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Luftfahrt Air Berlin

19. Dezember 2011

Kurz vor Weihnachten bekommt die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin ein schönes Geschenk. Mit der arabischen Airline Etihad steigt der dringend benötigte finanzstarke Partner ein.

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Symboldbild Air Berlin und Etihad (Quelle: Air berlin/Etihad/DW)
Etihad, die Airline der Vereinigten Arabischen Emirate steigt groß bei Air Berlin einBild: Airberlin/Etihad/DW

Für den neuen Vorstandschef von Air Berlin, Hartmut Mehdorn, könnten es entspannte Weihnachtstage werden. Der einstige Chef der Deutschen Bahn, der erst seit gut drei Monaten an der Spitze von Deutschlands zweitgrößter Airline steht, hatte nämlich schon einige Tage vor dem Fest seine Bescherung. Am Montagmorgen (19.12.2012) teilte Air Berlin mit, dass man mit Etihad eine "umfassende strategische Zusammenarbeit" vereinbart habe. Demnach wird die Fluglinie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Sitz in Abu Dhabi ihren Anteil an Air Berlin von derzeit rund drei Prozent auf knapp 30 Prozent erhöhen. Zusätzlich greift Etihad den Deutschen auch finanziell unter die Arme und stellt über die kommenden fünf Jahre Kredite von 255 Millionen Dollar zur Verfügung.

Einstieg ist "Glückgriff"

Das frische Geld und einen finanzstarken Partner hat Air Berlin bitter nötig. Die Gesellschaft war unter ihrem vorherigen Chef Joachim Hunold rasant gewachsen. Das Ergebnis der Expansion: Ein Schuldenberg von 600 Millionen Euro. Weil keine Besserung in Sicht war, musste Hunold im September seinen Posten räumen. Sein Nachfolger Hartmut Mehdorn wertet den Einstieg der Emirate als Glücksgriff: "Die strategische Partnerschaft mit Etihad Airways eröffnet einzigartige Möglichkeiten für die Zukunft unseres Unternehmens." Was man so sagt, wenn es ringsum brennt und dann doch noch die Feuerwehr kommt.

Zugang nach Europa

Hartmut Mehdorn, Chef von Air Berlin (Foto: picturealliance)
Von der Bahn zur Airline: Air-Berlin-Chef MehodrnBild: picture alliance/Sven Simon

Aus Sicht von Jürgen Pieper, Luftfahrt-Analyst beim Bankhaus Metzler, war es "sicher nicht die Attraktivität von Air Berlin, die Etihad zum Einstieg bewogen hat." Vielmehr habe sich hier eine günstige Gelegenheit ergeben, die einen guten Zugang zum europäischen Markt erlaube, so Pieper gegenüber DW-WORLD.DE. Für Air Berlin schaffe das zunächst "eine große Sicherheit", zumal Etihad wohl auch im Fall der Fälle Geld nachschießen würde. Etihad unterhält derzeit Partnerschaften zu 34 Airlines, die finanzielle Beteiligung an Air Berlin ist eine Premiere für die Gesellschaft vom Golf.

Abu Dhabi als Eingangstor

Etihad-Dreamliner Boeing 787 (Foto: picturealliance/dpa)
Noch ein Computerbild: Etihad-Dreamliner Boeing 787Bild: picture-alliance/dpa

Beide Airlines wollen ab dem Frühjahr gemeinsam Flüge anbieten, vor allem vom neuen Berliner Flughafen aus nach Abu Dhabi. Der Airport dort gilt als Drehkreuz nach Asien und Australien. Air Berlin wird seine bisherigen Aktivitäten in der Region von Dubai abziehen und nach Abu Dhabi verlegen. Aber auch Etihad-Chef James Hogan will von dem Einstieg profitieren: Schließlich erhalte man so den Zugang zu "weiteren 33 Millionen Passagieren." Deutschland, gelegen im Herzen Europas, ist ein lukrativer Markt für viele Airlines. "Zumal der Markt hier nicht so restriktiv ist wie der in den USA", sagt Analyst Jürgen Pieper. Dort sei ein finanzieller Einstieg in dieser Größenordnung rechtlich gar nicht möglich.

Starker Partner

Etihad ist eine der stark wachsenden Fluggesellschaften aus der Golfregion. Gerade erst hat das Unternehmen zehn weitere Boeing 787, genannt Dreamliner, geordert und kommt damit auf insgesamt 41 Bestellungen dieses Typs – mehr als jede andere Airline. Hingegen ist Air Berlin gerade dabei, sein Streckennetz auszudünnen, seine Flotte zu verkleinern und Bestellungen zu verschieben. Bereits vor zwei Wochen hatte das deutsche "Manager-Magazin" von einem möglichen Etihad-Einstieg bei Air Berlin berichtet. Das war damals aber von den Arabern noch als "fehlerhaft" zurück gewiesen worden. Vielleicht wollte man einfach nur warten, bis das Fest der Geschenke näher kommt.

Autor: Henrik Böhme (mit dpa)
Redaktion: Andreas Becker