fehlte laut Bundesagentur oft die erforderliche Qualifikation für die angebotenen Stellen. Neue Förderprogramme sollen daher künftig die Jobchancen der rund eine Million Langzeitarbeitslosen verbessern.

Blick auf das Gesamtjahr 2014

Die leichte Konjunkturerholung und das über weite Strecken milde Winterwetter hatten Deutschland zum Jahresende 2014 die niedrigste Dezember-Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung beschert. Mit 2,764 Millionen unterschritt die Erwerbslosenzahl laut BA selbst den bisher niedrigsten Dezemberstand vom Jahr 1991.

Zwar nahm die Zahl der Erwerbslosen im Dezember jahreszeitlich bedingt um 47.000 zu. "Der Anstieg fiel aber dieses Mal geringer aus als in den letzten Jahren", hob Weise hervor. Zudem seien am Jahresende rund 110.000 Menschen weniger bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern registriert gewesen als im Dezember 2013. Die Arbeitslosenquote stieg von November auf Dezember um 0,1 Punkte auf 6,4 Prozent.

Beim Blick auf das Gesamtjahr 2014 schlägt der deutsche Arbeitsmarkt alle Rekorde: Mit durchschnittlich 2,892 Millionen rutschte die Zahl der Erwerbslosen auf einen neuen Tiefstand - und konnte selbst die bisherige Bestmarke vom Jahr 1991 unterschreiten. Die Jahresarbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 6,7 Prozent.

Arbeitslosigkeit im Euroraum verharrt auf hohem Niveau

Derweil verharrte die Arbeitslosigkeit im Euroraum auf hohem Niveau. Nach den jüngsten Daten vom November lag die Arbeitslosenquote in den Ländern mit der gemeinsamen Währung den vierten Monat in Folge bei 11,5 Prozent, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Insgesamt waren 18,394 Millionen Männer und Frauen in den mittlerweile 19 Euro-Ländern ohne Job.

BA-Chef Weise zeigte sich mit der Vorjahres-Entwicklung in Deutschland zufrieden: "Trotz geringer wirtschaftlicher Impulse waren 2014 weniger Menschen arbeitslos als ein Jahr zuvor, die Beschäftigung ist kräftig gestiegen, und die Einstellungsbereitschaft lag auf hohem Niveau."

Dennoch sieht die Bundesagentur weiterhin Risiken für den Arbeitsmarkt, schätzt sie aber als gering ein. "Viele Krisen und Unsicherheiten haben sich schon im vergangenen Jahr als gefühlte Unsicherheiten erwiesen", gab Weise zu bedenken. Wie positiv sich der Arbeitsmarkt aktuell entwickelt, zeigt nach Weises Einschätzung unter anderem die weiterhin steigende Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland. So legte die Zahl der Erwerbstätigen nach den jüngsten Daten vom November um 11.000 auf 43,10 Millionen zu. Binnen Jahresfrist ist dies ein Plus von 411.000. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wuchs von September auf Oktober um 42 000 auf 30,70 Millionen. Damit hatten 524.000 Menschen mehr einen regulären Job als im Vorjahr.

Bundesarbeitsministerin voller Tatendrang

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will den derzeitigen Tiefstand bei der Arbeitslosigkeit nutzen, um "den Kern der Arbeitslosigkeit zu knacken". Das Haupthindernis, eine unzureichende Qualifizierung, müsse bekämpft werden, sagte Nahles in Berlin.

Kritisch sehen die Oppositionsparteien die Lage. Nach Ansicht der Linkspartei im Bundestag zeigt die BA-Statistik, dass es Langzeitarbeitslose am Arbeitsmarkt weiterhin schwer haben. "Viele der neuen Jobs sind unsicher und niedrig entlohnt", kritisierte die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann zudem. Auch die Grünen im Bundestag sehen auf dem Arbeitsmarkt viele ungelöste Probleme. So seien die Chancen für ältere Arbeitslose weiterhin schlecht.

ul/dk (dpa)